Kurz & bündig
- Christian Meier baut Weizen, Roggen und Dinkel herbizidfrei an.
- Meistens verzichtet er sogar auf die mechanische Unkrautbekämpfung.
- Dafür nimmt er knapp 5 Prozent Minderertrag in Kauf, kann dafür die Striegelmiete und eine Überfahrt einsparen.

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Seit dem Jahr 2017 baut Christian Meier sein Getreide herbizidfrei an. Der Landwirt und Hochzeitsfotograf aus dem zürcherischen Niederweningen hatte schon vorher eher zurückhaltend Pflanzenschutzmittel eingesetzt.

«Ich habe meine Kulturen schon immer ohne Fungizide, Insektizide und Halmverkürzer angebaut. Daher war der Schritt zum herbizidfreien Getreideanbau nicht mehr so gross», sagt Meier.

Nach der Umstellung auf herbizidfreien Anbau hat er aber viele Jahre sogar auf eine mechanische Unkrautvernichtung verzichtet, da kein Hackstriegel in der Region verfügbar war. Dafür nimmt er beim Weizen knapp 5 Prozent Minderertrag in Kauf, im Vergleich zum vorherigen Herbizidverfahren. Diese Strategie geht in Meiers Augen auf, wenn er dafür die Striegelmiete und eine Überfahrt einsparen kann. Dass diese Strategie auf seinem Betrieb funktioniert, führt Meier vor allem auf seine Fruchtfolge und den Standort des Betriebes zurück.

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Mit der Fruchtfolge das Unkraut im Griff haben

Seit Christian Meier von der Milchproduktion auf die Haltung von Aufzuchtrindern umgestellt hat, braucht er weniger Silomais. Daher gab es in der Fruchtfolge mehr Platz für Getreide. Er achtet darauf, dass der Winterweizen als Erstes in der Fruchtfolge nach Kunstwiese angebaut wird. «Aus meiner Sicht ist der Einfluss von Unkraut auf den Ertrag vom Weizen am stärksten, zumal dieses Getreide die kürzeste Halmlänge hat», meint Meier.

Deshalb wird die Kunstwiese gepflügt, damit ein sauberes Saatbett für den Weizen bereitsteht. Anschliessend folgt Raps und später noch Silomais, den Meier bewusst mit dem Einsatz von Herbiziden anbaut. «Ich habe bereits erste Versuche gemacht, den Mais herbizidfrei anzubauen, als dieses Verfahren noch nicht vom Bund honoriert wurde. Damit habe ich mir aber die Melden auf den Betrieb geholt», erklärt Meier.

Die Unkrautbekämpfung in der Maisreihe war ungenügend. Deshalb hat Meier wieder aufgehört mit dem herbizidfreien Maisanbau. Ausserdem sind für Meier der Raps und der Mais zwei einfache Kulturen in Bezug auf Herbizideinsatz, weil jeweils ein Spritzdurchgang reicht.

Da lediglich das Getreide herbizidfrei angebaut wird und dazwischen eine lange Pause mit Kunstwiese erfolgt, ist der Unkrautdruck nicht so hoch. Zudem liegt der Betrieb gut: Die Äcker verteilen sich auf einer Höhe von 540 bis 700 Meter über Meer. Rundherum steht viel Wald, wodurch ein Unkrauteinflug von anderen Feldern ausgeschlossen ist. Daher blieben Meiers Felder bisher auch von Problemungräsern wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm verschont. Auch sonst würden sich einjährige Unkräuter ziemlich im Rahmen halten. 

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Weiter achtet Meier darauf, dass Getreide mit längerer Halmlänge (wie Dinkel und Roggen) am Ende der Fruchtfolge gesät werden, wenn der Unkrautdruck bereits höher ist. «Hohe Getreide können dem Unkraut besser davonwachsen», erklärt Meier. Bei der Sortenwahl achtet Meier nicht speziell auf Weizensorten mit langen Halmen. Wichtiger ist ihm die Backqualität und dass der Weizen begrannt ist wegen der Wildschweine: «Die mögen keine Zahnseide», sagt Meier und schmunzelt.

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5 Prozent Minderertrag, dafür keine Striegelmiete

Aus Sicht von Christian Meier würden Unkräuter wie die Vogelmiere und der Ehrenpreis auf seinem Betrieb am stärksten mit dem Weizen konkurrieren. Dem Unkraut wirkt er mit einer späten Weizensaat zusätzlich etwas entgegen.

