Kurz & bündig
-2018 kam es auf dem Hof der Familie Liechti in Uerkheim AG zu Erosion.
-Erde ergoss sich wie eine Schneelawine bis in die Talsohle.
-Oliver Liechti änderte das Anbausystem und hat im wesentlichen den Pflug mit einem Grubber ersetzt.
-Die Bodenstruktur hat sich verbessert und der Boden ist bei Wetterextremen stabil.

Fünf Wochen nach der Maissaat kam es im Jahr 2018 in der Region um Uerkheim AG zu einem Starkregen. Die jungen Pflanzen hatten den Boden der mit Pflug und Kreiselegge vorbereiteten Hangparzelle erst wenig durchwurzelt und konnten die Erde nicht zurückhalten.

Erodierte Erde bewegte sich wie eine Schneelawine mehrere hundert Meter über eine Weide, ein weiteres Maisfeld und einer Wintergerstenparzelle bis in die Talsohle, wo sie sich auf einem Winterweizen-Feld auftürmte.

«Wir sind hier in der voralpinen Hügelzone. Das Erosionsrisiko mit dem konventionellen Anbauverfahren mit Pflug und Kreiselegge nach Wiesenumbruch für Mais war mir bewusst. Aber zu Schäden kam es bis ins Jahr 2018 nicht. Nach dem Ereignis handelte ich aber sofort und schaute mich nach einer erosionssichereren Anbaumethode um», sagt Landwirt Oliver Liechti.

[IMG 2]

Ein neuer Grubber hat den Pflug ersetzt

Auf dem Betrieb Liechti geht es um zwölf Hektaren Silomais, der jährlich nach Grünland angebaut wird. Bis auf zwei Hektaren befinden sich die landwirtschaftlichen Nutzflächen am Hang. Als nach der Erosion tonnenweise weggeschwemmte Feinerde in der Talsohle mit dem Bagger verladen und wieder oben an den Hang gefahren wurde, machte Oliver Liechti den ersten Schritt zu seinem aktuellen Anbauverfahren.

Er kaufte einen Grubber, um den Pflug bei der Grundbodenbearbeitung zu ersetzen. Eine Lockerung auf rund 20 Zentimeter Tiefe sieht Oliver Liechti auf seinen eher schweren Lehmböden für die Durchlüftung als notwendig an.

Deswegen hat er auch nicht auf Direktsaat umgesattelt, obwohl mit diesem Verfahren die grösste Sicherheit gegen Erosion zu erwarten wäre. Zudem wollte er auch nicht Glyphosat für den Wiesenumbruch einsetzen, was er bei Direktsaat als notwendig gesehen hätte.

Die erste Arbeit für den neuen Grubber bestand darin, die Weidefläche zu sanieren, über welche sich die Erosion talwärts ergoss. Diese ging durch Bodenherbizide kaputt, welche rund eine Woche vor der Erosion auf dem Maisfeld oberhalb eingesetzt wurden.

«Diese Feststellung gab mir dann auch noch zusätzlich zu denken», erinnert sich Oliver Liechti. Er sah sich bestärkt darin, das Erosionsrisiko mit allen Mitteln zu reduzieren.

[IMG 3]

Eine Rotorfräse ersetzte die Kreiselegge

Der Grubber bringt mit dem neuen Verfahren zur Maissaat nicht nur Luft in den Boden, er zeigt sich auch als optimale Vorbereitung für den anschliessenden Einsatz der Rotorfräse, welche das Saatbett vorbereitet und auf der auch die Sämaschine aufgebaut ist.

Aber das lief nicht bereits im ersten Jahr nach der Erosion so. Bis das Verfahren mit den nun passenden Maschinen feststand, waren verschiedene Praxiseinsätze notwendig, welche immer wieder optimiert wurden. So wollte Oliver Liechti das Saatbett für den Mais ursprünglich nach dem Grubber mit der Kreiselegge herstellen – gleich wie bisher nach dem Pflug.

