Kurz & bündig
- E. coli vom Typ F4 gehören zu den enterotoxischen E. coli (ETEC) und können bei Absetzferkeln Durchfall, Kümmern und Todesfälle verursachen.
- Prophylaktisch wirken u. a. Optimierungen in den Bereichen Stallhygiene (Reinigung/Desinfektion), Fütterung (Anfüttern/Ansäuern), Wasserversorgung (Qualität/Menge) und Stressreduktion (Fressplätze/Stallklima).
- Zudem ermöglichen züchterische Massnahmen eine gezielte Selektion hin zu F4-resistenten Schweinen. Der konsequente Einsatz von reinerbig F4-resistentem KB-Sperma senkt wirksam Durchfallerkrankungen, die durch E. coli F4 verursacht werden.
Der Betriebsleiter eines Zuchtbetriebes rief beim SGD an, weil bei ihm immer wieder Absetzferkel zirka zehn Tage nach dem Absetzen starben.
Der Zuchtbetrieb hat 40 Sauen und einen Eber. Es gibt Platz für 250 Absetzer und zehn Plätze für Remonten oder für einzelne Masttiere. Der Betrieb remontiert seine Sauen selbst. Meist sind die Remonten Kreuzungstiere (Edelschwein × Landrasse). Gelegentlich werden aber auch Remonten aus Kreuzungen von Edelschwein und Piétrain behalten. Die Besamung findet fast ausschliesslich mit künstlicher Besamung (KB) statt, der Piétrain-Eber wird dort vor allem als Sucheber eingesetzt.
Die Säugezeit beträgt mindestens 30 Tage. Die Ferkel wachsen schnell, sind vital und fangen unter der Sau schnell an, selbst Futter aufzunehmen. Im Schnitt können 13 Ferkel mit einem durchschnittlichen Gewicht von 11,5 kg abgesetzt werden.
Nach dem Absetzen kommen die Jager in einen Stall im Nachbargebäude, der mit Ferkelnestern, einem Ad-libitum-Breifutterautomaten und Tränkenippeln ausgestattet ist. Die Jager haben ausreichend Stroh als Beschäftigungsmaterialien zur Verfügung. Sie bekommen Starterfutter, das bereits beim Umstallen mit Jagerfutter verschnitten wird. Ausserdem wird ihnen Wühlerde angeboten. Im Durchschnitt können sie nach zirka sechs Wochen in einen Maststall verkauft werden. Der Stall wird danach mit kaltem Wasser mit dem Hochdruckreiniger gereinigt und meist am darauffolgenden Tag neu bestossen.
Probleme zeigen sich im Jageraufzuchtstall
Ungefähr sieben Tage nach dem Einstallen der Jager fallen Tiere auf, die im Wachstum zurückbleiben, einen spitzen Rücken zeigen oder auch Durchfall bekommen. Werden diese auffälligen Tiere nicht sofort mit Antibiotika behandelt, sterben sie mehrheitlich innerhalb der nächsten Tage. Bei den Tieren fällt auf, dass sie entweder Wurfgeschwister sind oder von zwei Sauen stammen, die direkt miteinander verwandt sind. [IMG 2]
Mit der Tierärztin wurde eine Woche nach dem nächsten Absetzen ein Termin vereinbart. Falls es frisch erkrankte Tiere gäbe, sollten diese nicht behandelt werden. Es wurden zwei Ferkel von der SGD-Tierärztin ausgesucht und lebend zur Pathologie gebracht: eines mit bereits fortgeschrittenen Symptomen und keinem guten Allgemeinbefinden mehr und ein Tier mit von Durchfall verklebtem Hintern, aber sonst gutem Allgemeinbefinden und Nährzustand.
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Bei beiden Tieren wurden die Bakterien Escherichia coli (E. coli) gefunden. Mittels PCR-Gennachweis waren die E. coli positiv für den Fimbrien-Typ F4, hitzelabile Enterotoxine (LT-Ia und LT-Ib) und hitzestabiles Enterotoxin. Enterotoxische E. coli (ETEC) können sich mit ihren haarähnlichen Strukturen, den sogenannten Fimbrien, an bestimmten Zellen des Ferkeldarms anheften. Fehlen einem Tier diese Zellen, können sich ETEC nicht anheften und das Tier erkrankt deshalb nicht.
Werden Darmzellen infiziert, werden deren Zellwände undicht und es tritt vermehrt Flüssigkeit in den Darm aus. Durch den Verlust der Flüssigkeit aus den Zellen bekommen die Jager wässrigen Durchfall und dehydrieren. Der Darm kann das Futter nicht mehr richtig aufnehmen, dadurch verlieren die Jager Gewicht und können im schlimmsten Fall sterben.
Die Vaterlinien KB-Eber der Suisag sind fast alle reinerbig E.-coli-F4-resistent. Aber bei den Mutterlinien wird die Selektion noch Jahre benötigen. Viele Mastferkel in der Schweiz sind anfällig für E.-coli-F4-Bakterien, weil sie von ihrer Mutter die anfällige Genvariante geerbt haben.
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Anpassung des Managements auf dem Betrieb
Zusammen mit einem Futtermittelberater wurde das Absetzfutter angepasst. Die Jager bekommen nun zusätzlich eine Mischung zur Förderung der Darmgesundheit. Ausserdem bekommen sie Pflanzenkohle in das Futter eingemischt.
Des Weiteren ist wichtig, dass alle Saugferkel bereits gut unter der Sau fressen lernen. Es wurden grössere Breifutterautomaten angeschafft, damit die Ferkel weniger Konkurrenzdruck und somit weniger Stress beim Fressen haben und sich nicht überfressen. Ausserdem wurden zwei der vier Tränkenippel gegen zwei Tränkebecken pro Bucht ausgetauscht, die leicht zu reinigen sind. Damit soll eine genügende Wasseraufnahme gewährleistet werden.
Beim Waschen werden alle Buchten zunächst mit einem laugenhaltigen Schaum eingeweicht, bevor sie mit Hochdruck gewaschen werden. Die Jagerbuchten werden anschliessend mit Desinfektionsmittel behandelt. Es sollte stärker auf die Genetik geachtet und nach Möglichkeit nur Samen von F4-resistenten Ebern zugekauft werden.
Sechs Monate später ist der Landwirt mit den Jagern zufrieden. Die Managementmassnahmen haben sich bewährt.