Gesunde Kälber sind entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg in der Mutterkuhhaltung. Erkrankungen können bei Kälbern zu Wachstumsrückständen führen, welche später nicht mehr kompensiert werden können.
Durchfallerkrankungen als häufigstes Bestandsproblem
Durchfallerkrankungen gehören zu den häufigsten Bestandsproblemen und führen bei den Kälbern in den ersten drei bis vier Lebenswochen zu den höchsten Verlusten. Neben Erregern wie Viren, Bakterien und Parasiten können auch Haltungsmängel und Management- bzw. Fütterungsfehler zu Durchfall führen.
Erste Anzeichen von Durchfallerkrankungen sind verminderter Appetit, aufgezogener Bauch und mattes Fell. Ist der Kot flüssig und weisslich bis gelblich gefärbt, ist der Durchfall fütterungsbedingt. Wenn das Kalb nicht/kaum mehr trinkt, Fieber und blutiger Kot hat, leidet es an einem infektiösen Durchfall. In diesem Fall sollte unbedingt der Tierarzt kontaktiert werden.
Bei starker Austrocknung (an der Hautelastizität und Lage der Augen erkennbar) müssen die Flüssigkeitsverluste mittels Elektrolytlösung kompensiert werden. Allenfalls muss auch eine allfällige Blutübersäuerung beseitigt werden. Wichtig ist es zudem, die Energiezufuhr über die Muttermilch weiterhin sicherzustellen.
Weitere Kälberkrankheiten in der Mutterkuhhaltung
Neben Durchfall sorgen Lungenentzündungen und Nabelerkrankungen bei Mutterkuhkälbern häufig für Probleme.
Lungenentzündungen: Die enzootische Bronchopneumonie («Kälbergrippe») ist eine Faktorenkrankheit. Erreger alleine führen also nicht zur Krankheit. Virale Infekte schwächen die Lunge der Tiere und bakterielle Infektionen können sich besser ausbreiten. Schlechte Stallklimabedingungen begünstigen starke Lungenentzündungen noch zusätzlich.
Symptome: Fieber, Husten, klarer Nasenausfluss oder Augenausfluss, beschleunigte Atmung.
Nabelerkrankungen: Nabelentzündungen entstehen durch Bakterien, die meist schon kurz nach der Geburt den Nabel des Kalbes besiedeln. Rund 5 % der Kälber sind davon betroffen. Eine gute Abkalbehygiene beugt Nabelentzündungen vor. Zudem kann der Nabel nach der Geburt vorbeugend mit einer Iodlösung besprüht werden.
Symptome: Verminderte Milchaufnahme, Fieber, aufgezogener Bauch, dicker und druckempfindlicher Nabelstrang, schlechter Allgemeinzustand.
Massnahmen, um Kälberkrankheiten vorzubeugen
Damit die Gefahr eines Krankheitsausbruches reduziert werden kann, gilt es für die Tierhaltenden, vorbeugende Massnahmen zu treffen.
Hygiene
Ein geschützter, aber gut belüfteter, ruhiger Ort mit trockener Einstreu und Sichtkontakt zur restlichen Herde hilft, den Kälbern einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen. Besonders für die Vermeidung von Durchfallerkrankungen empfiehlt es sich, den Infektionsdruck in der Umgebung zu minimieren.
Klimabedingungen
Der optimale Klimabereich liegt bei kleinen Kälbern bei 15 bis 25 Grad. Folgende Massnahmen können helfen, den Bedürfnissen der Kälber gerecht zu werden:
- Wände im Kälberschlupf auskleiden: Kalte Wände im Winter mit Holzplatten oder Gummimatten abdecken (Kälber liegen gerne an den Wänden entlang).
- Mikroklima-Bereich: Im Kälberschlupf auf einer Höhe von etwa 1,7 Metern eine Art Dach/Deckel montieren, um zugfreien Platz zu erschaffen.
- Einstreu: Genügend und saubere Einstreu sicherstellen, Kalb sollte sich «einbetten» können.
- Kälberdecken: Bei kranken Kälbern, damit weniger Energie für die Wärmeproduktion verbraucht wird und mehr zum Wachsen eingesetzt werden kann.
Impfungen
Die Impfung ist Teil eines Gesamtkonzepts und kann unterstützend wirken. Grundsätzlich stehen zwei Impfungen zur Verfügung:
Mutterschutzimpfung gegen Durchfallerreger (Rota-, Coronaviren, E. coli)
Impfung der Kälber gegen Atemwegserkrankungen
Vitamine und Spurenelemente
Von einer bedarfsgerechten Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen profitieren die Mutterkuh und ihr Kalb. Besonders die Selenversorgung ist in der Schweiz häufig herausfordernd. Kälber sind besonders empfindlich gegenüber Selenmangel, was sich häufig durch eine schlechtere Krankheitsabwehr und Trinkschwäche aufzeigt. Zusammen mit einer ungenügenden Kolostrumversorgung kann das zu Erkrankungen (z. B. Durchfall) und bis zum Tod führen. Aus diesem Grund wird empfohlen, die Mutterkühe in der Produktionsphase und in der Galtzeit optimal zu versorgen. Für Kälber sind diverse «Booster-Präparate» (Pasten, Pulver oder flüssig) erhältlich.
Kolostrumversorgung
Eine gute Kolostrumversorgung hat nachweislich einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Leistung bis zur ersten Abkalbung. Deswegen gilt es, eine genügende Versorgung mit qualitativ optimalem Kolostrum sicherzustellen. Mehr Informationen zur Kolostrumversorgung bei Mutterkuhkälbern liefert der Artikel «Kolostrum ist die Ursache und Lösung vieler Probleme».
