Kurz & bündig
Untersaaten per Drohne werden präzise und bodenschonend direkt im stehenden Bestand ausgesät.
Der Erfolg hängt stark vom richtigen Saatzeitpunkt, von der passenden Mischung und den Wetterbedingungen ab.
Eine dichte Untersaat hilft, Unkraut zu unterdrücken, und verbessert die Bodenqualität.

Die Ernte steht kurz bevor – und dennoch wird bereits gesät. Eine Drohne steigt auf, fliegt über den reifenden Bestand und bringt Saatgut aus der Luft aus. Die Untersaat wird gezielt in den stehenden Bestand eingebracht – als Vorerntesaat. Was früher experimentell war, entwickelt sich für viele Betriebe zu einer praxisnahen Lösung: bodenschonend, flexibel und gut in den Arbeitsablauf integrierbar – allerdings nicht ohne Herausforderungen.

Drohnen werden im Pflanzenbau zwar auch für andere Anwendungen genutzt – etwa zur Ausbringung von Nützlingen oder Pflanzenschutzmitteln. Doch gerade das Säen von Untersaaten direkt in den Bestand rückt zunehmend ins Zentrum des Interesses.

Abo Die Fahrgasse des gestriegelten Feldes, elf Tage nach der Saat. Da die Gassen etwas mehr Licht bekommen, sind diese auch schon am weitesten entwickelt. Drohnen Aussaat aus der Luft: Wie der Hof Burren auf Drohnentechnik setzt Sunday, 6. July 2025 Laut David Aebi, Leiter Agrarpiloten und Innovationen bei Agroline, wurden 2024 rund 60 Hektaren mit Untersaaten per Drohne bestellt. Damit bleibt das Verfahren im Vergleich zu anderen Anwendungen zwar noch eine Nische – aber mit wachsendem Interesse aus der Praxis.  

Untersaat aus der Luft – eine Strategie mit Wirkung

Die gezielte Etablierung von Untersaaten per Drohne verfolgt gleich mehrere Ziele: Sie dient der Bodenbedeckung nach der Ernte, unterdrückt unerwünschte Spätverunkrautung und verbessert langfristig die Bodenstruktur. Gerade in Zeiten von intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und zunehmenden Extremwetterereignissen wächst das Interesse an bodenschonenden Lösungen wie Untersaaten – idealerweise, ohne die Felder zusätzlich befahren zu müssen.

Gleichzeitig eröffnet die Drohnensaat neue Spielräume bei der Fruchtfolgegestaltung. Zwischenfrüchte können so direkt im Bestand etabliert werden. Diese Effizienz macht das Verfahren besonders für Betriebe interessant, die hohe Schlagkraft mit bodenschonender Bewirtschaftung verbinden wollen.

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Keimung unter erschwerten Bedingungen

Eine der grössten Herausforderungen bei der Drohnensaat ist das sichere Auflaufen der Untersaat – besonders bei Trockenheit oder fehlendem Bodenkontakt. Tau oder Feuchtigkeit auf den Pflanzen können verhindern, dass die Samen den Boden erreichen.

Ideal sind leicht feuchte Böden und bereits abgetrocknete Bestände. Dunkelkeimer sind ungeeignet, Lichtkeimer hingegen benötigen ausreichend Licht – daher ist der richtige Saatzeitpunkt entscheidend.

Richtiges Timing ist entscheidend

Laut David Aebi ist das Zeitfenster für eine erfolgreiche Drohnensaat oft eng. Entscheidend ist das richtige Timing – abgestimmt auf Saatmischung und Anbausystem. Grob unterscheidet Aebi zwischen biologischem und konventionellem Anbau.

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Biologischer Anbau: Im biologischen Anbau stehen neben dem Bodenschutz und einem nachhaltigen Wassermanagement insbesondere Massnahmen zur Unkrautunterdrückung während der Vegetationsphase im Fokus. Daher wird die Untersaat in der Regel früh im Frühjahr ausgebracht. Auch eine spätere Aussaat zur Bekämpfung von Spätverunkrautung ist möglich. Häufig wird die Einsaat mit einem Striegeldurchgang kombiniert, um das junge Unkraut wirksam zu stören und die Untersaat schonend einzuarbeiten. Ein Striegeldurchgang ist jedoch nicht zwingend erforderlich – je nach Standortbedingungen und Unkrautdruck kann auch auf diese Massnahme verzichtet werden.

