Kurz & bündig
- Daniel Schwab baut zwei Gründüngungen hintereinander an. Ob er sie einarbeitet oder nicht, hängt davon ab, wo sich die Würmer im Boden befinden.
- Er versucht, den Boden stets erst gegen Abend zu bearbeiten, wenn die Sonne nicht mehr oder weniger stark scheint.
- Mit der Umstellung der Anbaumethode haben Ertragsschwankungen in Jahren mit starken Wetterereignissen abgenommen.
Bereits vor 30 Jahren hat Daniel Schwab aus dem bernischen Leuzigen bei der Bodenbewirtschaftung auf Direktsaat umgestellt. Ein wesentlicher Beweggrund war damals der Faktor Zeit. «Wir haben hier sehr schwere Böden und nebst Diesel brauchte das Pflügen und Eggen auch viel Zeit. Dann hat es mir der Kopf nicht zugegeben, einen grösseren Traktor für einen grösseren Pflug zu kaufen», erklärt der Landwirt. Das war der Startschuss für die bodenschonende Bearbeitung.
Mit der Zeit wollte Schwab den Einsatz von Glyphosat reduzieren. Doch das Direktsaatverfahren bedingte diesen gewissermassen, «ganz ohne gehe es nicht», meinte Schwab.
Deshalb begann er, nach und nach Elemente der regenerativen Landwirtschaft in sein Bewirtschaftungssystem einzubauen. Mittlerweile kann er auf Glyphosat verzichten. Er verfolgt nicht stur die Philosophie der regenerativen Landwirtschaft, sondern setzt die für sich und seinen Betrieb passenden und sinnvollen Elemente um. Von der Kompostierung seiner Tiefstreu über den Einsatz von Effektiven Mikroorganismen bis zu Gründüngungen. Letzteres ist ein zentrales Element, wovon er gleich zwei hintereinander anbaut.
Zwei Gründüngungen nacheinander anbauen
«Für mich ist es eine Sünde, den Boden brach zu lassen», sagt Schwab. Deshalb sät er immer, wenn auf einer Parzelle nach Getreide Mais angebaut wird, zwei Gründüngungen nacheinander an. Die erste wird innert 24 bis 48 Stunden nach dem Dreschen mittels Direktsaatverfahren eingesät. Somit kann er die Restfeuchte im Stoppelfeld für den Auflauf der Gründüngung nutzen. Auf die stehende Gründüngung wird dann Kompost aus hofeigenem Tiefstreumist und Grüngut ausgebracht.
«Den Boden brach zu lassen, ist für mich eine Sünde.»
Landwirt Daniel Schwab
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Anschliessend wird die Gründüngung Ende August eingearbeitet. Dabei passt Schwab die Wahl des Bodenbearbeitungssystems den Regenwürmern an. «Ich habe Landwirt gelernt wegen den Rindern und den Regenwürmern», erzählt Schwab stolz.
Mit dem Spaten schauen,wo die Regenwürmer sind
Bevor er die Gründüngung einarbeitet, geht Schwab mit dem Spaten aufs Feld und schaut, wo die Regenwürmer sind. Wenn sie sich an der Erdoberfläche befinden, dann arbeitet er die Gründüngung nicht in den Boden ein. In dieser Situation legt er die Gründüngung mit der Quetschwalze oberflächlich ab und sät die nächste Gründüngung mit der Direktsaatmaschine ein. Dann können die Würmer das Pflanzenmaterial von der Oberfläche in den Boden holen.
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Wenn bei der Spatenprobe keine Regenwürmer im Oberboden zu finden sind, dann macht er eine Flächenrotte. Dazu kommt der Lohnunternehmer mit dem Mulcher und zerkleinert das Grüngut. Direkt hinterher fährt Schwab mit dem Spritztank an der Fronthydraulik und der Ackerfräse am Heck. Somit kann er vor der Bodenbearbeitung den Rottelenker auf die Gründüngung spritzen und diesen hinterher einarbeiten. Falls nötig, folgt vor der Saat noch ein Durchgang mit der Federzahnegge.
[IMG 3] Der Rottelenker ist ein Kräuterfermentprodukt der EM Schweiz, welches bei der Verrottung der Pflanzenreste helfen soll.
Boden erst gegen Abend bearbeiten
Bei der Bodenbearbeitung achtet Schwab generell darauf, diese erst gegen Abend durchzuführen und bei grosser Hitze zu vermeiden. «Ich habe sonst das Gefühl, man müsse dem Boden Sonnencreme geben.»
