Kurz & bündig
- Die höhere Berufsbildung, die zum Titel Meisterlandwirt führt, ist berufsbegleitend.
- Matthias Zaugg hat drei Jahre lang Module besucht und als Abschlussarbeiten einen Business-Plan zum Thema «Ausbau Mastschweine-Stall» verfasst.
- Matthias Zaugg nutzt Weiterbildungen auch, um sich ein Netzwerk zu schaffen.
- An sämtlichen landwirtschaftlichen Schulen gibt es einen Strauss von Aus- und Weiterbildungsangeboten.
- Die Infos dazu sind auf den Websites der Schulen erhältlich.
- Es lohnt sich, Mitglied eines Verbands oder einer Ehemaligen-Vereinigung zu sein: Dann kommen Einladungen für Tagungen, Kurse und weitere Veranstaltungen auch per Post respektive Mail nach Hause.
Rechnen kann Matthias Zaugg, er hat ein ausgeprägtes Flair für Zahlen: «Das liegt mir eher als Auswendiglernen und Deutsch», erzählt er. Zaugg hat seine Meisterlandwirte-Prüfung mit 5,6 abgeschlossen, als einer der Jahrgangsbesten.
Seine Abschlussarbeit war ein Businessplan, wie er auf dem Hof rentabel Schweine mästen könnte. Und die Arbeit ist alles anderes als graue Theorie. Aktuell grunzen auf dem Betrieb Huebershus in Wyssachen 60 Schweine, wenn man in den Stall guckt. Bald sollen es 250 bis 300 Tiere sein, wenn es nach Zaugg’ Willen und Berechnungen geht.
Matthias Zaugg will seit Kindesbeinen den Hof Huebershus übernehmen
[IMG 2]Chef auf dem Betrieb ist der 26-Jährige aber nicht: Er ist bei seinem Vater Thomas angestellt. Dieser ist froh, hat er dereinst einen Nachfolger. Ehrlich sagt er aber: «Einfach ist es nicht, abzugeben. Und ob ich dereinst einfach schweigen kann, wenn Matthias Entscheidungen trifft – das weiss ich nicht.»
Sohn Matthias ist zuversichtlich, er wollte seit Kindesbeinen auf dem Hof arbeiten. Sein älterer Bruder hingegen habe nicht gross Interesse an der Landwirtschaft gehabt und arbeitet als Automobil-Ingenieur in der Gegend um Greyerz.
Die Familie Zaugg hat Milchkühe, deren Milch zu Emmentaler verarbeitet wird. Jeden Tag bringen sie die Milch in die drei Kilometer entfernte Käserei. Thomas Zaugg erzählt, dass gut die Hälfte der Bauern-Kollegen keine Nachfolger hätten. Vor dem stattlichen Hof zeigt er auf die Gebäude ringsum und zählt auf, wer die Landwirtschaft aufgegeben hat, wer keine Zukunft sehe und wer sich noch andere Standbeine gesucht habe.
Ein zweites Standbein im Wald
Auch Matthias Zaugg hat ein zweites Standbein. Mit einem älteren Kollegen hat er eine einfache Gesellschaft und arbeitet im Wald. Das war im Winter 2017/18 mehr als ein Nebenjob: Bis zu vier Tage hat er pro Woche im Wald verbracht, einen Tag auf der Rütti in Zollikofen die Schulbank gedrückt, am Samstag auf dem Hof gearbeitet und am Sonntag über seinem Business-Plan gebrütet.
Die ausgezeichnete Abschlussarbeit macht nicht nur die Familie und den jungen Meisterlandwirt stolz. Vor Kurzem wurde er zum «Wyssacher des Jahres» erkoren. Zaugg mag kein grosses Aufheben um seine Person und lächelt bescheiden.
Auf seine gute Note angesprochen erklärt er, dass er zum einen wirklich von seinem Projekt überzeugt sei. Und zum anderen arbeite er offenbar unter Druck sehr effizient: «Für eine andere Arbeit hatte ich viel mehr Zeit, habe mich aber in Details verloren.»
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Der junge Landwirt setzt mit dem Vater zusammen Ideen um, der Laufstall ist bereits umgebaut
Der Rundgang auf dem Hof zeigt, dass Matthias Zaugg seine Ideen umzusetzen weiss. 2015 haben Zauggs den Anbindestall in einen Laufstall umgebaut. Die Pläne dazu hat Matthias Zaugg gezeichnet. Bei der Planung hat ein Berater mitgeholfen. Finanziert hat die Familie den Stall zu einem grossen Teil selber, dazu kam die Beteiligung der Bank.