Konventioneller Anbau: Im konventionellen Anbau liegt der Fokus auf der Unterdrückung von Spätverunkrautung und Ausfallgetreide. Hier wird die Untersaat oft als Vorerntesaat mit der Drohne ausgebracht, wenige Tage vor der Ernte. Die passende Mischung kann dabei auch als Zwischenfutter genutzt werden. Früh gesäte Bestände wären zu weit entwickelt und damit meist ungeeignet.

So gelingt die Saat bei Weizen, Mais und Ackerbohne

Bei David Aebi und seinen Kunden haben sich folgende Saatzeitpunkte als geeignet erwiesen:

Winterweizen: Im biologischen Anbau wird im Frühling, meist zwischen März und April, gesät – häufig vor dem Striegeln, um die Untersaat optimal im noch offenen Bestand zu etablieren. Im konventionellen Anbau erfolgt die Saat hingegen häufig ein bis zwei Wochen vor der Ernte, um eine gute Startbedingung für die Folgekultur oder Begrünung zu schaffen.

Mais: Die Untersaat erfolgt idealerweise im 4–6-Blatt-Stadium (BBCH 14–16), also etwa im Mai/Juni. Zu diesem Zeitpunkt ist der Maisbestand noch nicht zu dicht und lässt der Untersaat genügend Licht für die Etablierung. Alternativ wird in manchen Systemen eine Vorerntesaat im Spätsommer (August bis September) durchgeführt, um den Boden direkt nach der Ernte bedeckt zu halten und eine Begrünung ohne Bodenbearbeitung zu ermöglichen.

Ackerbohne:Die Untersaat wird im biologischen Anbau meist ab Mitte Mai bis Juni in den bereits entwickelten Bestand eingebracht – vorzugsweise nach dem Reihenschluss, um nicht mit der Hauptkultur zu konkurrieren. In dieser Phase ist der Bestand lichtdurchlässig genug für eine erfolgreiche Etablierung der Untersaat. Im konventionellen Anbau sind auch gleichzeitige Aussaaten mit der Ackerbohne üblich.

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Wettbewerb am Boden: Untersaat versus Unkraut

Ein dichter, vitaler Untersaatbestand wirkt als natürliche Konkurrenz gegenüber Spätverunkrautung und Ausfallgetreide. Bleibt die Saat jedoch lückig – etwa infolge trockener Witterung oder ungeeigneter Mischungen –, können sich Problemunkräuter wie Ackerfuchsschwanz oder Hirsearten etablieren. Besonders auf «müden», humusarmen Böden ist das Risiko eines schwachen Feldaufgangs erhöht.

David Aebi empfiehlt die hauseigene, speziell für die Drohnensaat entwickelte Mischung «UFA Drohne». Sie enthält Alexandrinerklee (einschnittig), Inkarnatklee, Hybrid-Sudangras, Guizotia sowie multiresistenten Ölrettich. Auch die KWS forscht intensiv an geeigneten Mischungen – sowohl für klassische Untersaaten als auch speziell für den Drohneneinsatz. In Feldversuchen in Deutschland zeigte sich, dass Streuverfahren (pneumatischer Streuer oder Drohne) bei trockenen Bedingungen bessere Etablierungserfolge erzielen als die klassische Drillsaat.

Gelingt die Zwischenfrucht im Vorernteverfahren, lasse sich zudem beobachten, dass Ausfallgetreide, Ausfallraps und Begleitpflanzen in den Folgejahren besser unterdrückt werden, so die KWS – vor allem deshalb, weil die Einsaat ohne Bodenbearbeitung erfolgt und somit kein neuer Unkrautreiz gesetzt wird. Pflanzenschutz und Verfahrenstechnik abstimmen.