Dieser Aspekt ist auch wichtig bei der Ausbringung von Effektiven Mikroorganismen. Diese könnten sonst durch die direkte UV-Einstrahlung Schaden nehmen.
Schwab würde jedem empfehlen, einmal mit einem Thermometer die Bodentemperatur im stehenden Getreide während dem Dreschen zu messen und als Vergleich dann ein paar Tage später die Temperatur des abgeernteten Stoppelfeldes. Das könne ein paar Grad ausmachen.
Deshalb ist es Schwab so wichtig, die Gründüngung innert spätestens 48 Stunden gesät zu haben. Im Sommer ist auch das grösste Photosynthesepotenzial vorhanden, welches er nutzen möchte. «Es würde ja niemandem in den Sinn kommen, eine Solaranlage abzudecken, wenn am meisten Sonne vorhanden ist», ist Schwab überzeugt.
Die erste Gründüngung nicht zu spät einarbeiten
Bezüglich der Energie ist es Schwab auch wichtig, die erste Gründüngung nicht zu spät einzuarbeiten. Er macht dabei die Überlegung: «Solange die Pflanzen noch nicht blühen, ist die Energie tendenziell eher in der Wurzel und nicht in der Blüte – ähnlich wie bei der Zuckerrübe.» Deshalb wird die Gründüngung bereits nach sechs bis acht Wochen wieder eingearbeitet.
Ausserdem setzt Schwab die erste Gründüngung einerseits als indirekte Unkrautmassnahme ein und andererseits zur Bodenverbesserung.
Gründüngung mit 24 Arten, um Mängel zu beheben
Er meint aber: «Unkraut in dem Sinn gibt es nicht. Das sind Beipflanzen, welche immer einen Fehler im Boden beheben möchten.» Beispielsweise sei bei ihm der Schachtelhalm fast ganz verschwunden, seit er Biolit in den Hofdünger einmischt. Schachtelhalm ist eine Zeigerpflanze für Siliziummangel.
Allfällige Mängel im Boden versucht er bewusst mir einer breiten Gründüngungsmischung zu beheben. Er setzt deshalb eine Mischung mit 24 Arten ein. Diese Mischung lässt er auf Wunsch bei UFA Samen mischen. In der Mischung sollten Arten aus allen drei Kategorien – Gräser, Leguminosen und Kräuter – vertreten sein. Dann kann jede Art ihre Aufgabe übernehmen.
«Unkräuter sind Beikräuter, die einen Fehler im Boden beheben möchten.»
Landwirt Daniel Schwab
Die Zusammensetzung der Gründüngung sei nach ein paar Wochen auch jedes Jahr anders. Je nach Wetter setzen sich eher trockenheitstolerante oder feuchtigkeitsliebende Arten durch.
Als zweite Gründüngung setzt er eine winterharte Mischung aus Hafer, Erbse und Wicke ein. Diese wird mit einer Direktsaatmaschine gesät, wobei der Hafer und die Leguminosen auf verschiedene Scharen verteilt werden können. Somit kann die Saattiefe auf das jeweilige Saatkorn angepasst werden, damit die Gründüngung schön gedeiht.
Gesunder Boden führt zu gesunde Pflanzen, gesunden Tieren und Menschen
Für Schwab ist die Bodengesundheit zentral. «Gesunder Boden, gesunde Pflanzen, gesunde Tiere und Menschen. Das Schönste, was ich feststelle, ist: Seitdem ich diese Anbaumethode verfolge, sind meine Tiere vitaler», erzählt Schwab erfreut. [IMG 6]
Dazu ist ein vitaler Boden die Grundvoraussetzung. Deshalb versucht Schwab, wenn möglich sämtlichen Mist zu kompostieren, um diesen besser verwerten zu können. Seinen Betrieb hat er nach diesem Konzept ausgerichtet. So hält er seine Mastmunis und Mutterkühe bewusst auf Tiefstreue, um möglichst viel Mist selbst produzieren zu können.
Zudem betreibt er mit zwei Kollegen die Grüngutabfuhr des Dorfes. Somit kann er seinen Tiefstreumist mit Grüngut und Ästen mischen und kompostieren. Zudem stellt Schwab selbst Komposttee her. Diesen bringt er bei jeder stehenden Kultur mindestens einmal aus. Er soll die Pflanze vitalisieren und sie gegen Schädlings- und Pilzbefall wappnen. Seit etwa sechs Jahren setzt er kein Glyphosat, Fungizid und Insektizid mehr ein.
