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Kurz & bündig

- Der Betrieb der Familie Wyss in Alchenstorf BE ist einer der ersten Schweinehaltungsbetriebe, die einem AFP-Ring beigetreten sind.
- Familie Wyss führt einen Deck-/Wartebetrieb und arbeitet mit drei Abferkelbetrieben zusammen. In ihrem AFP-Ring gibt es insgesamt 220 Muttersauen.
- Der Milchviehstall wurde damals zum Schweinestall umfunktioniert und bewährt sich bis heute.

Nach regnerischen Tagen lassen sich auf dem Betrieb «Tannu» wieder die ersten Sonnenstrahlen blicken. Im Schweinestall ist es ruhig, die Sauen haben es sich am frühen Nachmittag im Auslauf gemütlich gemacht und sind am «Sünnele». Die Tiere fühlen sich hier sichtlich wohl.

Renate und Urs Wyss führen einen Deck-/Wartebetrieb im emmentalischen Alchenstorf. Der Betrieb ist, zusammen mit drei Abferkelbetrieben, einem AFP-Ring angeschlossen. Im Ring gibt es gesamthaft 220 Muttersauen, wovon jeweils 180 der Tiere auf dem «Tannu» Platz finden. Die Jungsauen (F1-Kreuzungssauen, Edelschwein und Schweizer Landrasse) werden zugekauft und mit Duroc belegt.

Die Sauen werden auf dem Betrieb der Familie Wyss gedeckt und zwischen der 15. und der 16. Trächtigkeitswoche für 6 Wochen auf die Abferkelbetriebe transportiert. Nach dem Absetzen der Ferkel kommen die Tiere wieder auf den Deck-/Wartebetrieb. Gearbeitet wird in diesem AFP-Ring im Zwei-Wochen-Rhythmus mit 11 Gruppen à 20 Sauen. «Speziell beim AFP-Kreis ist, dass ich die Sauen jeweils an die Abferkelbetriebe verkaufe und anschliessend wieder zurückkaufe», erklärt Urs Wyss.

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Freude an der Schweinehaltung liegt bei der Familie Wyss im Blut

Renate und Urs Wyss sind bereits die dritte Generation, die auf dem «Tannu» Mutterschweine hält. Hans Wyss, der Vater von Urs Wyss, hat sich im Jahr 1999 dazu entschieden, einem AFP-Ring beizutreten. Um den Deck-/Wartebetrieb zu realisieren, wurde der Milchviehstall zum Schweinestall umfunktioniert.

«Mein Vater und ich haben beide eine Allergie auf Rindviehhaare, weshalb wir uns damals entschieden haben, die Milchproduktion aufzugeben», erzählt Urs Wyss. Zudem wäre ein Umbau des Stalles fällig gewesen.

Nach einer Betriebsanalyse wurden verschiedene Optionen überprüft. Aufgrund der Lage des Betriebes, der sich in einem Weiler ausserhalb des Dorfes befindet, eignete sich ein Deck-/Wartebetrieb. Ein grosser Vorteil war, dass die bestehenden Gebäude umgenutzt werden konnten und auch genügend Platz für die Ausläufe vorhanden war.

Die Arbeitsteilige Ferkelproduktion hat in der Schweiz im Jahr 1998 die ersten Anfänge gemacht. Somit ist der Betrieb der Familie Wyss einer der ersten Schweinehaltungsbetriebe, die sich für diese Art der Produktion entschieden haben.

Der Stall hat sich bis heute bewährt und Urs Wyss musste bisher keine grösseren Veränderungen vornehmen. Einzig die Fütterungsanlage müsse demnächst erneuert werden.

Auch die nachfolgende Generation sei sehr daran interessiert, die Schweinehaltung in Zukunft beizubehalten, erzählt Wyss.

«Wir wollen unseren Betrieb unternehmerisch führen und eine Existenz an die nachfolgende Generation weitergeben.»

