Jeder will lang leben, keiner will alt werden»: Das Zitat wird dem irischen Schriftsteller Jonathan Swift zugeschrieben. Im Prozess der Hofübergabe stellt sich die Frage nach der Wohnsituation der abgebenden Partei: Wohnrecht, eine Wohnung auf dem Betrieb mieten oder Umzug ins Dorf?
Doch wo verbringen ältere Menschen, die in der Landwirtschaft gearbeitet, aber keinen eigenen Betrieb haben, ihren Lebensabend? Angebote wie «Haus & Hof Hermolingen» gibt es nur wenige. Aus guten Gründen: Es sind stetig weniger Menschen, die als Angestellte in der Landwirtschaft arbeiten und im Pensionsalter ein neues Zuhause brauchen.
Betreutes Wohnen im Alter: gar nicht einfach zu finden
Das wohl bekannteste «Dienstbotenheim» ist der Oeschberg im bernischen Koppigen. Wer dort lebt, muss ähnlich wie in Hermolingen recht selbstständig sein und mindestens vier Treppenstufen steigen können. Auch der Oeschberg hat einen Hofladen. Darin stehen die gemeinsam mit den Bewohnern hergestellten Produkte zum Verkauf.
Kleinheime, die einst neben einem Landwirtschaftsbetrieb geführt wurden, sind stark rückläufig. Priska Fleischlin ist Geschäftsführerin der WoBe AG. Ihre Institution bietet seit mehr als 20 Jahren betreutes Wohnen an. Dazu gehören neben dauerhaften Plätzen auch Tagesplätze oder Ferienaufenthalte. Die rund 160 Gastfamilien (darunter auch Plätze in der Landwirtschaft) seien angestellt, die Nachfrage nach dauerhaftem Wohnen aber rückläufig. Das Interesse sei bei Männern zwischen 50 und 70 Jahren am grössten.
Ein Kleinheim ist seit drei Jahrzehnten die Pflegefamilie Hohgantblick im bernischen Schangnau. Veronika Oberli und ihr Mann Hans leiten das Heim, das von Veronika Oberlis Mutter gegründet wurde. Im Hohgantblick finden 25 Menschen ein Daheim. «Wir bieten einen familiären Rahmen, duzen uns und leben in einem bäuerlichen Rahmen zusammen», erzählt Veronika Oberli. Die Nachfrage sei gut, aktuell gibt es keine freien Plätze.
Zum Hohgantblick gehört ein Landwirtschaftsbetrieb mit Milchwirtschaft. Wer mag, darf den (rollstuhlgängigen) Stall besuchen oder bei der Arbeit mithelfen.
Wohnungen, Gemeinschaften oder Plätze in Altersheimen
In der Ostschweiz bietet die Aemisegg in St. Peterzell SG betreutes Wohnen für Menschen über 55 an (siehe «die grüne», 9/2021). Zum Konzept des Hofes gehören eine Wohngemeinschaft und ein Wohnraum mit Mittagstisch.
Die «klassischen» Alters- und Pflegeheime sind auf heiminfo.ch aufgelistet, jeweils mit den Angaben, ob freie Plätze verfügbar sind. Wer sich auf die Suche nach einem Platz für betreutes Wohnen in ländlicher Umgebung macht, kann auch einen Blick auf die Website des Vereins «GreenCare» werfen. Geschäftsführerin Simone Hunziker sagt, dass eine Liste im Aufbau sei und in ihrem Verein aktuell drei Anbieter angeben, auf ältere Menschen spezialisiert zu sein.