Der Boden ist seither viel krümeliger
Nicht nur die Pflanzen- und Tiergesundheit hat sich verbessert. Sondern auch das Bodengefüge. Vorher, als in den schweren Böden gepflügt wurde, konnte man das Saatbeet fast nicht mehr schön vorbereiten.
[IMG 4] «Jetzt, bei einer maximalen Bodenbearbeitungstiefe von acht Zentimetern, ist die Krümelung zehn Mal besser geworden», erwähnt Schwab. Tatsächlich, bei der Spatenprobe im Feld mit der Wintergründüngung zerfällt der Boden sofort.
Auch der Humusgehalt hat deutlich zugenommen und liegt jetzt bei über fünf Prozent im Oberboden. Schwab ist überzeugt: Wenn der Oberboden gut ist, dann ist auch die Jugendentwicklung der Pflanzen besser.
Ausserdem kann Schwab etwas weniger Mineraldünger einsetzen, bei etwa gleichbleibendem Ertrag. Das hat vorwiegend mit dem Einsatz von Gründüngungen und Kompost zu tun. Einen Grossteil der Nährstoffe kann er so selbst zuführen. Dadurch musste er seit etwa 20 Jahren nie mehr künstlich Phosphor oder Kalium einsetzen. Lediglich Stickstoff düngt er noch künstlich zu.
Wie sieht es bei Daniel Schwab mit dem Ertrag aus?
In den ersten fünf Jahren nach der Umstellung auf pfluglose Bodenbearbeitung ging der Ertrag zurück. Das sei klar, das System brauche seine Zeit. [IMG 7] Gerade, weil der Mist kompostiert wurde, fehlte der Hofdünger am Anfang, bis eine gewisse Reserve an Kompost aufgebaut wurde.
Aber danach gelangte Schwab wieder mindestens auf dasselbe Ertragsniveau wie vorher. «Die ganze Geschichte mit dem Boden ist wie Eiskunstlauf, das kann man nicht messen wie Weitsprung», entgegnet Schwab auf die Frage, ob diese Bodenbewirtschaftungsstrategie wirtschaftlicher sei.
Weniger Ertragsschwankungen und stabilere Erträge
Aber was er ganz klar beobachten konnte, ist, dass es weniger Ertragsschwankungen gibt in Jahren mit starken Wetterextremen. Die Erträge seien seither viel stabiler. Unter anderem hat dies auch mit dem besseren Wasserspeichervermögen zu tun. Er habe somit mehr Toleranz gegenüber Klimaschwankungen.
Die stabileren Erträge, vitalere Pflanzen und Tiere, die bessere Bodenstruktur mit höherem Humusgehalt sowie der geringere Einsatz von Mineraldünger, das überzeugt Schwab. Klar koste es etwas, zwei Gründüngungen hintereinander anzusäen. Aber für diesen Betrag könnte man dagegen nicht viel Mineraldünger kaufen. Und trotzdem führt man dem Boden Nährstoffe, aber auch Struktur zu.
Schwab rät: «Nicht zu viel auf einmal umstellen»
«Wenn mich jemand fragt, was er machen solle, dann rate ich der Person: Beginn mit einer Sache, mach nicht gleich alles auf einmal. Sonst weisst du gar nicht, was das einzelne Element gebracht hat», rät Schwab.
Wenn man den Boden 30 Jahre lang gepflügt habe und anschliessend umstellt auf pfluglose Bewirtschaftung, dann könne man nicht damit rechnen, dass alles sofort funktioniere. Es brauche Jahre, bis sich das Gefüge angepasst hat. Beim Umgang mit dem Boden ist Geduld, aber auch gute Beobachtung gefragt.
Betriebsspiegel der Familie Schwab
Daniel Schwab, Leuzigen BE
LN: 30 ha (20 ha Acker)
Kulturen: Braugerste, Roggen, Dinkel, Winterweizen, Zuckerrüben, Mais, Kunstwiese
Tierbestand: 70 Mastmunis, 10 Mutterkühe
Weitere Betriebszweige: Organisiert die Grünabfuhraus dem Dorf mit zwei Kollegen
Bewirtschaftung: IP-Suisse
Arbeitskräfte: Betriebsleiter und Mithilfe der Eltern
