Kurz & bündig

-Direktsaat ist das schonendste Saatverfahren, das zur konservierenden Landwirtschaft gehört (Definition nach FAO: max. 25 Prozent der Bodenoberfläche darf bewegt werden).
-Konservierende Landwirtschaft besteht aus den Handlungsfeldern Bodenruhe, Bodenbedeckung und Pflanzenartenvielfalt.
-Bei der Pflanzenartenvielfalt soll mit einer langen Fruchtfolge Krankheiten und Verunkrautung verhindert werden.
-Mit Direktsaat wird der Boden nur wenig beansprucht und die Bodenbedeckung bleibt erhalten.

Abo Bodenspezialist Peter Zurbuchen geht regelmässig mit dem Spaten über seine Äcker. Er will den Zustand seiner Böden genau kennen, um diese schonend bearbeiten zu können. Bodenschutz Achtung Bodenschutz: Ackerboden ist bei nassen Böden keine Bühne für Maschinen Tuesday, 12. October 2021 Der Vergleich von Anbausystemen ist für viele Landwirte ein aktuelles Thema. Es wird diskutiert, mit welcher Bodenbearbeitungs- und Saattechnik die besten Erträge erzielt werden können. Spätestens seit dem nassen letzten Sommer 2021 rückt auch die Bodenverdichtung in den Fokus. Es stellt sich die Frage, wie Spurschäden behoben werden können und wie sich solche in Zukunft vermeiden lassen. Letztlich geht es darum, mit welchen Maschinen die Ziele am besten erreicht werden. 

Maschinen machen Boden nicht besser

Abo Die Tiefenlockerung beim Grasland interessiert die Landwirte. Bei verdichteten Böden kann die Ertragseinbusse um 20 Prozent reduziert werden. Bild: Grangeneuve Futterbau Subsoiler: Tiefenlockerung im Grasland führte zu besseren Erträgen Wednesday, 23. September 2020 Die Landtechnik-Industrie ist bemüht, für jedes Problem die passende Maschine anzubieten. Das ist gefährlich, wenn dabei der Eindruck entsteht, jede Bodenverdichtung lasse sich mit einem Maschinendurchgang weglockern. Jüngstes Beispiel sind Tiefenlockerer für das Grünland. Man hat wenig überraschend herausgefunden, dass schwere Erntemaschinen Verdichtungen verursachen und das Ertragspotenzial abnimmt.

Dabei braucht es nicht immer Maschinen. Bei der Direktsaat wird zum Beispiel ohne weitere Bearbeitung nur in feine Schlitze gesät. Keine Saatbettbereitung, keine Bodenauflockerung, rein gar nichts. Die Bodenauflockerung wird den Würmern und anderen Bodenlebewesen überlassen. Dadurch wird das Bodengefüge nicht gestört, wodurch sich die Tragkraft verbessert. Ein Wurmgang ist stabiler als Standardboden, wodurch Spurschäden reduziert werden.

Ackerbau ist geprägt von Maschinen-Trends. Jedes Jahr liesse sich viel Geld für die neuste Entwicklung ausgeben. Zum Beispiel, dass die Tiefenführung noch genauer ist, die Rückverfestigung noch besser oder die Düngerablage zur Saat noch exakter erfolgt. Auch dem Wurzelwachstum der Pflanzen will man maschinell nachhelfen, indem, beispielsweise mit einem schmalen Schar, ein Schlitz im Wurzelbereich gezogen wird. Mit einem solchen Bodeneingriff sollen die Pflanzenwurzeln dann besonders leicht in tiefere Bodenschichten vordringen können.

Effizient dank konservierender Landwirtschaft mit Direktsaat

Für Raphael Lauper aus Wiler BE und Christian Affolter aus dem benachbarten Lobsigen bei Aarberg BE stellen sich solche Verfahrens-Fragen nicht.