Die strategischen Entscheide fällen Vater und Sohn gemeinsam. «Aber am Ende gilt: Wer zahlt, befiehlt. Und das ist der Vater», sagt Matthias Zaugg. Und so positiv die beiden über ihre Zusammenarbeit reden, sie geraten sich im Alltag ab und zu in die Haare. Über Kleinigkeiten, sagt der Vater: «Wann und wie viel wir mähen, zum Beispiel.»
Investitionen müssen sich auszahlen – etwa das Engagement für die höhere Berufsbildung
In den grossen, wichtigen Entscheidungen finden sie rasch zusammen. Denn die Einstellung der beiden ist ähnlich: Der Betrieb muss rentieren.[IMG 5]
Direktvermarktung etwa sei kein Thema, weil es schlicht keinen Durchgangs-Verkehr gibt. «Hier fällt jedes Auto auf, das am Hof vorbeifährt», schmunzelt Thomas Zaugg. Und viele seien das nicht… Auch die Umstellung auf Bio halten die beiden im Moment für wenig sinnvoll. Matthias Zaugg erklärt, dafür brauche es «schöne» Felder für den Ackerbau – im Emmental sind diese eher rar.
Investieren wollen Zauggs nur, wo es sinnvoll ist: Etwa in Aus- und Weiterbildung. Von seiner höheren Berufsbildung ist Matthias Zaugg überzeugt. Während der Lehre habe man noch vieles andere im Kopf, sagt er. In den drei Jahren, die er für die Meisterprüfung aufgewendet hat, habe er es geschätzt, mit Kollegen Erfahrungen auszutauschen. Und sich wirklich in die Fächer zu vertiefen.
Wer einen Hof übernehmen wolle, braucht mehrere Weiterbildungen, findet Matthias Zaugg. Später möchte er auch Lehrlinge ausbilden. Neben der Meister-Ausbildung besucht Zaugg Kurse, und nimmt an Tagungen teil. Etwa zum Thema Smart Farming: «Für die sowieso schon übermechanisierte Schweizer Landwirtschaft ist vieles davon zu teuer», sagt er. Einzelnes hält er für sinnvoll. Deshalb nutzt er ein GPS-Gerät, wenn er als Lohnunternehmer Pflanzenschutzmittel ausbringt. Diese Weiterbildungen sind nicht nur fachlich sinnvoll: «Sie stärken auch mein Netzwerk.»
Die Zeit für eine Partnerschaft fehlt
Bleibt bei so viel Arbeit noch Freizeit oder Musse, sich um eine Partnerschaft zu kümmern? Matthias Zaugg winkt ab und schaut ernst. Nur wenige Tage habe er 2018 frei gehabt, einzig der Besuch der Feuerwehrübungen in der Funktion als Offizier war möglich.
Er wünscht sich eine eigene Familie, ist im Moment aber Single. Pläne, ins Ausland zu gehen, hat er nicht. «Vermutlich ist es dafür zu spät», sagt er zögernd. Neuseeland hätte ihn interessiert – doch in der idealen Reisezeit sei er im Forst beschäftigt und im Sommer auf dem Betrieb.
Eltern und Sohn planen die Zukunft des Betriebs Schritt für Schritt gemeinsam
In fünf bis sechs Jahren übernimmt Matthias den Hof. Die Abklärungen dafür laufen. Den grossen Schritt geht die Familie überlegt an – mit einem klaren Kopf fürs Finanzielle. Ziel sei ein fliessender Übergang.
Aus diesen Überlegungen gründen Zauggs ab dem Jahr 2019 eine Generationengemeinschaft. Der 86-jährige Fritz Zaugg etwa ist auf dem Betrieb fürs Kälbertränken zuständig. «Da lässt er sich nicht dreinreden», lachen die jüngeren Zauggs.
Thomas Zaugg wird wieder ernst: «Ich möchte später helfen, aber nicht dirigieren. Übernehmen war vor vielen Jahren einfach – abgeben wird wohl etwas vom Schwierigsten.»
Betriebsspiegel «Huebershus»
Thomas und Marianne Zaugg, Matthias Zaugg, Wyssachen BE
LN: 19,5 ha
Lage: Bergzone 1
Produktionsform: ÖLN
Tierbestand: 27 Kühe, 60 Mastschweine,
etwa 10 Aufzuchtrinder
Kulturen: Kartoffeln (Sorte «Ostara» für Pro Montagna), Futterweizen
Weiterer Betriebszweig: Marianne Zaugg macht beim «Burechorb» mit. Der «Burechorb» ist ein Zusammenschluss von Bäuerinnen, die Geschenkkörbe aus hofeigenen Produkten herstellen und vermarkten.
Arbeitskräfte: Thomas und Marianne Zaugg, Matthias Zaugg, Grossvater Fritz Zaugg[IMG 3]