Kurz & bündig

-Feldspritzenarbeiten sind für Lohnunternehmer herausfordernd.
-Es gelten hohe Ansprüche beim Gewässerschutz mit einem Reinigungs- und Befüllungsplatz.
-Kulturen können nach verschiedenen Produktions-systemen geführt werden.
-Mit einem Fragebogen melden die Kunden ihre Kulturen und das Produktionssystem an.

Vor rund 30 Jahren übernahm Hansruedi König aus dem bernischen Zuzwil den Spritzbetrieb einer Landwirtschaftlichen Genossenschaft und baute diesen weiter aus. Seit seinem unerwarteten Tod im Frühjahr 2014 führt seine Frau Rea König den Betrieb und erledigt die Administration. Die Pflanzenschutzarbeiten werden hauptsächlich durch Christoph König geplant und ausgeführt. Als Aushilfe unterstützt ihn Ueli König. [IMG 1]

Die Auflagen und Vorschriften an den Pflanzenschutz sind hoch, deshalb haben viele Landwirte diese Arbeiten ausgelagert. Nicht mehr jeder investiert in die Spritztechnik und in einen Befüll- und Waschplatz.

Das Feldspritzen gehört zu den anspruchsvollsten landwirtschaftlichen Arbeiten. Christoph König würde das zwar nie so sagen: Aber es braucht einiges, um eine Pflanzenschutz-Saison als Lohnunternehmer durchzuführen.

Nebst den technischen Fähigkeiten, die jeder Maschinenführer benötigt, muss jemand, der diese Arbeiten ausführt, die Pflanzenschutz-Produkte kennen und ein Pflanzenbau-Profi sein. Auch muss er die Zusammenhänge von Sorten, Dünger, Boden, Nährstoffversorgung und Wetter zu einer erfolgreichen Strategie zusammenführen können.

Nach der Saison ist vor der Saison

Kaum ist die eine Spritzsaison zu Ende, beginnt die Planung für das nächste Anbaujahr. Beim Lohnunternehmen König erhält jeder Kunde jeweils vor Weihnachten einen Fragebogen, auf dem er seine Spritzkulturen erfasst. [IMG 2]

Die Kunden melden dann ihre Kulturen zeitnah an. Dabei werden wichtige Angaben zu Kultur und Parzelle gemacht:

  • Name der Parzelle
  • Fläche
  • Sorte
  • Anbaustrategie
  • Gewässerabstand
  • pH-Wert des Bodens
  • Vorfrucht
  • Herbizid Verzicht
  • allfälliger Blühstreifen

Diese Daten werden nach Ackerkulturen zu einer Liste zusammengefasst. So ist in der Spritzsaison klar ersichtlich, was, wie und wo gespritzt werden muss. [IMG 3]

Genaue Angaben sind für Rea und Christoph König wichtig, da sie den Überblick erleichtern. Basierend auf den Daten, welche die Landwirte zurückmelden, werden die Spritzpläne mit dem Pflanzenschutz-Experten der Agroline besprochen und erstellt sowie die Bestellung der Pflanzenschutzmittel getätigt.

Die Kunden des Lohnunternehmens König haben auch die Möglichkeit, bei Fragen oder Problemen mit dem Berater der Agroline direkt Kontakt aufzunehmen und die Pflanzenschutzentscheide selbst zu treffen.

Christoph König bietet zwei Varianten an:

  • Der Kunde gibt dem Lohnbetrieb den Auftrag, selbständig die Kulturen zu beobachten und zu spritzen.
  • Der Kunde gibt dem Lohnbetrieb laufend die Aufträge je nach Bedarf und bestimmt, zu welchem Zeitpunkt gespritzt wird.

Das Wetter bestimmt den Tagesplan

Meistens startet die Saison mit dem ersten Temperaturanstieg gegen Ende Februar mit dem Beobachten des Stängelrüsslers im Raps. Je nach Witterungsverlauf folgt dann die Behandlung mit Herbizid im Wintergetreide und mit Totalherbizid vor Zuckerrüben. Beim Pflanzenschutz spielen viele Wetter-Faktoren eine Rolle, die genau beobachtet werden müssen. So darf je nach Kultur und Behandlung vor und nach dem Spritzen kein Frost erfolgen. Auf Temperaturen, Windverhältnisse, Luftfeuchtigkeit und Bodenfeuchte muss auch geachtet werden.

