Abgänge infolge von Darmverdrehungen (HIS = Hämorrhagisches Intestinal Syndrom) sind ein grosses wirtschaftliches und emotionales Problem in der Schweinemast. Abgangsraten bis zu 5 Prozent sind möglich. Zu allem Übel trifft es meist die schönen und gesunden Schweine. Da nicht immer eine Ursache für diese Abgänge gefunden wird, kommt eine gewisse Hilflosigkeit hinzu. Betroffene Schweinehalter haben bei jedem Betreten des Stalls Angst, weitere tote Schweine aufzufinden.

Der SGD wird immer wieder von Mästern kontaktiert, welche mit erhöhten Abgangsraten infolge geblähter Schweine zu kämpfen haben. Betroffen sind sowohl kommerzielle Betriebe wie auch Label-Betriebe mit Auslauf. Es trifft Betriebe mit und ohne Einstreu. Es kann Betriebe mit Flüssigfütterung, aber auch solche mit Trockenfütterung treffen. Die Anzahl der Mastplätze variiert von klein bis gross.

Eine Abgangsrate von 1,5 bis maximal 2 Prozent kann als tolerierbar eingestuft werden. Alles, was darüber liegt, sollte genauer analysiert werden. Oft melden sich die Betriebe, wenn sie Abgänge von 4 bis 5 Prozent zu verzeichnen haben. HIS tritt gehäuft in der Vormast bei Schweinen mit einem Gewicht von 40 bis 50 kg auf. Grundsätzlich kann es aber Tiere jeder Gewichtskategorie treffen.

Was genau ist HIS?

HIS (Hämorrhagisches Intestinal Syndrom) ist eine sogenannte Faktorenkrankheit. Dies bedeutet, dass verschiedene Faktoren das Auftreten der Krankheit begünstigen können. Aber wo liegen die Gründe für erhöhte Abgänge? Diese Frage ist oft schwierig zu beantworten, da mehrere Faktoren gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig beeinflussen können. Als Haupt-Einflussfaktoren gelten Fütterung, Genetik, Hygiene und Management. Die Punkte «Futtersuppe», «Tränkwasser» und «Kondenswasser» konnten häufig als Ursache für vermehrte Abgänge durch HIS identifiziert werden. Sie sollten bei Problemen immer bedacht und überprüft werden.

Quelle: Prof. Sidler, 2018

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Checkliste Risikofaktoren HIS

Der SGD hat neben der Checkliste Risikofaktoren HIS auch detaillierte Merkblätter zu HIS und Hygienekonzept für Flüssigfütterungsanlagen erstellt.

Quelle: Suisag

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Gärt die Futtersuppe?

Hefen in der Futtersuppe führen zu Gärung. Dadurch erweitert sich der Magen-Darm-Trakt und das Risiko für eine Darmdrehung steigt deutlich an. Um zu prüfen, ob die Futtersuppe Gärprozessen unterliegt, kann der PET-Flaschen-Test durchgeführt werden.

Dazu wird eine PET-Flasche mit Futtersuppe gefüllt und mit einem Ballon verschlossen. Die Flasche wird dann bei Raumtemperatur einen Tag oder bei 37°C für zwei Stunden stehen gelassen. Wenn sich der Ballon nach dieser Zeit aufbläht, muss die Fütterungsanlage einer Generalreinigung unterzogen werden.

Um Hefen in den Griff zu bekommen, ist eine Reinigung des Systems mit einem alkalischen Mittel erforderlich. Standardmässig werden Reinigungsmittel auf Säurebasis verwendet. Hefen können jedoch gut in einer sauren Umgebung überleben. Daher verwendet man Säuren und Laugen am besten im Wechsel.

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Steht genügend Tränkwasser in guter Qualität zur Verfügung?

