Letzten Herbst musste ich einen Tag lang ohne funktionierendes Handy auskommen. Das alte war – nach einem längeren Aufenthalt im Holzschnitzelbunker und diversen Stürzen durchaus verständlich – arg lädiert und das neue bereits besorgt. Damit das Smartphone nicht im dümmsten Moment den Geist aufgibt, wollte ich das neue rechtzeitig in Betrieb nehmen. Es ist ja nie sehr günstig, wenn das Handy kaputtgeht, manchmal aber besonders ungünstig. Ich wählte also einen einigermassen ruhigen Tag für den Wechsel.

Ich startete das neue Handy, und mein einziges Bedürfnis war, dass es möglichst subito genau so funktioniert, wie ich das will. Tat es aber nicht. Na ja, ist vielleicht auch trotz künstlicher Intelligenz für das Handy noch relativ schwierig zu wissen, was ich genau von ihm will. Ich sendete aber zusehends recht deutliche Signale meiner Unzufriedenheit, sprich: Ich wurde aggressiv.

Technik muss für den Anwender funktionieren

Die Datenübernahme vom alten aufs neue Smartphone klappte nicht wunschgemäss, und ich verbrachte etwa sieben Stunden ohne funktionierendes Telefon. Gegen Ende war ich nahe dran, das neue Handy wegzuschmeissen und ein anderes zu kaufen. Das war wohl nicht die cleverste aller Ideen, die ich jemals hatte, und ich unterdrückte den Impuls. Ich hätte aber viel darum gegeben, dass in diesem Moment jemand bei mir gewesen wäre, der fähig ist, dass mein Handy tut, was ich will. Das war aber leider nicht der Fall.

Generell gehöre ich nicht zu den technischen oder digitalen Pionieren. Ich mag den Einsatz von Technik, die funktioniert – auch modernster Technik. Ich bin aber Anwender, nicht Tüftler und Bastler. Klar wäre es reizvoll, man könnte ein GPS für den Traktor selber programmieren. Wenn ich aber meine dabei verbratenen Nerven einkalkuliere, ginge die Rechnung garantiert nicht mehr auf.

Ein Sytsemwechsel kostet immer Nerven

Der Wechsel von einem System auf ein neues – auch wenn das neue tatsächlich besser ist – kostet zu Beginn immer Energie, nicht bloss beim Ersatz eines Handys. Das gilt auch bei neuen Maschinen, Abläufen oder Bauten. Man muss sich das Neue aneignen, es verstehen, damit arbeiten, erste Fehler machen und dessen Tücken kennenlernen. Erst dann tritt die Arbeitserleichterung oder der Gewinn ein. Die Frage als Landwirt ist, in welchem Bereich ich diese Energie genau einsetzen will.

In der Regel ist das jedes Jahr wieder an einem anderen Ort – es würde ja nicht unbedingt für meine letzte Veränderung sprechen, wenn ich diese bereits kurz darauf wieder anpassen müsste. Und wenn zu lange keine Wechsel und Veränderungen kommen, droht der Respekt vor Neuem grösser zu werden. Darum gilt: Immer dranbleiben und gut überlegen, wo ich was erneuere. Das kostet zwar Energie, macht aber zum Glück auch viel Freude.

Eine Neuerung verbessert die Lebensqualität

Nach einem nervenaufreibenden Tag war mein Handy letzten Herbst dann doch in der Lage zu tun, was ich von ihm wollte. Schon kurz darauf erreichte mich eine vierminütige Sprachnachricht, die mich – gelinde gesagt – aufregte. Sprachnachrichten mögen für den Absender praktisch sein, für mich als Empfänger aber meistens nicht, besonders, wenn jemand erst nach vier Minuten auf den Punkt kommt. Oder, noch schlimmer: Wenn es gar keinen Punkt gibt.

Und dafür habe ich mich nun aufgeregt? Um möglichst schnell wieder Sprachnachrichten zu erhalten? Nein. Ich passte den Pensionspferde-Chat so an, dass ich als Einziger reinschreiben kann. So brachte die neue Technik dann indirekt noch am gleichen Abend eine nachhaltige Steigerung meiner Lebensqualität.

Hagenbuchs Randnotizen

Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Betrieb mit zwei Standorten in Rottenschwil und Unterlunkhofen im Kanton Aargau.

Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.