Kurz & bündig
- Die effektivste Strategie zur Parasitenkontrolle ist die Senkung des Infektionsdrucks auf der Weide.
- Die Einschätzung der Risikofaktoren von Infektionen ist auf jedem Betrieb – unabhängig ob Milchvieh-, Mutterkuh- oder Mastbetrieb – die Grundlage für die betriebsspezifischen Massnahmen.
- Entwurmungsmittel müssen gezielt eingesetzt werden, um Resistenzen zu vermeiden und Leistungseinbussen zu verhindern sowie Kosten zu minimieren.

Auf einem Aufzuchtbetrieb werden insgesamt 60 Rinder von fünf Milchviehbetrieben gehalten. Die Kälber kommen mit vier bis sechs Monaten auf den Betrieb. Seit Längerem besteht das Problem, dass vor allem junge Tiere zu Beginn nicht richtig wachsen und struppiges Fell aufweisen. Vereinzelt werden Tiere in unregelmässigen Abständen entwurmt, häufig kurz vor der Aufstallung im Herbst.

Die genaue Analyse der betrieblichen Strukturen ergab eine gute Fütterung und optimale Stallbedingungen. Von Mai bis Ende Oktober werden die Tiere geweidet. Rinder bis zehn Monate werden immer auf stallnahen Weiden gehalten, um sie jeden Abend zurück in den Stall zu führen. Ältere Tiere weiden dauerhaft auf den weiter entfernten Weiden.

Die vom Bestandestierarzt untersuchten Kotproben wiesen Magen-Darm-Stongyliden (MDS) auf. Sie sind die häufigsten Weideparasiten. Zur Erstellung einer Strategie gegen MDS braucht es immer eine Einschätzung der Risikofaktoren für den Betrieb.

Welche Tiere werden geweidet?

Jungtiere, welche das erste Mal weiden, sind am empfänglichsten und stellen somit das grösste Risiko dar. Durch die Aufnahme von überlebenden Larven aus dem letzten Jahr kommt es zu Beginn der Weidesaison zu einer massenhaften Ausscheidung von Eiern im Kot und somit zu einer starken Kontamination der Weide. Während einer Weidedauer von mindestens vier bis fünf Monaten können die Rinder eine belastbare Immunität aufbauen, sodass die Eiausscheidung bei einer erneuten Aufnahme von Larven geringer ausfällt.

Eine hohe Besatzdichte steigert das Risiko ebenfalls. Es kommt zu einer hohen Dichte an infektiösen MDS-Larven und die Tiere sind gezwungen, auch in der Nähe von Kotfladen zu weiden und nehmen so mehr Larven auf.

Wie werden die Weiden genutzt?

Hierbei spielt der Entwicklungszyklus der Parasiten eine zentrale Rolle. Larven überwintern auf der Weide und werden im Frühjahr von den Tieren aufgenommen. Es dauert zwei bis drei Wochen, bis sie Eier im Kot ausscheiden. Aus den Eiern entwickeln sich in der Umwelt infektiöse Larven. Unter idealen Bedingungen (20 bis 25 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit) dauert die Entwicklung zirka sieben bis zehn Tage.

Feuchte Weiden fördern die Entwicklung und erhöhen so den Parasitendruck. Fehlende Weiderotation beziehungsweise mehrere Umtriebe pro Jahr auf den gleichen Weiden erhöhen das Risiko von Erkrankungen. Eine Schnittnutzung hingegen minimiert es deutlich.

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Welche Weideparasiten kommen auf dem Betrieb vor?

Mittels Kotproben kann untersucht werden, welche Weideparasiten auf dem Betrieb vorkommen. Lungenwürmer sind für alle Altersstufen problematisch, da keine lebenslange Immunität aufgebaut werden kann. Ist in einem Betrieb bekannt, dass Lungenwürmer vorkommen, kann eine Schluckimpfung für die Tiere vor der Weidesaison verabreicht werden. Werden am Schlachthof häufiger Lebern verworfen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Leberegel dafür verantwortlich sind. Mittels Kotproben kann differenziert werden, ob es sich um den grossen oder den kleinen Leberegel handelt.

Der grosse Leberegel kommt in der Schweiz weniger häufig vor als der kleine Leberegel. Die Symptome sind beim grossen Leberegel stärker, jedoch können die Infektionen mit einem guten Weidemanagement (Abgrenzen von feuchten Stellen) verhindert werden.

Der kleine Leberegel verursacht kaum spürbare Erkrankungen. Die Infektionen können nicht durch eine Optimierung des Weidemanagements verhindert werden. Da der entstandene Schaden der Leber bleibt, kann das Verwerfen der Leber durch eine Behandlung der Tiere nicht verhindert werden.

Für das Betriebsbeispiel ergeben sich also folgende Risikofaktoren:

  • Auf den stallnahen Weiden werden ausschliesslich erstweidende Tiere gehalten.
  • Entwurmungen werden nicht gezielt eingesetzt.
  • Die Belegungsdichte auf den stallnahen Weiden ist deutlich höher als auf den weiter entfernten Weiden.
  • Eine Schnittnutzung bzw. eine Weiderotation auf den stallnahen Weiden ist nicht möglich.
  • In den Kotproben wurden nur MDS nachgewiesen.

Alle Massnahmen der Parasitenkontrolle bezwecken, die Eiausscheidung über den Kot so gering wie möglich zu halten, um so den Infektionsdruck tief zu halten. Das Ziel ist also nicht eine vollständige Eliminierung der Parasiten, sondern ein tolerierbares Niveau.

Behandlungen von erstweidenden Tieren sollten daher möglichst am Anfang der Weidesaison gemacht werden, bevor die Tiere massenhaft Eier ausscheiden. Werden die Tiere erst beim Einstallen im Herbst behandelt, ist es zu spät. Dem Betrieb wurde empfohlen, die Tiere auf den stallnahen Weiden zirka drei Wochen nach dem Austrieb zu behandeln und die Behandlung bei dem aktuell sehr hohen Infektionsdruck im Abstand von drei Wochen bis zu dreimal zu wiederholen.

Die erste Behandlung ist abhängig vom Zeitpunkt des Austriebs. Werden die Tiere vor Juni bereits geweidet, kann die erste Behandlung etwas nach hinten geschoben werden, da der Entwicklungszyklus der Larven von den Aussenbedingungen abhängig ist.

Für die Entwurmung gibt es unterschiedliche Wirkstoffgruppen. Bei der Wahl ist darauf zu achten, gegen welche Parasiten sie wirken, welche Anwendung bevorzugt wird (aufgiessen, eingeben, spritzen) und ob sie bei milchliefernden Tieren eingesetzt werden dürfen. Grundsätzlich sollte der Wirkstoff von Zeit zu Zeit gewechselt werden, um Resistenzen zu vermeiden.

Entwicklungszyklus der Magen-Darm-Strongyliden

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Rindergesundheit Schweiz empfiehlt das FiBL-Merkblatt zur nachhaltigen Regulierung von inneren Parasiten bei Rindern durch Weidemanagement.