Die Menge und Qualität des Tränkwassers ist für die Gesundheit unserer Schweine essenziell. Es sollten genügend Tränkenippel zur Verfügung stehen, welche gut erreichbar sind. Das gesetzliche Minimum schreibt einen Nippel auf zwölf Tiere bei Trockenfütterung und einen Nippel auf 24 Tiere bei Flüssigfütterung vor. In der Praxis haben sich Lubing-Nippel bewährt. Sie gewährleisten einen guten Durchfluss, welcher durch eine Schraube reguliert werden kann.

Grobsinnliche Veränderungen des Wassers (Farbe, Beimengungen) können mit Hilfe eines weissen Eimers einfach erkannt werden. Diese können zu geschmacklichen Abweichungen des Wassers führen, was eine verminderte Wasseraufnahme der Tiere nach sich zieht. Weiterhin kann sich eine Keimbelastung des Tränkwassers negativ auf den allgemeinen Gesundheitsstatus der Tiere auswirken.

Die Entnahme einer Wasserprobe zur Qualitätskontrolle ist einmal pro Jahr zu empfehlen. Um eine kontinuierlich gute Tränkwasserqualität zu gewährleisten, kann eine Chlordioxid-Anlage installiert werden.

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Bildet sich Kondenswasser im Silo?

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Kondenswasser bildet sich im Silo durch Temperaturschwankungen und Sonneneinstrahlung. Dies führt dazu, dass es zu Anhaftungen und Schimmelbildung kommt. Schnecken und Umlenkrollen im Leitungssystem sind Gefahrenstellen, an denen sich schadhaftes Futter ansammeln kann (Bild oben). Gelangt dieses in den Trog, kann das fatale Folgen für die Gesundheit der Tiere haben.

Was kann der Betriebsleiter in solchen Fällen unternehmen? Um die Gefahr der Kondenswasserbildung zu minimieren, können Sie eine Entlüftungshaube auf dem Silo installieren. Ein einfaches Entlüftungsrohr an der Seite genügt in der Regel nicht. Ein Sacksilo im Innenbereich hat den Vorteil, dass es keinen Wettereinflüssen ausgesetzt ist und einfach ausgeklopft werden kann.

Gefahrenstellen wie Schnecken und Umlenkrollen sollten regelmässig auf einen hygienisch einwandfreien Zustand überprüft werden. Achten Sie darauf, dass Zuleitungen möglichst kurz sind und nicht zu viele Kurven oder Ecken enthalten. Im Leitungssystem können an mehreren Stellen durchsichtige Rohre, sogenannte Sichtfenster (Bild unten), eingebaut werden. Dadurch können Sie Hygienemängel in den Rohren schnell und einfach erkennen.

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Was tun, wenn die Verbesserung von Hygiene und Management keinen Erfolg hat?

Auf manchen Betrieben führt die Minimierung von Risikofaktoren aus der Umwelt zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Solche Fälle weisen darauf hin, dass die Genetik den grössten Einfluss hat. Wenn Tiere von verschiedenen Züchtern bezogen werden, empfiehlt es sich, jeden Abgang mit der Diagnose HIS genau zu dokumentieren. Aus diesen Daten können Rückschlüsse gezogen werden, ob Tiere einer bestimmten Paarung oder Linie vermehrt betroffen sind. Diese Übersicht zeigt, dass es leider nicht die eine Lösung für ein HIS-Problem gibt. Jeder Betrieb muss genau angeschaut und individuell beurteilt werden, um die Anzahl der Abgänge deutlich und nachhaltig senken zu können.

Mit dem Start des HIS-Projekt im Jahr 2020 ist ein wichtiger Schritt getan, um verschiedene Einflussfaktoren noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Probensammlung für das Teilprojekt «Genomik», in dem der Einfluss des Erbgutes untersucht wird, konnte im November 2020 erfolgreich abgeschlossen werden. Im Teilprojekt «Umweltfaktoren» wird der Einfluss von Haltung und Fütterung untersucht. Die Projektlaufzeit beträgt drei bzw. vier Jahre. Aktuell steht das Projekt noch ganz am Anfang. Sobald erste Ergebnis vorliegen, werden wir darüber informieren.