Beim Bauen kann der ganze Bewilligungsprozess viel Zeit, Geld und Nerven kosten. Um den ganzen Prozess etwas schlank halten zu können, sollten Behörden frühzeitig in den Planungsprozess involviert werden, empfiehlt Kilian Appert, Berater im Bereich Milchviehhaltung am Arenenberg.
Ein gängiger Ablauf sei, dass der Landwirt als Bauherr mit dem Wunschstall zum Stallbauer geht und dieser dann einen ersten Plan sowie einen Kostenvoranschlag erstellt. Dabei kann es vorkommen, dass der gewünschte Stall mit geplanter Einrichtung das Budget übersteigt, weshalb anschliessend Zusatzwünsche herausgestrichen werden. Danach muss nochmals ein aktualisierter zweiter Plan erstellt werden, der dann erst zur Baueingabe eingereicht wird.
Amt für Raumentwicklung gegen Amt für Umwelt
An dieser Stelle kommen die Behörden ins Spiel und fordern allfällige Auflagen. «Als Beispiel sind die beiden Ämter, das Amt für Umwelt und das Amt für Raumentwicklung, oft Gegenspieler», erklärt Kilian Appert. So können bereits bei der Wahl des Bauplatzes grosse Diskussionen entstehen. Das Amt für Raumplanung setzt sich eher dafür ein, dass Neubauten passend ins Landschaftsbild integriert werden und die Ressource Boden sparsam genutzt wird. Demgegenüber setzt sich das Amt für Umwelt vermehrt für den Schutz von sensiblen Ökosystemen wie Wäldern oder Mooren ein.
Wenn dann ein Bauplatz gefunden werden konnte, passt vielleicht der ursprünglich geplante Stall nicht mehr auf diesen Bauplatz, weshalb der Plan erneut angepasst werden muss.
Oder wie beispielsweise beim Stall von Familie Peter, als bei der Baueingabe bekannt wurde, dass vom Kanton bauliche Massnahmen zur Ammoniakreduktion gefordert werden. Danach musste der Stallplan ebenfalls nochmals angepasst werden.
Behörden frühzeitig ins Boot holen und Zeit sparen
Bei diesen ganzen behördlichen Diskussionen geht viel wertvolle Zeit und Geld für erneute Planänderungen verloren. Deshalb sollen Ämter und allfällige weitere Behörden frühzeitig ins Boot geholt werden. Zudem muss sich der Landwirt bereits vor der ersten Idee bewusst sein, welche finanziellen Mittel er für das Bauprojekt aufwenden will und vor allem kann. Dabei sei es heikel, mittels Verlängerung der Abschreibungszeit die Finanzierung auf dem Papier erreichen zu wollen.
«Die Arbeitszeit wird oftmals zu wenig berücksichtigt.»
Kilian Appert, Berater am Arenenberg
[IMG 2]
«Am besten lädt man gleich die Vertreter jedes Amtes auf eine Begehung vor Ort ein, sobald man weiss, ob und wie gross man etwa bauen möchte», sagt Kilian Appert. Dann können die Ämter gleich direkt miteinander verhandeln und müssen nicht immer über den Bauherrn als Vermittler gehen. Stützend auf die bekannten Eckpunkte kann der Planer von Anfang an einen massgeschneiderten Stallplan zeichnen. Dieser Plan wird mit grösserer Wahrscheinlichkeit von den Behörden auf Anhieb bewilligt.
Die Arbeitszeit wird häufig unterschätzt
Nicht nur bei der Planung, sondern auch später bei der täglichen Arbeit kann wertvolle Zeit verloren gehen. «Die Arbeitszeit wird oftmals zu wenig berücksichtigt», meint Kilian Appert. Häufig wird bei einem Neu- oder Umbau auch gleich der Stall vergrössert und somit die Tierzahl aufgestockt.
Trotz allfälliger Arbeitserleichterung durch Automatisierung mit Melk- und Mistroboter bedeuten mehr Tiere am Schluss dennoch eher mehr Arbeit – mehr Kalbungen, mehr brünstige Kühe. Gleichzeitig generieren automatisierte Stalleinrichtung höhere Fixkosten. Automatisierung ist dann lohnend, wenn dafür eine Arbeitskraft eingespart werden kann oder der Betriebsleiter dadurch mehr Zeit für andere Betriebszweige bekommt.