Christian Affolter führt mit seinem Vater eine Generationengemeinschaft und Raphael Lauper führt mit seinem Vater das Lohnunternehmen Landag und bewirtschaftet den eigenen Betrieb. Affolter ist zudem in einem Teilzeitpensum bei der Landag tätig.

[IMG 2]Den Hype um die neusten Maschinentrends beim Saatverfahren machen Lauper und Affolter nicht mit. Sie entwickeln stattdessen das Anbausystem der konservierenden Landwirtschaft weiter. Beide Betriebe machen seit rund 25 Jahren Direktsaat. Die beiden jungen Landwirte sind mit dem Verfahren aufgewachsen. Sie vermissen es nicht, nie gepflügt zu haben, mit schweren Ackerwalzen den Boden zu verfestigen und mit einer Säkombination in den offenen Ackerboden zu säen. Solche Verfahren sind im Vergleich zur Direktsaat sehr energieintensiv. Den Boden auflockern und wieder zurück zu verfestigen braucht viele PS und viel Diesel, zudem einen hohen Zeitbedarf.

In einem Vergleich zwischen Direktsaat und Pflug aus dem Jahr 2007 für die Maisaussaat wurde für das Anbauverfahren mit Pflug und Säkombination ein Dieselbedarf von 49 Litern pro Hektare ermittelt. Bei der Direktsaat, inklusive vorgängigem Spritzeneinsatz, waren es total 10,5 Liter Diesel pro Hektare.

Diese Differenz ist gross. Bei einem totalen Arbeitszeitbedarf beim Pflugverfahren mit insgesamt 168 Minuten pro Hektare, schnitt die Direktsaat in diesem Vergleich mit knapp 46 Minuten 3,5 mal besser ab.

Vorteile bei extremen Wetter-Ereignissen

Der Vorteil eines tragfesten Bodens hat sich im letzten Sommer 2021 voll ausbezahlt. Die Böden mit Direktsaat waren bei der Getreideernte tragfähiger als andere und es gab kaum Fahrspuren.

Abo Lukas Brönnimann macht sich Gedanken zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung. Bei der nassen Getreideernte 2021 musste er Kompromisse eingehen, die ihn schmerzten. Bodenverdichtung: Die nächste Generation kauft leichtere Traktoren Friday, 3. December 2021 Raphael Lauper und Christian Affolter haben auch anderes erlebt. Beide sind mit Mähdreschern der Landag unterwegs und kommen dabei mit verschiedenen Bodenbearbeitungs- und Saattechniken in Kontakt. Oft waren sie im nassen Sommer 2021 froh, dass sie mit dem Mähdrescher nicht «abgesoffen» sind. Zu kritischem Einsinken mit bis zu 40 Zentimeter Tiefe kam es allerdings mehrmals. «So eine tückische Ernte haben wir noch nie erlebt», sind sich beide einig.

Die bessere Tragkraft der Ackerböden bei der Direktsaat war im Jahr 2021 der grösste Vorteil gegenüber konventionellen Anbauverfahren mit Grundbodenbearbeitung. Durch den jahrelangen Bodenaufbau werden die vielen Wurmgänge stabilisiert und ein dichtes Wurzelwerk verfestigt die Bodenschicht wie eine Armierung den Beton. Je länger das Verfahren angewandt wird, desto kräftiger wird das Bodenwerk, welches jedes Jahr stärker aufgebaut wird.

Bei dieser Stabilisierung werden Bodenkrümel gebildet. Diese bestehen aus Feinteilen wie beispielsweise Ton, Schluff oder Sand. Zusammen mit Humus werden damit Krümel gebildet. Weil der Boden dann nicht bewegt wird, bleiben die Krümel bestehen und werden immer mehr.

