Kurz & bündig
- Familie Schuler hält auf dem Ludihof in Benken SG braune und weisse Legehennen.
- Corinne und Franz Schuler erklären angefangen beim Einstallen, wie ein Umtrieb bei ihnen funktioniert.
- Die Anfangsphase sei dabei sehr wichtig. Dort entscheidet sich, wie gut sich die Hennen einleben.
Im Jahr 2022 konnte die Nachfrage des Schweizer Eiermarktes zu rund 69 Prozent mit inländischen Eiern gedeckt werden. Einer dieser Schweizer Eierproduzenten ist Familie Schuler aus Benken SG mit 9'500 Legehennen auf ihrem Ludihof.
Im Durchschnitt halten bäuerliche Vertragsproduzenten 6'500 Hennen. Damit gehört der Ludihof, der von Corinne und Franz Schuler in dritter Generation geführt wird, zu den grösseren Betrieben.
Die Hühner sind wohl im Stall und skeptisch unter freiem Himmel
52 Meter lang und 27 Meter breit ist der Hühnerstall. Dazu gehören der Vorraum zur Eiersortierung, ein Mistplatz und auf den Längsseiten die Aussenklimabereiche. Der Stall wurde nach IP-Suisse-Richtlinien erstellt, ist BTS- und RAUS-konform.
Ausser bei Schnee und sehr nassem Wetter geniessen die Legehennen täglichen Weidegang. Die vorgeschriebenen Weiden umfassen eine Fläche von 2,5 Hektaren mit Hochstämmern als Rückzugsmöglichkeiten.
Franz Schuler schätzt, dass nur etwa 15 Prozent seiner Hühner den Weidegang nutzen. Mehr als die Hälfte der Weideflächen werden nie betreten: «Wenn 10 Prozent aller Hennen zusammen draussen sind, ist das viel. Die fühlen sich im Stall wohler.»
Zur Beschäftigung werden den Hennen Luzerne und Stroh angeboten. An Ytong-Steinen (Porenbeton) können sie sich die Schnäbel wetzen und mehrere Sandbäder zur Entfettung des Federkleids stehen zur Verfügung.
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Betriebsspiegel des Ludihofs
Corinne und Franz Schuler, Benken SG
LN: 22 ha
Kulturen: Silomais, Raps, Kartoffeln, Weizen, Buschbohnen, Kürbis, Erdbeeren, Spargeln, Zwiebeln
Tierbestand: 9'500 Legehennen und 45 Mastrinder
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung und Hofladen, Lohnarbeiten Ackerbau und Feldspritze
Arbeitskräfte: 5 Vollzeit, 3 Teilzeit, 1 bis 2 Lernende, saisonale Aushilfen
www.ludihof.ch
1. Das Einstallen: Viele helfende Hände werden gebraucht
Die Direktvermarktung ist ein wichtiges Standbein von Schulers. Deshalb werden die beiden Herden zeitlich versetzt eingestallt. Dadurch wird sichergestellt, dass immer eigene Eier vorhanden sind.
Für das Einstallen brauchen sie bis zu 20 Helfer. Dabei werden die Hühner gegen infektiöse Bronchitis geimpft. Bei Legehennen setzen Schulers auf Phytotherapeutika, womit während der Legeperiode oft keine weiteren Medikamente mehr benötigt werden. Mit Nahrungsergänzungen werden die Hennen prophylaktisch unterstützt, um den Antibiotika-Einsatz weiter zu minimieren – wobei dieser grundsätzlich tief ist.
Die betreuenden Tierärzte empfehlen zudem, in regelmässigen Abständen Kotproben zu nehmen und bei einem Befund allenfalls eine Wurmkur durchzuführen. Entscheidend für die Gesundheit des Federviehs ist das Mikroklima im Stall.
In der kalten Jahreszeit gelangt über die Wintergärten Zugluft ins Innere und trifft dort auf warme, gesättigte Luft. Als Folge davon bildet sich Kondenswasser bei den Eingängen und die Einstreu kann feuchter werden, erklärt Andreas Suter, Leiter des operativen Geschäfts der Prodavi SA.
«Trotzdem ist es wichtig, ausreichend zu lüften, um Ammoniak und CO2 aus den Ställen transportieren zu können. Dadurch fallen jedoch die Temperaturen in den Ställen. Parallel dazu steigt der Futterkonsum, da die Hennen mehr zu sich nehmen müssen, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. In manchen Wetterlagen ist es schwierig und braucht viel Erfahrung der Betriebsleitenden, den schmalen Grat zwischen optimaler Stalltemperatur, Feuchtigkeit und Luftqualität richtig einstellen zu können.» Ideal ist eine Stalltemperatur von 16 bis 20 Grad Celsius.
