Kurz & bündig

- Michael Suter ist seit drei Jahren als gewerbsmässiger Klauenpfleger mit seinem mobilen Klauenstand auf landwirtschaftlichen Betrieben unterwegs.
- Erstes Interesse, als Klauenpfleger tätig zu werden, entstand bei Suter bereits im Jahr 2017 während seiner Ausbildung zum Landwirt EFZ.
- Bis heute ist Suter seiner Vision treu geblieben und er hat auch immer neue Ideen und Pläne für die Zukunft.

Es ist Morgen und es liegt noch Nebel über dem Sonnenhof in Schwarzenbach LU. Hinter dem Stall sind bereits die Geräusche des Winkelschleifers zu hören. Als wir eintreffen, ist Michael Suter schon völlig in seine Arbeit vertieft. Der 23-Jährige aus Beromünster LU ist ausgebildeter Klauenpfleger, Landwirt und Agronom.

Michael Suter arbeitet als gewerbsmässiger Klauenpfleger und ist mit seinem mobilen Klauenstand auf landwirtschaftlichen Betrieben unterwegs. «An meiner Arbeit gefällt mir besonders, dass ich jeden Tag draussen sein und mit den Tieren und den Landwirten zusammenarbeiten kann», so Suter.

Die Arbeit als Klauenpfleger ist für Suter zudem eine erfüllende Tätigkeit, da er lahmen Tiere helfen und sie auf dem Weg zur Besserung begleiten kann.

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Begeisterung für die Klauenpflege schon seit der Lehrzeit

Erstes Interesse, als Klauenpfleger tätig zu werden, entstand bei Michael Suter während seiner Lehrzeit. Genauer genommen im Jahr 2017, während seines zweiten Lehrjahrs als Landwirt EFZ.

«In dieser Zeit habe ich mich dazu entschieden, den zweitägigen Grundkurs zu machen. Zu Hause auf unserem Betrieb habe ich anschliessend angefangen, bei unseren Milchkühen die Klauenpflege selber durchzuführen», erzählt Suter. Ein Jahr später folgte dann ein dreitägiger Vertiefungskurs.

Um gewerbsmässig als Klauenpfleger tätig zu werden, hat Suter im Jahr 2020 die fachspezifische berufsunabhängige Ausbildung (FBA) zum Klauenpfleger absolviert.

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Einstieg als Klauenpfleger durch Berufskollegen

Bevor Michael Suter seinen eigenen Klauenstand hatte, war er bereits regelmässig mit einem Klauenpfleger aus dem Nachbardorf unterwegs, der auch heute noch eine wichtige Ansprechperson ist.

Zudem konnte Suter eine Zeit lang einen anderen Klauenpfleger ablösen, der einen Unfall hatte. «Durch diese Möglichkeit konnte ich bereits die Landwirte in der Region kennenlernen und habe gesehen, wie der Klauenstand auf den jeweiligen Betrieben installiert wird», so Suter. Da dieser Klauenpfleger nach dem Unfall nicht wieder in das Berufsleben eingestiegen ist und pensioniert wurde, konnte Suter ihn letztlich ganz ablösen und auch einen Teil seiner Kunden übernehmen. Dies stellte eine gute Chance für den Einstieg als selbstständiger Klauenpfleger dar.

Generell ist der Austausch mit anderen KlauenpflegerInnen ein wichtiger Aspekt für Suter. Im Rahmen seiner FBA-Ausbildung besucht er jährlich einen Weiterbildungstag. «An den Weiterbildungstagen kann ich mich mit anderen KlauenpflegerInnen austauschen. Daneben bin ich bei der Schweizer Klauenvereinigung (SKV) dabei», so Suter.

Theorie und Praxis im Arbeitsalltag kombinieren

Über das Jahr gerechnet, arbeitet Michael Suter zu einem 80-Prozent-Pensum als Klauenpfleger. Er betreut rund 40 bis 50 landwirtschaftliche Betriebe. Weiter ist Suter zu 20 Prozent auf Stundenbasis an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) angestellt.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes führt Suter auf verschiedenen Betrieben Klauenpflege durch und dokumentiert dabei Klauenerkrankungen und -befunde. Dabei geht es um die automatische Lahmheitserkennung beim Milchvieh. «Diese Tätigkeit kann ich sehr gut mit meinem Beruf als Klauenpfleger kombinieren», so Suter.

Weiter habe Suter das Studium auch dabei geholfen, Zusammenhänge zwischen der Klauengesundheit und anderen Faktoren besser zu verstehen. «Durch das Agronomiestudium mit der Vertiefung Nutztierwissenschaften konnte ich viele wissenschaftliche Artikel zum Thema Klauengesundheit lesen und bearbeiten. Das hat mir persönlich viel weitergeholfen», erklärt er.