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Pflügen kommt nicht in Frage

Auf dem Gründüngungsfeld, auf dem die beiden Landwirte mit dem Spaten unterwegs sind, wird klar, dass man sie tausend Mal fragen könnte, ob sie sich vorstellen könnten, doch einmal ein Feld zu pflügen. Sie würden sicher Nein sagen. Man glaubt ihnen, dass sie nicht im Traum daran denken, den schönen Bodenaufbau über den Haufen zu werfen.

Die beide sind begeistert während der Spatenprobe und kriegen kaum genug davon, hier noch einen Einstich und da noch einen Einstich zu machen. Obschon es bereits gegen Ende Dezember zugeht, finden die beiden noch viele Würmer.

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Den noch grösseren Nutzen der Direktsaat sehen Christian Affolter und Raphael Lauper jedoch in trockenen Jahren. Der Boden ist dank seinem Aufbau mit stabilen Bodenkrümel in der Lage, viel Wasser speichern zu können. Dieses steht dann auch während trockener Wetterereignisse zur Verfügung. Durch die Wurmgänge können Pflanzenwurzeln ungehindert in tiefere Schichten vordringen, um an Wasser zu gelangen. Zudem schluckt dieser Boden bei einem Starkregen viel Wasser. Das ist bei häufigen extremen Wetterereignissen ein grosser Vorteil.

Mürber und lockerer Boden überzeugt jeden

Jeder weiss, dass für die Direktsaat Glyphosat benötigt wird und das Totalherbizid in der Gesellschaft in Verruf geraten ist, weil es für die Gesundheit nicht gut sei. Wissenschaftler sind sich nicht einig. Hier wurden in den letzten Jahren unendliche Diskussionen geführt, ohne überhaupt zu wissen, was das Problem ist.

Laien meinen oft auch, dass Glyphosat vor jeder neuen Saat eingesetzt wird, also jährlich auf jeder Parzelle. In der Praxis ist der Einsatz viel geringer. Bei Lauper und Affolter kommt Glyphosat vor Zuckerrüben und Gerste zum Einsatz – und nur wenn nötig vor Mais.

«Wir mussten schon erklären, warum wir mit unserem Anbauverfahren Glyphosat einsetzen, anstatt das Feld vor der Neuansaat zu pflügen», erinnert sich Christian Affolter. Allerdings sei das heute nicht mehr so ein Thema wie noch vor einigen Jahren, so Raphael Lauper.

Kritische Nachfragen zur Direktsaat sind erwünscht

Lauper freut sich sogar, wenn die Leute kritisch sind und wissen wollen, ob der Chemieeinsatz notwendig ist. «Es freut mich, wenn mich Leute fragen, was ich auf dem Feld mache und ich erklären kann, wie das Direktsaatsystem als konservierendes Anbausystem funktioniert.

Beim Thema Glyphosat sind dann die Zweifel schnell ausgeräumt, wenn ich mit dem Spaten den Boden öffne. Oft erwarten sie eine tote Wüste und sind dann umso begeisterter über den mürben Boden mit den vielen Würmern. Die Frage, ob Glyphosat im Endeffekt schädlich ist oder nicht, löst sich sogleich in Luft auf. Viele wollen dann immer noch mehr neue Löcher graben und sind völlig begeistert.»

Trotzdem versuchen Christian Affolter und Raphael Lauper, auf ihren Betrieben den Einsatz von Glyphosat zu reduzieren. Seit einigen Jahren legen sie vor Mais und Zuckerrüben eine Gründüngung an. Diese folgt auf Getreide, verhindert eine Verunkrautung der Parzelle und bildet viel Grünmasse. Während des Winters stirbt die Masse ab.

Trotz der grossen Massenbildung, welche den Boden sehr gut abdeckt, braucht es im Frühling den Glyphosateinsatz. Die Saat erfolgt direkt in die Gründüngungsrückstände. Diese bedecken den Boden zunächst noch als Mulchschicht. Die Rückstände werden von den Bodenlebewesen mehr und mehr in Humus umgewandelt und der Bodenaufbau setzt sich fort.

