Kurz & bündig

- Neben Lawsonien und Circoviren können auch Würmer bei Ferkeln Durchfall auslösen.
- Für die Diagnose in der Pathologie ist es sinnvoll, zwei bis drei Tiere zu untersuchen.
- Ergänzende Kotproben geben weitere Hinweise.
- Grundsätzlich ist es auch in Mastbetrieben sinnvoll, die Tiere zu entwurmen.

Wegen Durchfallproblemen und Kümmern bei Absetzferkeln auf einem Zucht-Mast-Betrieb meldete sich ein Bestandestierarzt beim Schweinegesundheitsdienst SGD. Bereits einige Wochen zuvor hatte er aus der betroffenen Schweinehaltung ein Absetzferkel euthanasiert. Es wurde per Post zur Untersuchung in die Pathologie nach Zürich geschickt. Leider ohne eindeutige Diagnose. Die fortgeschrittene Kadaververwesung erschwerte die Ursachenfindung.

Wichtigste Verdachtsdiagnosen bei Durchfall und Kümmern

Leiden Absetzjager unter Durchfall und Kümmern, gehören Infektionen mit Lawsonien (Bakterien) und Circoviren (PCV-2) zu den wichtigsten Verdachtsdiagnosen. Vor allem, wenn nicht dagegen geimpft wird. Aber auch Darmparasiten und Brachyspiren (Bakterien) dürfen nicht vergessen werden.

Mitentscheidend für eine gute Diagnostik ist der Zustand des Kadavers. Je frischer, desto besser. Sofort nach dem Tod setzen vor allem im Darm Verwesungsprozesse ein. Diese erschweren eine zuverlässige Diagnose.

Der Schweinehalter und sein Bestandestierarzt entschieden sich für einen zweiten Anlauf. Unter der Organisation des SGD wurden zwei Absetzferkel zur Untersuchung angemeldet. Wenn immer möglich, sollten zwei bis drei betroffene Schweine untersucht werden. Die Untersuchung von nur einem Tier ist oft nicht aussagekräftig. Werden hingegen dieselben Veränderungen bei mehreren Tieren gefunden, ist die Diagnose gut abgestützt.

Auch Saugferkel hatten Durchfall

Die beiden Absetzferkel zeigten Durchfall und waren typische Kümmerer. Weiter hatten beide eine auffällig blass-gräuliche Hautfarbe. Sie wurden in der Pathologie euthanasiert und sogleich seziert.

Die weite Anfahrt aus der Innerschweiz nach Zürich hatte sich gelohnt. Bei beiden Absetzern konnte ein Befall mit den Bakterienarten Lawsonien und Spirochäten (Brachyspira pilosicoli) nachgewiesen werden.

Doch war das bereits des Rätsels Lösung? Beide nachgewiesenen Bakterienarten machen als Durchfallerreger bei Absetzferkeln Probleme. Der Schweinehalter hingegen berichtete auch von Durchfall bei den Saugferkeln. Der Fall war somit noch nicht abgeschlossen.

Wichtig für Abklärungen in der Pathologie

- Wenn möglich immer 2 bis 3 betroffene Schweine untersuchen lassen.
- Auswahl der Tiere sorgfältig treffen. Zeigen die Kandidaten die typischen Veränderungen?
- Die Schweine sollten möglichst frisch tot sein.
- Bei einigen Fragestellungen (u.a. Durchfall) werden die Tiere am besten vor Ort euthanasiert.
- Je besser die Krankengeschichte (Anamnese) der Schweine bekannt ist, desto gezielter kann nach einer Ursache gesucht werden.
- Das PathoPig-Projekt des BLV übernimmt bis zu 200.– Fr. pro untersuchtes Tier (max. 500.– Fr. bei drei Tieren). Ab dem 1. Mai 2023 muss der Schweinehalter einen Selbstbehalt übernehmen. Dieser beträgt in der Regel maximal 100.– Fr. pro Fall. Er kann mit dem SGD-Laborguthaben verrechnet werden.