Meier hatte nie gestriegelt, weil in der Region niemand einen Hackstriegel hatte. «Sonst hätte ich sicher von Anfang an gestriegelt. Aber dann habe ich versucht, das Getreide ohne Unkrautbekämpfung anzubauen, und gemerkt, dass es funktioniert. Deshalb habe ich so weitergemacht», erklärt Meier.

2023 hat er dann erstmals gestriegelt, weil ein Nachbar einen Hackstriegel angeschafft hatte. Vergangenes Jahr konnte er aufgrund der Nässe nicht striegeln. «Ich frage mich immer, wie gross der Effekt des Striegels wirklich ist», sagt Meier. Sicher sei es gut, um das Unkraut in Schach zu halten. Aber meistens könne das Getreide dem Unkraut davonwachsen.

Die Getreideerträge auf dem Betrieb Meier liegen mit dieser Strategie im folgenden Bereich:

  • Weizen (Top-Sorten): 54 dt/ha
  • Dinkel (Sorte Ostro): 43 dt/ha
  • Roggen (Hybridsorte): 62 dt/ha

Im Vergleich zu früher, als Meier noch Herbizid einsetzte, nimmt er jetzt eine Ertragsminderung von knapp 5 Prozent in Kauf. Vorher mit Herbizideinsatz hat Meier im Schnitt etwa 56 dt/ha Weizen gedroschen. An Stellen, an denen viel Unkraut wächst, beobachtet Meier, dass bei den Ähren die untersten zwei Kornanlagen leer sind. Das seien gerade etwa diese 5 Prozent Minderertrag. Für ihn geht die Rechnung auf, wenn er dafür keinen Aufwand für die Unkrautbekämpfung hat und zusätzlich noch die Herbizidfrei-Prämie vom Bund und von IP-Suisse abholen kann.

«Auf meinem Betrieb funktioniert diese Strategie, ich weiss nicht, ob sie auf einem anderen Betrieb auch funktionieren würde», meint Meier. Betrieben, die erstmals in den herbizidfreien Getreideanbau einsteigen möchten, rät er, das Anbauverfahren zuerst mit langhalmigen Getreidearten wie Dinkel oder Roggen zu versuchen. Das sei viel einfacher als mit Weizen.

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Der Pflug ist wichtig im herbizidfreien Anbau

Meier achtet ausserdem darauf, den Boden möglichst wenig zu bewegen. Den Pflug nutzt er lediglich für den Kunstwiesenumbruch. «Der Pflug ist wichtig, gerade im herbizidfreien Anbau. Aber ein Stoppelfeld zu pflügen, ist für mich vergeudete Energie», sagt Meier.

Nach dem Raps beispielsweise lässt er die 200er-Grasmischung kurz nach der Ernte mittels Direktsaat einsäen, damit der Boden trittfester ist. «Zuerst kommt dann fast nur Ausfallraps, vom Gras sieht man noch kaum etwas», erzählt Meier. Dann lässt er die Rinder ins Feld, um quasi einen Säuberungsschnitt zu machen. Danach kann das Gras hochwachsen und Meier kann es im Frühling vor dem Mais noch silieren.

Mit seiner Fruchtfolge ist der Boden stets bedeckt, ohne den Anbau von Gründüngungen. Die längste Phase ohne Begrünung sei die Zeit zwischen der Dinkelernte und der Roggensaat. «Diese Zeit brauche ich dann, um mit mehrmaligen Grubberdurchgängen den Ausfalldinkel zu beseitigen», erzählt Meier. Der Ausfalldinkel sei im Roggen fast das grössere Problem als das Unkraut.

Nach dem Roggen folgt dann für vier bis fünf Jahre eine Kunstwiese. Die Fruchtfolge von Meier dauert somit rund neun Jahre und der Abstand zwischen Weizen und den anderen Getreiden ist ziemlich lang. Die weite Fruchtfolge sei ebenfalls ein Erfolgsrezept für den herbizidfreien Getreideanbau.

 

Betriebsspiegel der Familie Meier

Christian Meier, Niederweningen ZH
LN: 20,6 ha
Kulturen: Winterweizen, Winterdinkel, Winterroggen, Silomais, Raps, Kunstwiese
Tierbestand: 50 Aufzuchtrinder, 5 Ziegen, 10 Legehennen
Weitere Betriebszweige: Hochzeitsfotografie