Das bewährte sich jedoch nicht. Die Kreiselegge beförderte Mutten obenauf. Das Maissaatgut konnte deswegen nicht exakt in die Erde gebettet werden. Ein zweiter Durchgang mit der Kreiselegge machte die Situation noch ungünstiger.

Die Lösung fand Oliver Liechti mit der Streifenfrässaat, wofür er einen Lohnunternehmer beauftragte. Mit dieser Technik gelang es, ein Saatbett herzurichten und das Saatgut mit Feinerde zu umhüllen. Das war allerdings nur eine Notlösung, die für Liechti nicht zum Standard werden sollte. Das Verfahren war ihm zu grob und die dazu notwendigen Lohnunternehmer-Maschinen aus seiner Sicht zu schwer. Auch die Intensität der Bodenbearbeitung der Saatstreifen erachtete er als zu hoch.

[IMG 4]

Das Maschinengewicht hatte Oliver Liechti immer im Auge

Seit jeher achtet Oliver Liechti darauf, nicht zu schwere Maschinen und Traktoren auf seinen Äckern einzusetzen, um Spurschäden zu vermeiden. Aus diesem Grund presst er zum Beispiel das Stroh in Rundballen statt Quaderballen. Das Traktor-Presse-Gespann weist nur etwa das halbe Gewicht auf, da weniger Antriebs- und Zugkraft notwendig ist.

Kommt es wegen schweren Maschinen und nassen Bodenbedingungen zu Spurschäden, wird Boden verdichtet. Bodenfunktionen wie der Luftaustausch, das Speichern von Wasser und Nährstoffen sind behindert und Pflanzen sind bei der Durchwurzelung in diesen Zonen eingeschränkt. Seine Ertragsstärke nimmt ab. Weil solche Böden nicht mit Wurmgängen und Pflanzenwurzeln stabilisiert sind (auf dem Bau würde man von einer Armierung reden), erodiert er auch rascher. Und dies bei Hanglage erst recht.

Auch im Flachland ist man vor Erosion nicht sicher. Die Feinteile schwimmen zwar nicht unbedingt aus dem Feld, aber sie füllen die Hohlräume des Bodens. Seine Luftporen werden verstopft und er kriegt nur noch wenig Luft und atmet schwer. Die Ertragsstärke nimmt ab. Verdichteter Boden erholt sich nur langsam, wenn überhaupt.

[IMG 5]

Der Reifendruck wird auf das Minimum reduziert

Weitere Massnahmen, die Oliver Liechti zur Bodenschonung nutzt, sind eine grossvolumige Bereifung und Doppelräder. Er hat zwar keine Reifendruckregelanlage an seinen Traktoren, dank der arrondierten Flächen passt er den Druck jeweils auf dem Hof an und fährt mit reduziertem Druck zu den nahen Feldflächen. Wegen der teilweise starken Hanglagen kann er aber nicht das Druckminimum wählen und stellt die Reifendrücke meistens auf 0,8 bar ein.

Bei weniger Druck würde der Reifen auf der Talseite zu stark einsinken und der Traktor steht noch schräger – oder der Reifen würde durch die seitlichen Kräfte von der Felge gelöst.

Der Nutzen von Reifendruckregelanlagen ist jedoch hoch. Besonders dann, wenn ein häufiger Wechsel von der Strasse auf den Acker und umgekehrt erfolgt, beispielsweise beim Güllen oder Silieren.

[IMG 6]

Die Feldarbeit mit den eigenen Maschinen erledigen

Es sind nicht nur die Maschinengewichte, welche Oliver Liechti veranlassten, die Maissaat mit eigener Mechanisierung zu erledigen. Bei einer Fläche von zwölf Hektaren ist es für ihn auch wirtschaftlich interessant.