«Die Zeitfenster, um die Arbeit zu erledigen, sind oft klein, das Arbeitsvolumen unter Umständen aber gross. Da ist Geduld gefragt. Aus diesem Grund kommt es vor, dass der Spritzplan angepasst werden muss, um eine befriedigende Wirkung des Pflanzenschutzes zu erreichen», sagt Christoph König.

Um Abdrift durch Wind zu verhindern oder um Verdunstungsverluste bei zu starker Sonneneinstrahlung zu vermeiden, wird vermehrt in den frühen Morgenstunden oder abends gespritzt. Vom Lohnspritzer wird eine hohe Flexibilität verlangt. Auf Parzellen in Wohngebieten wird nach Möglichkeit vermieden, abends zu spritzen. König nimmt da besonders Rücksicht auf die Anwohner.

Alles dreht sich um den Befüll- und Waschplatz

Königs spritzen mit zwei Anbaufeldspritzen mit je 24 m Arbeitsbreite mit Section Control und 1200 l Behältervolumen. Die Spurbreite beträgt 150 Zentimeter. Je nach Bodenzustand und Kulturgrösse wird mit Doppelbereifung gefahren, um den Bodendruck zu reduzieren.

«Bis vor ein paar Jahren hatten wir die Möglichkeit, an bestimmten lokalen Hydranten Wasser zu entnehmen. So konnten unnötige Wegstrecken vermieden und wertvolle Zeit gewonnen werden. Durch die neuen Gewässerschutzmassnahmen ist dies nicht mehr möglich», bedauert Christoph König.

Nun muss jede Spritzenfüllung und Anmischung auf dem heimischen Befüll- und Waschplatz gemacht werden. Dieser ist gemäss den strengen Gewässerschutzauflagen realisiert worden.

Um den Auflagen zu entsprechen, musste ein gedeckter Waschplatz erstellt werden. Das anfallende Waschwassser wird nun in einem Schacht gesammelt, anschliessend in einer Kohlenfilteranlage gereinigt und in einem Tank gelagert.

Abo Stefan Iseli musste ein separates geschlossenes Gebäude mit Waschplatz bauen, damit kein Regenwasser in die Anlage gelangt. Sonst müsste dieses Wasser zusätzlich gereinigt werden. Dafür läuft diese Aktivkohle-Reinigungsanlage wetterunabhängig. Pflanzenschutzmittel Waschwasser von der Feldspritze mit Aktivkohle reinigen Friday, 1. September 2023 Diese Filteranlage wurde von der Firma Crea Beton hergestellt und wird auch durch sie unterhalten. Eine solche Anlage ist mit hohen Kosten verbunden, aber für einen Lohnunternehmer notwendig, um alle neuen Gewässerschutzauflagen zu erfüllen. Das gereinigte Waschwasser lässt sich für bestimmte Zwecke, wie beispielsweise das Spritzen von Totalherbizid, wieder verwenden.

Eine Kultur und viele Anbaustrategien

Durch Reduktionsmassnahmen von Labeln oder Pflanzenschutzmitteln gibt es immer mehr Spritzstrategien pro Kultur, wie beispielsweise bei Zuckerrüben und Winterweizen. Zudem können die gleichen Kulturen nicht immer gleichzeitig behandelt werden.

«Unsere Arbeit wird vor allem auch dadurch beeinflusst, wie die Frühlingssaaten ausgebracht werden können, besonders bei Zuckerrüben. Am einfachsten ist es für uns, wenn die meisten Flächen innerhalb weniger Tage bestellt werden. So überschneiden sich die Herbizid-Splitting-Anwendungen am wenigsten. Das erleichtert die Arbeit.»

Im Jahr 2023 war es jedoch ungünstig. Es gab Saaten vor und nach einer Regenphase und die Kulturen hatten unterschiedliche Stadien. Während die frühsten Parzellen bereits mit dem ersten Herbizid-Split behandelt wurden, waren Zuckerrüben auf anderen Parzellen noch gar nicht gesät.

