Kurz & bündig
-Die Regeneration verdichteter Böden ist ein langwieriger Prozess.
-Oberboden in 10 Zentimeter Tiefe benötigt zehn Jahre für die natürliche Regeneration.
-Unterboden erholt sich ohne Lockerung kaum.
-Wichtig: Nur bei trockenem Boden lockern.
Stehendes Wasser nach Regenfällen, gestresste Kulturen und erhöhter Zugkraftbedarf sind Anzeichen für Bodenverdichtungen. Am besten vermeidet man alle Risiken die zu Bodenverdichtungen führen können.
Hohe Radlasten, hohe Reifendrücke und feuchte Bodenbedingungen sind eine schlechte Kombination. Das gilt nicht nur für Traktoren, auch Anhänger wie Güllefässer oder Miststreuer machen Druck – und Erntemaschinen erst recht. Es werden Fahrspuren gebildet. Dabei wird Erde zusammengepresst wie ein Lehmknollen zum Basteln. Darin kann sich weder Luft noch Wasser einfinden und gespeichert werden. Solche Bodenzonen stehen für das Wurzelwachstum nicht mehr zur Verfügung.
Dennoch lassen sich Spurschäden nicht restlos vermeiden, beispielsweise bei nassen Erntebedingungen. Dass die Radlasten immer höher werden, lässt sich auch nicht aufhalten. Oftmals helfen Anbausysteme mit reduzierter Arbeitstiefe wie beispielsweise Mulchsaat, die Tragfähigkeit des Bodens zu verbessern.
Bodenlockerung braucht das Feingefühl eines Chirurgen
Wer Spurbildung mit Bodenverdichtungen sofort mit tiefer Bodenlockerung beheben will, bewegt sich auf dünnem Eis. Mechanische Bodeneingriffe, mit dem Ziel Verdichtungen aufzulockern, sind heikle Vorgänge. Man kann dabei vieles noch schlimmer machen, wenn verdichteter Boden noch zu nass ist für eine mechanische Lockerung. [IMG 5]
Arbeitswerkzeuge verschmieren den Boden noch zusätzlich. Mit der gut gemeinten Auflockerung mit den Arbeitswerkzeugen, die den Boden nach oben heben sollen, kann dieser sogar mit dem dabei erzeugten Druck nach oben gleich nochmals verdichtet werden.
Auch wenn Bodenlockerungen mit grobem Werkzeug erfolgen, gleicht eine seriöse Ausführung einem chirurgischen Eingriff der feineren Art. Man muss genau wissen, was man tut und den Boden vorher mit dem Spaten sondieren.
Der Oberboden erholt sich erst nach zehn Jahren
Warum der Boden so sensibel ist, zeigt sich anhand der langen Zeitdauer bei der Regeneration von verdichtetem Boden wie im Agroscope-Versuch. Wenn er sich von selbst und ohne mechanische Unterstützung erholt, dauert es ewig. Resultate des Langzeitversuches haben gezeigt, dass der Oberboden in10 Zentimeter Tiefe zehn Jahre benötigt, bis die natürliche Porosität regeneriert ist.
Studienleiter Thomas Keller ist überrascht, dass es selbst so nahe an der Oberfläche so lange dauert, wenn man nichts bearbeitet. Im Oberboden hat man immerhin die Möglichkeit, bei genügender Abtrocknung mechanisch zu lockern und so die Regenerationszeit zu verkürzen.
Verdichteter Unterboden ist Sperrgebiet für Pflanzenwurzeln
Im Unterboden, in welchen man normalerweise nicht mit dem Pflug oder mit dem Grubber vordringt, sind Verdichtungen noch zäher als im Oberboden. Hier hat sich während zehn Jahren an der Bodenporosität nichts verändert und die Bodenzone ist etwa gleich verdichtet wie zu Beginn des Versuchs.
«Wir haben jedoch festgestellt, dass sich funktionelle Bodeneigenschaften schneller erholen, wenn beispielsweise eine Wurzel oder ein Regenwurm eine neue Makropore geschaffen hat. Dann steigt die Gas-Austausch-Kapazität oder Wasserleitfähigkeit schlagartig», so Thomas Keller. Das ist jedoch nur eine Feststellung. Wurzeln und Würmer verirren sich nicht gerne in ein solch düsteres Lebensumfeld. Es wird zum «Sperrgebiet», was einer hohen Ertragsbildung nicht förderlich ist.
Lockerung und Pflanzenwurzeln helfen bei der Regeneration
Die Bodenregeneration kann in oberen und unteren Bodenschichten mit einer Lockerung zu einem Zeitpunkt unterstützt werden, an dem der Boden trocken ist. So kann der Boden aufbrechen. Danach können mit einer Begrünung Pflanzenwurzeln in die Hohlräume vordringen. Dies hilft, den Boden zu stabilisieren und zu beleben. Dieser sensible Prozess dauert auch bei schonender Bewirtschaftung Jahre, bis der Boden wieder krümelt. [IMG 2]
Der Ackerboden braucht eine gute Bodenstruktur, damit er stabiler und tragfähiger wird und Maschinengewichte sicher tragen kann. Fruchtfolgen mit viel Futter für die Regenwürmer und Wurzeln für die Stabilisierung sind gefragt, um Verdichtungen gar nicht entstehen zu lassen.
Fachleute warnen davor, die regelmässige maschinelle Lockerung als Standardlösung bei Bodenverdichtungen und solche als «normal» hinzunehmen.
Verdichtung beheben
Seit 2014 findet am Agroscope Standort Reckenholz ZH ein Langzeitversuch zu Bodenverdichtung statt. Es zeigte sich, dass eine initiale Bodenbearbeitung helfen kann, dass Pflanzenwurzeln den Boden wieder nutzen können. Allerdings darf solcher Boden nur bearbeitet werden, wenn er genügend trocken ist. Für verdichtete Böden sollte eine Fruchtfolge ohne grosses Risiko von nassen Bodenzuständen und schweren Maschinen gewählt werden.