Nach der erwähnten Übergangslösung mit der Streifenfrässaat suchte Oliver Liechti eine Möglichkeit, wie er mit eigener Mechanisierung die Arbeit erledigen kann. Er sah die Lösung in einer Rotorfräse und sah sich nach einem Modell mit einem grossen Rotordurchmesser um. Davon versprach er sich einen ruhigen Lauf und ein schonendes Loslösen der Graswurzeln ohne Risiko einer Schmierschicht. Die Oberfläche erlaubte, danach direkt zu säen. Das hat sich so gut bewährt, dass sich Oliver Liechti entschloss, die Sämaschine auf der Fräse aufzusatteln und Saatbettherstellung und Saat in einem Zug zu erledigen.

Um den Boden zu entlasten und stabiler zu machen, hat Oliver Liechti in den vergangenen fünf Jahren neue Verfahren umgesetzt und optimal zusammengefügt.

Im Zentrum steht der Grubber, welcher den Pflug ersetzt. Der Grubber erfüllt klare Vorgaben. «Er ist mit schmalen Scharen ausgerüstet und mischt den Boden nicht. Er lockert ihn bloss. Dabei fahren wir nie schneller als etwa sieben Stundenkilometer.» Ansonsten wird zu viel Boden losgelöst. Der Grubber soll den Boden in diesem Fall nur brechen.

Vor dem Grubbern wird Mist ausgebracht, der vorher kompostiert wurde. Mit der Vorverarbeitung zu Kompost kann der ursprüngliche Mist optimal zum Bodenaufbau und Humusbildung genutzt werden, so die Erfahrung von Oliver Liechti.

Und dann hat der findige Landwirt noch etwas festgestellt: Er lässt den Boden zwischen dem Grubbern und dem Fräsen mindestens einen Tag ruhen. Durch die Trocknung der oberen Bodenschicht, die dabei stattfindet, wandern die Würmer in tiefere Schichten. So überleben sie die Bodenfräse, die zehn Zentimeter tief eingestellt ist.

[IMG 7]

Durch Liechtis Verfahren wird die Bodenstruktur weniger gestört

Bei Liechtis Verfahren liegen wie bei einer Mulchsaat noch Pflanzenrückstände an der Oberfläche. Das macht den Boden bei einem Starkregen weniger anfällig für Erosion.

Dazu kommt die innere Bodenstabilisierung durch die Umwandlung von Ernterückständen und Hofdünger durch die Bodenlebewesen. «Hier habe ich seit dem Verzicht auf den Pflug eine viel höhere Aktivität festgestellt. Das erkennt man an der Geschwindigkeit, wie rasch die Umwandlung erfolgt. Ich kann mich erinnern, dass man im Frühling vor Mais pflügte und Mist einarbeitete. Nach der Maisernte wurde wegen der Feldhygiene vor Weizen wieder gepflügt und nicht selten wurde dabei der Mist vom Frühling wieder hervorgebracht. Da sehe ich heute viel mehr Power in meinen Böden und diese Entwicklung macht richtig Spass.»

Dass dem so ist, sieht man selbst Mitte Januar 2023, wenn man unter der dünnen Schneeschicht bei Wintergerste auf die massig vorhandene Wurmerde trifft. «Die viele Wurmerde zeigt mir, dass Würmer aktiv sind. Sie beackern meinen Boden und bauen Gänge. Damit stabilisieren sie den Boden und verbessern das Wasseraufnahmevermögen sowie die Tragfähigkeit».

Die Bewirtschaftungsumstellung hat sich für Oliver Liechti gelohnt. Er konnte das Ertragsniveau halten, und seine Böden sind viel stabiler bei Wetterextremen. Die Ausnutzung der Hofdünger erachtet er als besser und beim Maschineneinsatz benötigt er viel weniger Diesel und Maschinenstunden.

[IMG 8]

Betriebsspiegel der Familie Liechti

Oliver Liechti, Uerkheim AG

LN: 33,3 ha
Kulturen: Mais, Futterweizen, Wintergerste, Kunstwiese, Naturwiesen und Weiden
Tierbestand: Munimast, Schweinezucht
Weitere Betriebszweige: Lohnarbeit: Mähen. Winterdienst
Arbeitskräfte: Betriebsleiterfamilie, Vater, Lehrling