Es werden höchste Ansprüche an die Spritzarbeit gestellt, Fehler müssen vermieden werden. Das Befüllen der Spritze wie auch das Anmischen der Spritzbrühe erfordert einen klaren Fokus bei der Ausführung.

Fünf Pflanzenschutz-Strategien bei Zuckerrüben

Standard-Liniensorten
Bei starkem Zuckerrübenerdfloh-Befall Behandlung mit Insektizid vor dem ersten Split, da der erste Herbizid-Split die Pflanzen an Frassstellen zusätzlich schädigen würde. Weiter erfolgen drei Herbizid-Behandlungen im Zeitraum der frischkeimenden Unkrautwellen. Bei Reihenschluss wird eine Bor-Blattdüngung gespritzt (Erhaltung der Pflanzengesundheit), danach nach Schadschwellen 1–3 Fungizide im Abstand von rund 21 Tagen.

4-Blatt-Liniensorten
Bei starkem Zuckerrübenerdfloh-Befall Insektizid (wie bei Standard), weiter 1–2 Herbizid-Behandlungen im Zeitraum der frischkeimenden Unkrautwellen bis das 4 Blatt Stadium erreicht ist, ab dann nur noch Bandspritzung und mechanische Unkraut Regulierung möglich. Bei Reihenschluss Bor-Blattdüngung und danach nach Schadschwellen 1 – 3 Fungizide im Abstand von rund 21 Tagen

Standard-«Conviso One»
Nur bei sehr starkem Zuckerrübenerdfloh-Befall Behandlung mit Insektizid, da das Herbizid pflanzenverträglicher ist. Weiter 1. Herbizid-Behandlung, wenn die Melde erste echte Blätter aufweist und nach 14–21 Tagen die2. Behandlung*. Bei Reihenschluss Bor-Blattdüngung und danach nach Schadschwellen 1– 3 Fungizide im Abstand von rund 21 Tagen.

IPS-«Conviso One»
Keine Zuckerrübenerdfloh-Behandlung gestattet, weiter 1. Herbizid-Behandlung, wenn die Melde erste echte Blätter aufweist und nach 14–21 Tagen die2. Behandlung*. Bei Reihenschluss ebenfalls Bor-Blattdüngung.

IPS-Liniensorten
Keine Zuckerrübenerdfloh-Behandlung gestattet, 3 Herbizid-Behandlungen im Zeitraum der frischkeimenden Unkrautwellen mit der Einschränkung, dass der Wirkstoff Lenacil nicht verwendet werden darf. Bei Reihenschluss ebenfalls Bor-Blattdüngung
* Im Lohnunternehmen König hat es sich bewährt, die Herbizidmenge auf zwei Behandlungen zu splitten.

Höchste Ansprüche, Zeitdruck und Risikokontrolle

Jede einzelne Hektare ist mit höchster Aufmerksamkeit zu behandeln. Ausserdem gibt es beim Spritzen auch ein Risiko, das man kontrollieren muss.

Wird beispielsweise Glyphosat vor Mais eingesetzt, muss es saisonbedingt oft schnell gehen. Dennoch muss die Arbeit über die ganze Parzelle präzis erfolgen, alle Bereiche müssen behandelt werden. Dank einer Schutzblache kann entlang von Parzellengrenzen Abdrift auf die Nachbarfelder verhindert werden. «Mit einer exakten Arbeitsweise erbringen wir einen wichtigen Beitrag zur Feldhygiene.»

Mit einer guten Feldhygiene wird vermieden, dass allenfalls später mit teuren Sonderbehandlungen Kulturen nachbehandelt werden müssen. Denn zusätzliche Behandlungen sind weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll.

Drei Pflanzenschutz-Strategien für Winterweizen
 
Extenso/IPS
Herbizidbehandlung DC 25–30

1 Fungizidstrategie (ehem. Berner Pflanzenschutzprojekt)
Herbizidbehandlung DC 25–30 mit Zusatz von Wachstumsregler, Fungizid im DC 39

Intensiv
Herbizidbehandlung DC 25–30, mit Zusatz von Wachstumsregler,erstes Fungizid kombiniert mit Wachstumsregler DC 31–32,zweites Fungizid DC 39 oder Vorfrucht Mais ohne Pflugeinsatz, Ährenbehandlung Vollblüte DC 65