Den Betrieb auf die konservierende Landwirtschaft angepasst

Es lassen sich nicht alle Kulturen mit Direktsaat vereinen. Kartoffeln lassen sich beispielsweise so nicht pflanzen. «Man muss die Fruchtfolge anpassen und allenfalls Kulturen weglassen. Bei den Kartoffeln war dies ein Grund, sie zu streichen», so Christian Affolter. Eine lupenreine Direktsaat war ihm und seinem Vater wichtiger, als diese einmal in der Fruchtfolge mit Kartoffeln zu durchbrechen.

So ist die heutige Fruchtfolge mit Zuckerrüben, Weizen, Körnermais, Dinkel und Gerste für die Direktsaat optimiert. Nach Weizen und Gerste wird eine Gründüngung angebaut.

Wer es einmal mit der konservierenden Landwirtschaft versuchen möchte, aber noch nicht so sicher ist, ob das überhaupt funktioniert, kann dies zunächst mit einfachen Kulturen versuchen. Die Unsicherheit gegenüber Direktsaat ist bei vielen Landwirten gross. Viele meinen, das funktioniere auf ihren Böden nicht.

Raphael Lauper und Christian Affolter empfehlen beispielsweise, mit einer Gründüngung zu starten. Auch Mais, Zuckerrüben oder Raps in Reihenkulturen funktionieren gut. Natürlich sollte man dies nicht auf besonders verdichteten Parzellen tun, wo der Boden nicht mehr so ertragsstark ist. Es ist aber immer noch die bessere Idee, als den Boden jedes Jahr noch intensiver zu lockern und bearbeiten.

Stabile Bodenkrüme

Bodenkrümel bestehen aus Ton, Schluff und Sand. Humus hält die Teile als Krümelkomplex zusammen und grenzt sie auch gegeneinander ab. Der Humus wirkt als Kitt- und Trennsubstanz. Wenn der Boden dann mit dem Spaten geöffnet wird, zeigt er sich locker und mürb und bricht entlang der Krümel.
Ob der Boden über stabile Krümel verfügt, lässt sich leicht testen. Man verreibt einige Krümel mit dem Finger auf der Hand. Wird die Farbe mit der Zeit heller, sind die Krümel aufgebrochen und die helleren mineralischen Bodenbestandteile kommen an die Oberfläche. Trifft dies ein, verfügt der Boden über Krümel.
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Der Finger zerstört versuchsmässig die Bodenstruktur. Wer hier den Zusammenhang versteht, weiss, dass der Finger beispielsweise auch die Zinken einer Kreiselegge sein könnten. Mit dem Unterschied, dass der Landwirt bei einem unsachgemässen Einsatz nicht bloss wenige Krümel zerstört, sondern ein ganzes Feld.

Betriebsspiegel der Generationengemeinschaft Affolter

Christian Affolter (32) und seine Eltern Ueli und Margrit
Ausbildung: Baumaschinenmechaniker und Landwirt
LN: 47 ha
Kulturen: Zuckerrüben, Winterweizen, Wintergerste, Winterraps, Silomais, Körnermais, Dinkel, Gründüngung, Kunstwiese
Tierbestand: 20 Mutterkühe
Weitere Betriebszweige: 285 Nussbäume, Alpbetrieb, Kletterholzere
Arbeitskräfte: Familie, Aushilfen bei Nussernte und Schwarznuss-Produktionwww.schwarznuss.ch

Betriebsspiegel der Familie Lauper

Raphael Lauper (27) und seine Eltern Lilian und Hanspeter
Ausbildung: Landmaschinenmechaniker, aktuell in Weiterbildung zu Fachmann Unternehmensführung
LN: 8,5 ha
Kulturen: Raps, Winterweizen, Gründüngung, Körnermais, Wintergerste
Weitere Betriebszweige: Lohnunternehmen Landag AG
Arbeitskräfte: Familie, 7 Mitarbeiter im Stundenlohn