Parasitenbefall mit Kotproben der Saugferkel bestätigt

Glücklicherweise war die Untersuchung des ersten Tieres nicht ganz umsonst gewesen. Im Gewebeschnitt des Dünndarms gab es Hinweise für einen Parasitenbefall. Die Kotuntersuchung hingegen verlief negativ für Parasiten. Allerdings war von den toten Tieren jeweils zu wenig Kot für eine aussagekräftige Untersuchung vorhanden.

Der Tierhalter wurde deshalb gebeten, bei beiden Alterskategorien Kotproben im Stall zu sammeln. Bei den Absetzferkeln konnten keine Parasiten nachgewiesen werden. Bei den Saugferkeln hingegen wurde ein mittelgradiger Befall mit Strongyloides ransomi, dem Zwergfadenwurm, entdeckt.

Der Zwergfadenwurm ist zirka 3,5 bis 4,5 mm lang und haarfein. Zwergfadenwürmer werden heutzutage nur noch selten diagnostiziert. In aktuellen Fachbüchern werden sie deshalb kaum mehr erwähnt.

Kaum noch in den Fachbüchern, macht der Zwergfadenwurm trotzdem Probleme

Probleme machen können sie aber trotzdem, wie dieser Fall zeigt. Symptome treten nur bei den Saugferkeln auf. Durchfall, Abmagerung, Blutarmut und plötzliche Todesfälle sind typisch. Die Würmer können aber auch Hautentzündungen mit Juckreiz verursachen. Lungenentzündungen mit Husten und Atembeschwerden sind zudem möglich.

Befallene Tiere scheiden Wurmeier mit dem Kot aus, woraus sich Larven entwickeln. Larven treten einerseits über die Haut in den Körper ein und durchwandern ihn. Bei Sauen lagern sie sich dann im Bauchfettgewebe ab und befallen kurz vor der Geburt die Milchdrüsen. Somit infizieren sich die Saugferkel andererseits bei der Milchaufnahme.

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Hygiene senkt den Infektionsdruck erfolgreich

Der Infektionsdruck wird mit folgenden Massnahmen erfolgreich gesenkt:

  • Abferkelbuchten im Rein-Raus-Verfahren bestossen.
  • Sauen vor dem Umstallen gründlich waschen.
  • Regelmässige Entwurmung der Muttersauen. Idealerweise ist diese vor dem Umstallen in die Abferkelbuchten abgeschlossen.
  • Reinigung und Desinfektion mit einem Desinfektionsmittel, das zuverlässig gegen Parasiten wirkt.
  • Stallungen möglichst trocken halten, z.B. mittels Einstreupulver.

Eine Verwurmung bei Schweinen ist meistens durch Peitschen- oder Spulwürmer bedingt. Die Auswirkungen sind aber in der Regel erst bei älteren Schweinen sichtbar.

Bei Saug- und Absetzferkeln hingegen spielen Würmer noch kaum eine Rolle. Dies hat unter anderem mit ihrem langen Entwicklungszyklus zu tun. Zuchtbetriebe, die nicht regelmässig entwurmen, müssen zumindest Sammelkotproben untersuchen lassen. So steht es in den SGD-Richtlinien.

Entwurmte Tiere nehmen besser zu und sind widerstandsfähiger

Das SGD-Merkblatt «Entwurmung» informiert detailliert zum Thema. Auch für Mastbetriebe ist die Entwurmung sinnvoll. Die Mastschweine danken es meistens mit einer besseren Gesundheit und höheren Masttageszunahmen.

Nicht zu vergessen: Bei Durchfall ist die wichtigste Sofortmassnahme, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Den Ferkeln sollte deshalb unbedingt eine Elektrolytlösung angeboten werden. Nur Wasser reicht nicht aus, da dieses nur mit Hilfe von Elektrolyten aufgenommen werden kann. Ein Produkt gibt es etwa im SuisShop oder beim Tierarzt.