Urs Wyss, Landwirt

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Spezialisierung und gute Planbarkeit bei der Ferkelproduktion

Durch die Spezialisierung auf das Decken und Warten sind die Arbeitsspitzen der Schweinehaltung auf dem «Tannu» klar geregelt. Dies ist für Urs Wyss ein grosser Vorteil. So verteilt sich die Arbeit mit den Schweinen folgendermassen:

Tägliche Arbeiten: morgens und abends Sauen im Deckzentrum füttern sowie Liegebereiche und Ausläufe misten.

In der «Deckwoche»: Rausche-Kontrolle, Deckarbeit mit zu immer gleichen Fixzeiten.

In der «Zügelwoche»: mittwochs Transporte der abgesetzten Sauen und am Samstag Transporte der hochträchtigen Sauen.

Dazwischen: Waschen des Deckzentrums, Impfungen und Trächtigkeitskontrollen, ständige Überwachung der gesamten Herde.

Auch wenn Zwischenfälle an bereits intensiven Tagen wie zum Beispiel während des Deckens ungünstig sind, habe sich das System für ihn so bewährt.

Besonders schätzt Urs Wyss auch, dass es im Ring kaum Wechsel der Abferkelbetriebe gibt und somit eine langjährige Partnerschaft besteht. Einer der drei Abferkelbetriebe ist sogar seit der Gründung des AFP-Rings dabei.

Im Abferkelring haben sich die Betriebe entweder als Deck-/Wartebetrieb oder als Abferkel-/Aufzuchtbetrieb spezialisiert. Weitblick Abferkelringe: Wirtschaftlich erfolgreich dank Spezialisierung Thursday, 26. June 2025

Gute Zusammenarbeit und reger Austausch sind das A und O

Um möglichst gut planen und somit effizient produzieren zu können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Deck-/Wartebetrieb und den Abferkelbetrieben ein wichtiger Punkt. Alle drei Abferkelbetriebe liegen in einem Umkreis von 2 bis 15 Kilometer.

Urs Wyss transportiert die Sauen selbst mit dem Traktor und Anhänger zu den Abferkelbetrieben und holt sie dort auch wieder ab. «Da ich meine Tiere selber transportiere, habe ich diesen Austausch automatisch», sagt er.

Überhaupt bringe der eigenständige Transport für ihn viele Vorteile. «Ich kann zum Beispiel auch Tiere, die früher oder später abferkeln, zu einem anderen Zeitpunkt auf die Abferkelbetriebe transportieren», ergänzt Wyss.

Weitere wichtige Partner für den Betrieb der Familie Wyss sind unter anderem:

  • Remontierungsbetrieb (Lieferung Jungsauen)
  • Anicom (Vermarktung)
  • UFA (AFP-Beratung, Futterlieferung, Leistungsauswertung)
  • Suisag (Spermalieferung, Gesundheitsdienst)

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Wirtschaftlichkeit und ASP sind die grossen Herausforderungen

«Am schönsten ist es natürlich immer, wenn alles rund läuft. Mit so vielen Tieren ist das aber schwierig», sagt Urs Wyss. Neben den täglichen Herausforderungen wie Umrauschern oder kranken Tieren kommen noch Faktoren von aussen dazu. Die Marktpreise, der sinkende Schweinefleischkonsum und Labelbedarf können die Wirtschaftlichkeit der Schweineproduktion stark beeinflussen, wie Urs Wyss aufzeigt.

Dazu kommt der Druck durch Tierseuchen, vor allem die Afrikanische Schweinepest (ASP) gehört zu den Sorgen der Schweinehalter. Auch Urs Wyss macht ein möglicher ASP-Ausbruch zu schaffen. Er erzählt von einem ASP-Beratungsgespräch, das er kürzlich auf dem Betrieb hatte.

«Uns ist es wichtig, dass wir unseren Betrieb unternehmerisch führen und eine Existenz an die nachfolgende Generation weitergeben können», verdeutlicht Wyss.

Betriebsspiegel der Familie Wyss

Renate und Urs Wyss, Alchenstorf BE
LN: 19,5 ha
Kulturen: Weizen, Gerste, Körnermais, Zuckerrüben, Kartoffeln, Karotten
Tierbestand: 180 Muttersauen
Arbeitskräfte: Renate und Urs Wyss, Hans Wyss (Vater von Urs Wyss)