Welche Würmer sind für Ziegen gefährlich und wie hilft das Parasiten-Überwachungsprogramm des Beratungs- und Gesundheitsdienstes für Kleinwiederkäuer BGK den Ziegenhaltern?

Thomas Manser: Gefährlich sind in erster Linie die Magen-Darm-Rundwürmer. Ziegen bilden meistens eine ungenügende körpereigene Immunität gegen diese Parasiten aus. Die Parasiten können schaden, weil sie Blut saugen, das Gewebe schädigen oder als Nahrungskonkurrenten auftreten.

Über das Parasitenüberwachungsprogramm des BGK kann der Ziegenhalter regelmässig Kotproben untersuchen lassen, um den Parasitenbefall zu bestimmen. Zu den Resultaten geben wir eine Empfehlung ab und sammeln die Daten einer Herde, zum Beispiel zur Wirksamkeit einzelner Entwurmungsmittel.

Worauf sollten Ziegenhalter bei der Entwurmung achten?

Wenn entwurmt werden muss, ist auf eine genügend hohe Dosierung zu achten. Die wirksamen Präparate sind oft nur für Schafe zugelassen, für Ziegen braucht es eine sogenannte Umwidmung durch den Bestandestierarzt.

Die Dosierung ist höher als bei den Schafen, daneben darf das Körpergewicht nicht unterschätzt werden. Wichtig ist auch, dass die Wirksamkeit der Präparate regelmässig überprüft wird.

Wie hat man festgestellt, dass zur langfristigen Entwurmung ein Refugium für nicht resistente Würmer nötig ist?

Lange wurde das sogenannte «dose-and-move»-Verfahren empfohlen: Bei dieser Methode wird eine ganze Tiergruppe entwurmt und dann auf eine parasitenfreie, «saubere» Weide verbracht.

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Es ist nicht nötig, dass die Herde frei von Parasiten ist.

Thomas Manser, BGK

Die Idee dahinter war, die Tiere möglichst frei von Parasiten zu halten. Sie verstärkt aber massiv die Ausbreitung von Resistenzen. Ausserdem wurde erkannt, dass es eine Illusion und auch nicht nötig ist, dass die Herde frei von Parasiten ist.

Stehen zur Entwurmung genügend wirksame Arten von Anthelminthika zur Verfügung?

Abo Umgestürzte Bäume oder abgebrochene Äste bilden einerseits ein Kletterparadies und bieten den Tieren andererseits beim Knabbern auch Gerbstoffe als natürliche Wurmhemmer. Kleinwiederkäuer Endoparasiten bei Ziegen: «In freier Wildbahn sind sie Nomaden» Wednesday, 31. August 2022 Nein, die Verfügbarkeit von Entwurmungsmitteln wird zum grossen Problem für viele Betriebe. Im besten Fall stehen den Ziegenhaltern noch drei, oft nur noch zwei oder auch nur noch ein Wirkstoff zur Verfügung.

Neben der zunehmenden Resistenzbildung liegt der Grund darin, dass neuere Vorschriften den Einsatz eines Wirkstoffes bei den Tieren verbieten, deren Milch in den menschlichen Konsum gelangt. Ich denke, man sollte sich nicht darauf verlassen, dass bald neue Wirkstoffe auf den Markt kommen.

Die Famacha-Farbkarte ist eine Methode, den Wurmbefall zu bestimmen. Wann kommt sie zum Einsatz?

Die Famacha-Karte kann dazu dienen, aufgrund der Schleimhautfarbe den Parasitenbefall einzuschätzen. Voraussetzung für den Einsatz dieser Methode ist ein genügend hoher Anteil an blutsaugenden Parasiten in der betriebseigenen Wurmpopulation. Das kann man mit geeigneten Methoden bestimmen. Der BGK bietet regelmässig Kurse zu diesem Thema an.