Mit Apfelessig und Nahrungsergänzungsmitteln hält Franz Schuler seine Legehennen fit, sollte er gesundheitliche Veränderungen in der Herde feststellen. Regelmässige Beobachtung ist dafür unerlässlich. «Das ist Chefsache, entweder schaut mein Vater oder ich», sagt er bestimmt. Pro Umtrieb verzeichnen Schulers einen Tierabgang von zwei bis maximal vier Prozent.
Die Hennen des Ludihofs
Die Ludihofhennen sind in zwei Gruppen unterteilt, welche komplett voneinander getrennt sind:
- 3'000 braune Hennen «H&N Brown Nick»
- 6'500 weisse Hennen «H&N Nick Chick»
Die Hennen unterscheiden sich nicht nur in der Farbe. Die weisse Rasse ist einfacher im Handling und wirtschaftlicher, da der Futterverbrauch pro Ei tiefer ist.
Die braunen Hühner verbringen zwölf Monate auf dem Betrieb. Anschliessend würde die Eierschalenqualität stark abnehmen und es müsste mit zu vielen Verlusten gerechnet werden. Eine Mauser würde sich nicht lohnen. «Die Mauser ist stark von der Jahreszeit abhängig und kann nur schlecht gegen den natürlichen Rhythmus der Hühner erzwungen werden. Zudem hätten wir nach der Mauser zu grosse Eier», erläutert Franz Schuler.
Die weissen Hühner weisen eine konstantere Eierleistung auf und bleiben daher bis zu 15 Monate auf dem Ludihof. Die aktuelle Gruppe wurde im Januar 2023 eingestallt, kurz vor Ostern 2024 werden sie als Althennen den Betrieb wieder verlassen.
«Hennen reagieren stark auf Klima- und Wetterunterschiede»
«Am 7. Dezember 2023 sind die Küken geschlüpft, die nach Ostern bei uns eingestallt werden», so der Betriebsleiter. Die Legehybriden befinden sich nun in der Aufzucht. Bereits ihre Eltern sind als Eintagsküken in die Schweiz gekommen und wurden hier aufgezogen. Dies garantiert das Label Suisse Garantie.
Schulers ist es wichtig, dass ihre Junghennen möglichst immer vom gleichen Aufzuchtbetrieb stammen. Dazu arbeiten sie mit der Firma Prodavi SA in Schötz LU zusammen. Kommt es zu einem Engpass, besteht Franz Schuler darauf, dass die Junghennen zumindest aus der Ostschweiz sind: «Hennen reagieren stark auf Klima- und Wetterunterschiede, je näher sie in unserer Region aufgezogen werden, umso besser.»
Prodavi arbeitet schweizweit mit 35 Aufzuchtbetrieben und etwas über 300 Legehennenbetrieben zusammen. Alle Betriebe zum richtigen Zeitpunkt mit Hühnern beliefern zu können und möglichst auf die Kundenwünsche einzugehen, ist eine grosse logistische Herausforderung und erfordert viel Flexibilität. Andreas Suter von Prodavi betont, dass nicht nur Umwelt und Wetter entscheidend seien: «Management, Gesundheit und die Fütterung haben ebenfalls einen grossen Einfluss.»
2. Die Anfangsphase: Wann sich alles entscheidet
Sind die Junghennen dann bei Schulers eingestallt, beginnt die Anfangsphase. Sie dauert etwa vier bis fünf Wochen, Franz Schuler bezeichnet sie als die Wichtigste. Hier entscheidet sich, wie viel Arbeit man während der ganzen Legeperiode mit den Hennen haben wird.
In der Regel werden Junghennen mit 18 Wochen eingestallt. Auf dem Ludihof jedoch eine Woche früher: «18-wöchige Hennen beginnen teilweise schon zu legen. Das will ich nicht. Die Tiere sollen zuerst ankommen und ihre neue Umgebung kennen lernen. Wo finden sie Futter und Wasser? Wo sind die Nester?»
Täglich werden die Bodeneier zusammengenommen. Abhängig davon, wie viele Kontrollgänge zu Beginn gemacht werden, findet man in der braunen Herde um die 40 verlegte Eier, bei den Weissen bis zu 100 Eier.
