Am Anfang hatte Familie Duperrex Zweifel, ob es auf der Stöckweid genügend Arbeit für eine Vollzeit-Arbeitskraft neben den drei Familienmitgliedern gibt. Mittlerweile gehört Katalin Fábián fest zum Team. «Sie ist für uns wie ein Sechser im Lotto», schwärmt Maya Duperrex: «Zuverlässig, fleissig, sie ist Gold wert.»
Maya Duperrex ist beim Gespräch dabei, formuliert Fragen um, wenn Kati sie ratsuchend anlächelt und ist spürbar interessiert, dass sich Kati, wie sie alle nennen, wohl fühlt.
Fotografie wechselt mit Arbeit auf Landwirtschaftsbetrieben ab
Katalin Fábián stammt aus dem Städtchen Máréfalva in Siebenbürgen (Rumänien). Dort hat sie Kunst studiert, ihre Leidenschaft gehört der Fotografie. Zu Hause fotografiert sie Hochzeiten und macht (Weihnachts-)Dekorationen. Sie träumt davon, eine Firma für Foto und Video zu eröffnen: «Ich möchte Kameras verkaufen und Bilder machen», sagt sie.
Seit vier Jahren arbeitet sie als Saisonarbeiterin auf Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz. Zuerst auf einem Gemüsebetrieb in Konolfingen BE, danach zwei Jahre auf dem Gemüsebetrieb in Steinhausen ZG, der seine Produkte an den Stöckweid-Hofladen lieferte.
So hat sich auch die Stelle bei Duperrex' ergeben, wie Maya Duperrex erzählt: «Der Betriebsleiter hat aufgehört und uns gefragt, ob wir Kati anstellen möchten.»
Am liebsten arbeitet Kati Fábián im Hofladen
Nach dem Vorstellungsgespräch im November 2021 war klar, dass Kati ab März 2022 und noch bis in den November auf der Stöckweid arbeiten kann. Deutsch hat sie sich in den letzten vier Jahren selber beigebracht.
Kati wirkt zurückhaltend und ruhig. Im Alltag packt sie aber an: «Am liebsten arbeite ich im Hofladen.» Sie fährt auch Traktor, hilft bei allen Feld- und Erntearbeiten und im Stall.
«Daheim in Rumänien haben wir einen kleinen Betrieb mit zehn Kühen und drei Kälbern», berichtet sie. Dazu kommen je etwa eine halbe Hektare Futterweizen und Mais. Sie fährt in den Ferien mit dem Auto ohne mit der Wimper zu zucken die 18 Stunden nach Hause: Im September begleitet sie ihr Freund, der in Dänemark auf einem Schweinebetrieb arbeitet.
Sie telefoniert täglich nach Hause
Kati Fábián wohnt allein in Steinhausen, rund zehn Autominuten von der Stöckweid entfernt. Ihr ganzer Freundeskreis und ihre Familie sind in Rumänien. «Etwas langweilig» sei es manchmal, so alleine. Deshalb telefoniert sie täglich nach Hause.
Auf der Stöckweid fühlt sie sich wohl, die KundInnen des Hofladens schätzen ihre ruhige, freundliche Art. «Die Zusammenarbeit ist sehr gut», berichtet sie. In ihrer Freizeit fotografiert oder liest sie und macht Sport. Sie fährt gerne Velo oder joggt.
Ihr Arbeitsalltag hat – meistens – den gleichen Ablauf: Zuerst arbeitet sie im Hofladen, dann versorgt sie bis zum gemeinsamen Frühstück das Pony und die Esel.
Dieses gemeinsame Frühstück ist der Familie Duperrex wichtig: «Einmal pro Tag sitzen wir alle am gleichen Tisch, das finde ich wichtig», sagt Maya Duperrex. Kati hilft ihr auch im Haushalt und beim Kochen: «Sie sagt nie Nein. Auch nicht bei Arbeiten, die mir fast unangenehm sind, wenn ich sie abgebe.» So hat Kati am frühen Morgen vor dem Gespräch in Rekordtempo sieben Kilo Bohnen gepflückt.
Die Zukunft ist noch unklar,die Stöckweid eine Option
Ob Kati auch nächstes Jahr in die Schweiz kommen will? Sie zögert: «Das werde ich mit meiner Familie besprechen. Auf der Stöckweid wäre sie herzlich willkommen: «Wir würden uns sehr freuen, wenn sie eine weitere Saison bei uns arbeiten würde», sagt Maya Duperrex.
