Kurz & bündig
-Hauptrisikofaktor für die meist tödliche Maulbeerherzkrankheit (MAP) ist eine ungenügende Versorgung mit Vitamin E und Selen.
-Ein Mangel kann trotz bedarfsgerechten Vitamin-E- und Selen-Gehalten im Futter entstehen, z. B. bei falscher Futterlagerung.
-Ein Futterverderb kann durch eine Laboruntersuchung frühzeitig festgestellt werden.
Am Ende des Sommers kam es in einem Schweinezuchtbetrieb zu vermehrten plötzlichen Todesfällen bei Absetzferkeln. Hofsektionen und Laboruntersuchungen des Gewebes identifizierten eine Maulbeerherzkrankheit (MAP). Diese tritt typischerweise bei einem Vitamin-E- und Selen-Mangel auf.
Im Rahmen von SGD-Spezialberatungen wurden Proben vom Galtsauenfutter und Milchproben der säugenden Sauen analysiert, um gezielte Präventionsmassnahmen zu definieren.
Selen und Vitamin E als MAP-Sofortmassnahmen für Absetzferkel
Im Rahmen einer Notfallversorgung durch den Bestandestierarzt wurde allen Absetzferkeln Selen und Vitamin E gespritzt. Zudem wurde ein vorübergehend mit zusätzlichem Vitamin E und Selen ergänztes Futter für Absetzferkel und Muttersauen eingesetzt.
Vitamin E und Selen stärken das Immunsystem. Ausserdem schützen sie Zellen vor oxidativem Stress (Schäden an Zellwänden), der etwa während des Absetzens, bei schnellem Wachstum oder Krankheiten auftritt. Vitamin E stabilisiert Zellwände, während Selen giftige Stoffwechselprodukte entgiftet.
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Futtermittel sollten den Bedarf an Vitamin E und Selen decken
Alle Altersklassen erhielten trockenes Alleinfutter. Die rechnerische Überprüfung der in den Futteretiketten deklarierten Werte ergab, dass alle Futtermittel den Bedarf an Vitamin E und Selen deckten. Der Fettgehalt und die Fettquellen im Futter wurden überprüft, da sie die Aufnahme des fettlöslichen Vitamins E beeinflussen.
Ein zu niedriger Fettgehalt oder hohe Anteile ungesättigter Fettsäuren können die Vitamin-E-Aufnahme hemmen. Die Selen-Versorgung war durch eine ausgewogene Mischung aus anorganischem (Natriumselenit) und organischem Selen (Selenhefe) sichergestellt.
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Kontrolle der Fütterungshygiene und Futterlagerung
Für alle Futtersilos sollten vor der Lieferung der neuen Futtercharge Hygienekontrollen durchgeführt werden. Beim Absetzferkelfutter und Futter für säugende Sauen sowie bei den Fütterungsanlagen wurden keine Auffälligkeiten festgestellt.
Das Galtsauenfutter wurde in zwei Silos gelagert. Eines der Silos war noch halb voll von der vorherigen Bestellung vom Frühsommer und konnte deshalb nicht überprüft werden.
Analyse von Futter und Sauenmilch
Um einen Vitamin-E- oder Selen-Mangel als MAP-Ursache auszuschliessen, wurde ein Fettverderb im Futter bei Galtsauen sowie ein Vitamin-E- und Selen-Mangel in Sauenmilch untersucht. Eine durch verdorbenes Futter reduzierte Vitamin-E-Aufnahme bei Sauen könnte tatsächlich zu einem Mangel in der Milch und somit bei den Ferkeln führen.
Beim Stallrundgang anlässlich der Probeentnahme hatten die meisten säugenden Sauen bereits ihr achtes bis zehntes Abferkeln erreicht. Futterproben wurden auf Vitamin E, Selen, Verhältnis PUFA/MUFA (mehrfach und einfach ungesättigte Fettsäuren) zum Futterenergiegehalt (MJ VES), Fettverderb (Peroxidzahl, freie Fettsäuren, Hexanal), Schimmel und Hefen untersucht. Zusätzlich wurden Milchproben von drei Sauen auf Vitamin E und Selen analysiert.
Die Ergebnisse zeigten im Futter normale Werte für Vitamin E, Selen, Verhältnis von PUFA/MUFA zu Futterenergiegehalt, freie Fettsäuren und Hexanal. Lediglich die Peroxidzahl war leicht erhöht (12,1 mg/kg), was die Vitamin-E-Aufnahme bei Galtsauen beeinträchtigen könnte. Der Vitamin-E- und der Selen-Gehalt in der Milch lagen im Normbereich.
Gezielte Präventionsmassnahmen gegen MAP
Zur Optimierung der Futterqualität wurde dem Landwirt empfohlen, das zweite Silo für Galtsauenfutter nach dem Entleeren sorgfältig auf Schäden zu überprüfen und diese zu beseitigen. Zudem sollte das Futter vor allem im Sommer nicht länger als drei bis vier Wochen gelagert werden.
Bezüglich der Milchqualität lässt sich nicht ausschliessen, dass das fortgeschrittene Alter der Sauen die gesunde Entwicklung der Ferkel aufgrund eines Immunitätsdefizits negativ beeinflusst haben könnte. Aus diesem Grund wurde empfohlen, die Ferkel nach der Geburt mit Immunoglobulin-Paste zu behandeln und die Remontierungsrate im Betrieb zu erhöhen.
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Weniger Fälle, Gründe nicht komplett geklärt
Die MAP-Fälle und Verluste im betreffenden Schweinezuchtbetrieb gingen im Winter deutlich zurück. Die genaue Ursache für das Auftreten von MAP bei den Absetzferkeln bleibt unklar, könnte jedoch mit einer suboptimalen Futterlagerung und dem fortgeschrittenen Alter der Sauen zusammenhängen.
Antonia Giordanella ist Tierärztin beim SGD-Büro Sempach-West der Suisag.