«Ich bin nicht neutral, sondern finde es eine tolle Sache, wenn mit Schweizer Holz gebaut wird», sagt Adrian Hitz, Geschäftsleiter des landwirtschaftlichen Bau- und Architekturbüros und Vorstandsmitglied beim Verband Wald Aargau. Das natürliche Baumaterial sei aus ökologischen und ökonomischen Gründen sinnvoll.
Der ökologische Aspekt leuchtet ein. Denn der Wald wirkt als CO2-Senke, indem er das Gas bei seinem Wachstum «verbaut». Wenn das geerntete Holz als Bauholz Verwendung findet, ist der darin gespeicherte Kohlenstoff der Atmosphäre entzogen.
Aber was ist mit dem ökonomischen Aspekt? Lohnt es sich, als Landwirt den eigenen Wald zu bewirtschaften und das Holz selbst zu schlagen, das dann für den Stall- oder Hausbau benötigt wird? Schliesslich arbeiten viele Forstbetriebe defizitär.
Bei der Bank von Vorteil, bei der Versicherung ein Nachteil
Ein Vergleich sei schwierig, sagt Adrian Hitz. «Wenn ich mich als Landwirt dafür entscheide, das eigene Holz zu verbauen, wende ich keine Zeit auf, einen genauen Vergleichspreis mit anderem Baumaterial zu berechnen.» Er beobachte schon häufig, dass die Freude, der Stolz und die Motivation am (Auf-)Bau der eigenen Zukunft überwiege. Dabei würden manchmal die wirtschaftlichen Berechnungen in den Hintergrund geraten. Für die Finanzierung bei der Bank ist die viele Eigenleistung tatsächlich von Vorteil. Denn sie senkt den Preis für das Bauprojekt – auf dem Papier.
Denn in der Realität kostet auch die Eigenleistung, auch sie hat einen Wert. Jede und jeder, der Eigenleistung investiert, solle unbedingt Buch darüber führen, empfiehlt Hitz: «Denn spätestens bei der Schätzung des neuen Gebäudes muss die geleistete Arbeit, aber auch das gelieferte Rohmaterial wie beispielsweise Holz, genannt werden. Wird das nicht genannt, wird der Gebäudewert des neuen Stalls viel zu tief angesetzt und die Bauernfamilie ist unterversichert.»
Als Landwirt durchaus ein bisschen hartnäckig bleiben
Bevor mit dem Bau überhaupt begonnen wird, sollte ausserdem Zeit in die Planung und Vorbereitung investiert werden, so Hitz. Dabei gehe es nicht nur darum, die geeigneten Bäume zum Fällen anzuzeichnen und einen Lagerplatz für das Holz zu finden. Es lohne sich, auch die nachgelagerte Holzindustrie zu informieren.
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«Bei der Schätzung muss die geleistete Arbeit genannt werden.»
Adrian Hitz, Geschäftsführer LBA
«Ich empfehle, klar anzukündigen, dass das Holz angeliefert werde.» So könnten alle planen. «Ausserdem kann so niemand im Nachhinein kommen und sagen, wir nehmen dein Holz nicht, sondern verkaufen dir bloss die Produkte», erklärt Hitz, der diese Erfahrung schon gemacht habe, wie er sagt. Abgesehen von Kleinstmengen sei angeliefertes Holz auch kein Problem für die Sägerei, die Leimbinderei oder das Imprägnierwerk. Deren Abläufe würden dadurch nicht gestört, sagt Hitz. «Da können Landwirte gerne auch etwas hartnäckig bleiben, damit sie ihr Holz am Ende anliefern können.»
Letztlich sieht Adrian Hitz das Schweizer Holz als nachhaltigstes Baumaterial für die Landwirtschaft an. «Es lohnt sich alleine für das gute Gefühl, mit Rohstoffen aus dem eigenen Wald gebaut zu haben. Gleichzeitig kommt der Bau mit Holz auch bei der Gesellschaft gut an.»
Was die LBA zur Eigenleistung empfiehlt
Das landwirtschaftliche Bau- und Architekturbüro wurde vor über 100 Jahren vom Schweizer Bauernverband gegründet. An vier Standorten beraten die Teams die LandwirtInnen bei ihrem Bauvorhaben. Nebst Beratung und Planung helfen sie, falls gewünscht, auch bei der Umsetzung.
Zur Beurteilung, wie viel Eigenleistung beim Bauen erbracht werden kann und soll, schreibt die LBA folgende Checkliste:
- Wie viel Zeit kann aufgewendet werden?
- Welche Qualifikationen sind vorhanden?
- Haben Sie die notwendige Kondition für die angestrebte Eigenleistung?
- Kann mit dem Baufortschritt mitgehalten werden oder werden Folgeleistungen behindert?
- Kann die Eigenleistung in professioneller Qualität erbracht werden?
- Sind die erforderlichen Werkzeuge vorhanden oder müssen diese gemietet werden?
- Zahlen sich die Eigenleistungen aus? Wie viel sind Materialkosten, wie viel Arbeit?
- Sind die notwendigen Versicherungen vorhanden und sind Sie sich der Gefahren bewusst?
- Eigenleistungen werden stets auf eigenes Risiko erbracht.
Zahlen zu Wald und Holz
Ein Drittel der Schweizer Fläche ist mit Wald bewachsen. 2023 wurden daraus rund 4,9 Millionen Kubikmeter Holz geerntet, wie die Zahlen der Schweizerischen Forststatistik des Bundesamts für Statistik zeigen. Die Holzernte ging damit nach vier Jahren stetigen Wachstums erstmals zurück. Diese Reduktion sei beim Stammholz (Sägeholz) besonders ausgeprägt gewesen, heisst es im Bericht des BFS. Das erkläre sich hauptsächlich durch die tiefere Nachfrage und entsprechend auch durch die tieferen Holzpreise.
Die Energieholz-Ernte nimmt hingegen weiter zu. Mit einem Volumen von rund 2,1 Millionen Kubikmeter deckte Energieholz im Jahr 2023 44 % des gesamten Jahreseinschlags ab. Der Anteil Energieholz an der gesamten Holzernte hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Die Nachfrage nach Energieholz ist in den letzten Jahren gestiegen. Insbesondere Hackholz ist beliebt, während Stückholz auch rückläufig ist.
Auch wenn die Nachfrage nach Schweizer Holz besteht, arbeiten viele Forstunternehmen defizitär, wie die Statistik zeigt: Die 640 Forstbetriebe, die 2023 tätig waren, verzeichneten Einnahmen in Höhe von 598 Millionen Franken und Ausgaben in Höhe von 618 Millionen Franken. Gesamtschweizerisch belief sich das Defizit auf rund 20 Millionen Franken (2022: 18 Mio Fr.).