Hühner, die den Schlafplatz nicht finden, werden abends in die Voliere gebracht und auf ihre Sitzstangen gesetzt. Mit zehn Jahren Erfahrung weiss der Betriebsleiter, wie wichtig es ist, die Hennen richtig zu erziehen. Die zusätzliche Arbeit zahlt sich aus: Das Einstreumaterial ist trockener und Bodeneier gibt es kaum noch.
Da Schulers über keine elektronische Waage verfügen, werden in der Anfangsphase wöchentlich 30 Hühner von Hand gewogen und ihre Zunahmen überwacht. Je nach Gewicht wird zusammen mit der Futtermühle Fors oder der Prodavi SA entschieden, wie das Futter angepasst werden soll, um eine tiergerechte Fütterung sicherzustellen.
Etwa ab einem Alter von 23 bis 24 Wochen erreichen die Legehennen dann ihre 100-prozentige Legeleistung.
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3. Das Ausstallen: Wo Stress zu vermeiden ist
Das Ausstallen ist sehr personalaufwändig. Bis zu 30 Personen müssen aufgeboten werden. Trotz der vielen Leute wünschen Schulers, dass möglichst ruhig gearbeitet wird. Obwohl die Hennengruppen stallbautechnisch voneinander getrennt sind, nehmen die zurückbleibenden Hennen der zweiten Gruppe die Veränderung im Tagesablauf wahr und hören die fremden Geräusche. Das Ausstallen ist auch für sie mit Stress verbunden, weiss Franz Schuler.
Zwei bis vier Wochen später wird die neue Legehennengruppe wieder eingestallt. In der Leerzeit muss das Stallabteil gewaschen und desinfiziert werden. Reparaturen werden vorgenommen und dem Milbendruck wird auf biologischer Basis vorgebeugt.
«Wir weichen die ganze Einrichtung ein und waschen vor. Die Endreinigung wird von der Firma Bättig Hallenreinigung durchgeführt, sie arbeiten sehr effizient. Wir hätten weder die Leistung noch die Maschinen für diese Arbeit», ist sich Franz Schuler bewusst.
4. Im Verlesungsraum: Wo das Endprodukt sortiert wird
Morgens um halb sechs beginnt Franz Schuler senior seinen Tagesablauf im Legehennenstall: «Da kann ich ungestört durch die Herde und mir in Ruhe alles anschauen.» Eine halbe Stunde später gesellen sich zwei weitere Personen zu ihm.
Im Eierverlesungsraum werden die Eier sortiert:
- Normeier von 55 bis 75 Gramm werden an die Firma f&f SA/AG verkauft.
- Eier ausserhalb der Norm verkaufen Schulers in der Direktvermarktung.
- Eier der zweiten Qualität werden im eigenen Hofladen veredelt.
Um halb zehn Uhr ist die Hauptarbeit im Legehennenstall beendet. Abends werden nochmals 1,5 Stunden für Kontrollgänge durch die Herden aufgewendet.
Auf dem Ludihof beschäftigt die Legehennenhaltung 150 Stellenprozent. Gemäss den Modellrechnungen des Geflügelkompetenzzentrums Aviforum werden für einen Stall mit 12'000 Legehennenplätzen etwa 4'150 Arbeitsstunden pro Jahr aufgewendet. Darin enthalten sind alle Tätigkeiten rund um die Haltung inklusive Ein- und Ausstallen, Waschen des Stalles und die Weidepflege.
Zahlen zur Schweizer Eierproduktion
2022 wurden in der Schweiz 1'135 Millionen Eier produziert, 19,8 Prozent davon in Bioqualität. Diese Zahlen umfassen die offiziell mit Lege-hennen gemeldeten Betriebe. Dazu gesellen sich gemäss Schätzung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen 70'000 Hühner in Hobbyhaltung.
Etwa ein Drittel der Eier werden über die landwirtschaftliche Direktvermarktung an die Konsumierenden gebracht. Bei zwei Drittel der Eier handelt es sich um bäuerliche Vertragsproduzenten im Neben- oder Haupterwerb, dies sind etwas unter 600 Betriebe in der ganzen Schweiz.
Während Biobetriebe maximal 2'000 Legehennen halten dürfen, sind in der konventionellen Haltung bis 18'000 Tiere pro Betrieb erlaubt. Gemäss den Tiererhebungen 2022 halten schweizweit 69 Bauernbetriebe mehr als 12'000 Hühner.