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Klauenstand aus den USA in die Schweiz importiert

Was einem sofort ins Auge springt, ist der topmoderne Klauenstand von Michael Suter. Der Klauenstand «Appleton Steel Ultra» funktioniert hydraulisch und ist höhenverstellbar. Der Klauenstand ist etwa 2,7 Tonnen schwer und kann direkt am Auto angehängt werden.

Als erster Schweizer Klauenpfleger hat Suter im Jahr 2021 einen solchen Klauenstand aus den USA importieren lassen. Auch heute gibt es in der Schweiz nur einen weiteren Klauenpfleger, der denselben Klauenstand besitzt.

Ein Klauenstand ist eine nicht zu unterschätzende Investition. «Meine Eltern haben mich bei der Finanzierung des Klauenstands unterstützt», so Suter.

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Es ist mehr als «nur» die Pflege der Klauen

Während seiner Ausbildung zum Agronomen gab es auch Personen, die skeptisch waren, weil Michael Suter weiterhin zu einem so hohen Pensum als Klauenpfleger tätig sein wollte.

Für Suter steckt aber mehr hinter der Klauenpflege, als viele denken. «Andere sehen vielleicht nur das Schneiden der Klauen. Ich sehe aber das ganze Bild durch die vielen Zusammenhänge und den Nachholbedarf der gesamten Branche, bei welcher noch viel Potenzial besteht», betont Suter.

Die Klauengesundheit steht auch oft mit der generellen Gesundheit des Tieres im Zusammenhang. «Für mich sind die Klauen das Spiegelbild der Herdengesundheit. Wenn ich auf einen Betrieb gehe, so sehe ich von der schlechtesten bis zur besten Kuh alle Tiere und habe so eine gute Übersicht der gesamten Herde», verdeutlicht Suter. Für ihn sei es besonders interessant, wie sich die Klauengesundheit auf den Betrieben im Laufe der Zeit verändern kann. Diese Veränderungen werden zusammen mit den Landwirten diskutiert.

Dazu gehören insbesondere betriebsspezifische Veränderungen, welche sich auf die Klauengesundheit auswirken können. «Dies kann zum Beispiel ein neuer Boden, das Einbauen einer Lüftung oder der Kauf eines Mischwagens sein. Ausserdem gibt es Betriebe, welche eine Klauenwaschanlage installiert haben oder die Klauen im Melkstand waschen», erklärt Suter.

Auch der generelle Austausch mit den Landwirten ist für Suter ein wertvoller Aspekt in seinem Berufsalltag.

«Mir gefällt besonders, dass ich jeden Tag draussen bin und mit den Tieren und Landwirten zusammenarbeiten kann.»

Michael Suter, Klauenpfleger

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Stets neue Ideen und Pläne für die Zukunft

KlauenpflegerInnen sind in der Schweiz gesucht und an Arbeit mangelt es auch bei Michael Suter nicht. Anfang Januar 2025 hat Suter deshalb einen Klauenpfleger angestellt, der für ihn zusätzlich in einem 60-Prozent-Pensum arbeitet. Im März 2025 wird Suter für sechs Wochen nach Amerika reisen. «Dort werde ich während drei Tagen ein Eins-zu-eins-Coaching mit Aaron LaVoy erhalten», erzählt Suter begeistert.

LaVoy ist ein Klauenpfleger, welcher auf der ganzen Welt für seine Kurse bekannt ist und schon diverse Fachvorträge an internationalen Konferenzen gehalten hat.

Michael Suter bleibt seiner Vision treu und möchte auch in Zukunft als Klauenpfleger tätig sein. Man merkt ihm die Begeisterung und Freude an seinem Beruf an, und er macht spürbar, dass er bald die eine oder andere neue Idee umsetzen wird …

 

Ausbildung zum gewerbsmässigen Klauenpfleger

Das Gesetz schreibt vor, dass seit dem 1.1.2017 alle in der Schweiz gewerbsmässig arbeitenden KlauenpflegerInnen eine anerkannte Ausbildung absolvieren müssen. Diese nennt sich fachspezifische berufsunabhängige Ausbildung (FBA). Der Ausbildungslehrgang wird von der Schweizer Klauenpflegervereinigung (SKV) angeboten.

Form der Ausbildung
Die Ausbildung umfasst die folgenden Aspekte:
-Theoretischer Unterrichtsteil: Videos, Fallbeispiele, Diskussionsrunden, angewandte Gruppenarbeit mit Vorstellung von Fällen
- Praktischer Unterrichtsteil: Übungen an Totklauen, Betriebsbesuche in der Gruppe

Umfang der Ausbildung
Der Kurs ist mehrstufig aufgebaut und besteht aus den folgenden Teilen:
- Theorieteil (5-tägiger Modulkurs inkl. bestandener Prüfung und 80 % Anwesenheitspflicht)
- 3-tägiger FBA-Zusatzkurs (100 % Anwesenheitspflicht)
- Praktikum in Begleitung eines regionalen Instruktors inkl. Dokumentation von total 300 Rindern

www.klauenpflege.ch