Ein Knackpunkt der Drohnensaat im konventionellen Bereich ist die Abstimmung mit dem Pflanzenschutz. Hier braucht es eine exakte Terminierung, denn viele Untersaaten sind empfindlich gegenüber gängigen Herbiziden. Die Saat muss meist nach dem letzten Herbizideinsatz erfolgen und auch dann können lange zuvor applizierte Bodenherbizide noch die Keimung der Untersaat hemmen. Daher muss geprüft werden, ob die verwendeten Mittel mit den geplanten Kulturen verträglich sind. Erfolgreiche Betriebe integrieren die Drohnensaat daher fest in ihren Betriebs- und Fruchtfolgekalender. Im Biolandbau ist dies einfacher zu handhaben, da dort keine chemischen Herbizide eingesetzt werden.

Wenn Befahrbarkeit keine Rolle spielt

Die grosse Stärke der Drohne liegt in ihrer Flexibilität: Innerhalb von 12 bis 15 Minuten kann sie eine Hektare säen – vorausgesetzt, die Bedingungen passen. Diese Geschwindigkeit ersetzt jedoch nicht die sorgfältige Saatplanung, besonders bei grösseren Betrieben mit komplexem Erntekalender.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Befahrbarkeit des Bodens keine Rolle spielt – ebenso wenig wie die Höhe der Kultur. Die Drohne ist zudem wetterfest und kann technisch gesehen sogar bei bis zu 20 mm Regen fliegen, auch wenn solche Bedingungen für die Saat wenig ideal sind.

Zwischen Nischenlösung und Zukunftsinvestition

Noch ist die Drohnensaat kein Standardverfahren – doch die bisherigen Anwendungen zeigen, dass sie unter geeigneten Bedingungen eine praxistaugliche und bodenschonende Ergänzung im Pflanzenbau sein kann. Ihre Stärken liegen vor allem in der Flexibilitätgegenüber herkömmlichen Untersaatverfahren. Besonders hervorzuheben sind die kulturunabhängige Einsetzbarkeit sowie die Möglichkeit, Zwischenfrüchte frühzeitig zu etablieren.

Ob sich das Verfahren weiter durchsetzt, hängt wesentlich von der betrieblichen Planung, der technischen Entwicklung und den agronomischen Rahmenbedingungen ab. Klar ist: Mit zunehmendem Druck auf Boden, Klima und Betriebswirtschaft werden Lösungen wie die Drohnensaat weiter an Bedeutung gewinnen.

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Agrardrohnen im Wandel 
Agrardrohnen haben sich in kurzer Zeit von reinen Beobachtungsplattformen zu präzisen Arbeitsgeräten entwickelt. Heute übernehmen sie aktiv Aufgaben wie Pflanzenschutz, Düngung oder die Ausbringung von Saatgut.
Ein wichtiger Meilenstein war die Einführung von GPS- und RTK-Systemen, die eine exakte Flugführung und wiederholbare Anwendungen ermöglichen. Auch Streu- und Sprühtechnik sowie Sensorik wurden weiterentwickelt – etwa durch integrierte Wiegesysteme oder automatische Höhenanpassung.

Grössere Hardware-Innovationen sind inzwischen selten. Flugtechnik und Applikationssysteme gelten als ausgereift. Der aktuelle Fortschritt liegt vor allem in der Software: automatische Flugplanung, adaptive Ausbringung und digitale Vernetzung.
Ein Beispiel für den heutigen Stand sind die Drohnen DJI Agras T25 und T50 (seit 2024 erhältlich). Beide verfügen über ein Streusystem mit variabler Arbeitsbreite (4,5–7 m) und Echtzeit-Wiegetechnik. Die T25 ist ideal für kleinere Flächen, die T50 für grossflächige oder anspruchsvolle Areale. Beide Modelle fliegen autonom geplante Routen.
Welche gesetzlichen Regelungen beim Einsatz von Agrardrohnen gelten – etwa zu Bewilligungen und Flugsicherheit –, erfahren Sie im Artikel «Vor dem Drohnenflug ausbilden und versichern» .