Kurz & bündig
- Der Pro-Kopf-Konsum von Eiern und Geflügelfleisch hat 2024 erneut zugenommen.
- Trotz der Produktionszunahme im Jahr 2024 konnte die stark gestiegene Nachfrage nicht gedeckt werden.
- Die Marktlage erfordert den Neubau von Geflügelställen, jedoch erschweren hohe behördliche Auflagen die Realisierung neuer Projekte.

Der Geflügelmarkt boomt. Die Entwicklung zeigt, dass Produktion und Konsum von Eiern und Geflügelfleisch über die Jahre stark zugenommen haben (siehe Grafiken).

Alleine im Jahr 2024 hat der Pro-Kopf-Konsum in der Schweiz beim Geflügelfleisch gegenüber 2023 um 1,2 kg zugenommen. SchweizerInnen haben im Jahr 2024 zudem durchschnittlich 9 Eier mehr konsumiert als im Jahr 2023.

Weniger Inlandanteil und mehr Importe im Jahr 2024

Trotz leichter Zunahme der Produktion von Eiern und Geflügelfleisch im Jahr 2024 konnte die gleichzeitig stark gestiegene Nachfrage nicht gedeckt werden.

Alleine im Jahr 2024 mussten deswegen rund 15 Prozent Eier sowie 15 Prozent mehr Geflügelfleisch importiert werden. Der Selbstversorgungsgrad hat sowohl bei den Eiern als auch beim Geflügelfleisch im Jahr 2024 im Vergleich zum Jahr 2023 um über 2 Prozentpunkte abgenommen.

Der Selbstversorgungsgrad lag bei den Konsum-Schaleneiern im Jahr 2024 bei 72 Prozent, was seit 17 Jahren der tiefste Wert ist. «Die Nachfrage war auch im Jahr 2024 höher als die Zunahme in der Produktion. Aus diesem Grund musste das Importkontingent erhöht werden. Der Inlandanteil war deswegen stark rückläufig», verdeutlicht Andreas Gloor vom Aviforum.

Andreas Gloor erinnert auch an die umgekehrte Situation. «Im Jahr 2022 hatten wir eine Überschussproduktion bei den Eiern, weil der Konsum nach dem ‹Corona-Boom› wieder rückläufig war», sagt Gloor.

Was die Produktionsplanung zusätzlich erschwert, ist die starke Saisonalität der Eiernachfrage: Wenn die hohe Nachfrage vor Ostern und Weihnachten vollständig gedeckt werden soll, besteht automatisch das Risiko, dass es in den nachfrageärmeren Sommermonaten zu viele Eier hat.

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Importregelungen, aber kein «geschützter» Inlandmarkt

Der Import von Eiern und Geflügelfleisch ist wie bei anderen landwirtschaftlichen Produkten geregelt. Bis zu einem begrenzten Zollkontingent können die Produkte zu einem tiefen Zollansatz importiert werden. Wird das Kontingent überschritten, fallen höhere Schutzzölle an.

Konsumeier und Verarbeitungseier können zum tiefen Zollansatz (zirka 3 Rappen pro Ei) importiert werden, bis die Kontingentsmengen ausgeschöpft sind. Eiprodukte (flüssig, getrocknet) können auch ausserhalb des Kontingents zum tiefen Zollansatz importiert werden.

Geflügelfleisch-Importkontingente werden quartalsweise festgelegt und versteigert. In den letzten Jahren lag der Versteigerungspreis im Schnitt bei rund Fr. 2.25 pro Kilogramm importiertes Geflügelfleisch. Dazu wird noch der Zoll von 30 Rappen pro Kilogramm gerechnet.

Da die Importprodukte in der Regel billiger sind als Inlandprodukte, müssen sich Schweizer Produkte in einem weitgehend liberalisierten Markt behaupten. Durch diese Preisdifferenz im Beschaffungsmarkt ist der Importanteil besonders in der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie weiterhin hoch.

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Weshalb wird nicht einfach mehr gebaut?

Die aktuelle Marktlage erfordert den Neubau von Geflügelställen. Laut Andreas Gloor werden im Moment vor allem Geflügelmäster, aber auch Eierproduzenten gesucht.

Oft komme die Frage auf, warum nicht einfach mehr Geflügelställe gebaut werden würden, um die Inlandproduktion zu stärken.

Bis ein Projekt realisiert werden kann, dauert es häufig mehrere Jahre. Zunehmend erschweren hohe behördliche Auflagen gemäss Andreas Gloor die Realisierung neuer Projekte. Generell würden immer höhere Umwelt- und Raumplanungsauflagen Stallbauprojekte gefährden und verteuern.

«Obwohl die Geflügelhaltung nur gerade 5 Prozent der Ammoniakemissionen der Schweizer Landwirtschaft ausmacht, werden in gewissen Kantonen Abluftreinigungsanlagen verlangt, die gut und gerne 150 000 Franken kosten», betont Gloor.

Abo Geflügelställe sind Normställe, bei welchen kaum Anpassungen vorgenommen werden können. Stallbau Herausforderungen beim Stallbau Tuesday, 1. July 2025