Kurz & bündig

- Die Familie Iten in Unterägeri ZG erstellte im Jahr 2021 eine Photovoltaikanlage auf Dächern und an einer Fassade.
- Die Eigennutzung des Strom steht im Vordergrund.
- Die Module auf dem Ostdach liefern bereits am Morgen Strom.

[IMG 6] Lukas Iten prüft nach dem Mittag auf seinem Handy die bisherige Stromproduktion seiner Photovoltaikanlage an einem sonnigen Tag im August. Die Anlage ist seit 1,5 Jahren in Betrieb. Die Darstellung zeigt ihm deutlich, dass die Photovoltaikmodule auf dem nach Osten ausgerichteten Dach bis jetzt am meisten Leistung erbracht haben. Im Osten geht die Sonne auf und bescheint die dort ausgerichtete Anlage von früh an. Sie befindet sich auf dem Dach der neuen Maschinen- und Werkstatthalle.

«Wenn ich möglichst viel Strom produzieren möchte, hätte ich die gesamte Anlage auf das Süddach des Milchviehstalls montieren müssen. In südlicher Ausrichtung produzieren die Photovoltaikmodule während eines Tages am meisten Strom und erreichen den höchsten Wirkungsgrad. Auf unserem Betrieb stand jedoch die Eigenstromnutzung im Vordergrund. Deshalb wurden die Dächer, wie auch eine Fassade, gezielt ausgewählt.»

Durchdachte Verteilung der Photovoltaik-Module bringt den ganzen Tag Strom

Die theoretische Maximalleistung der Anlage liegt bei 98 kW. Wären alle Module nach Süden ausgerichtet, würden sie gesamthaft mehr Strom produzieren als mit der jetzigen Verteilung. Dank Itens Verteilung produzieren sie jedoch über den ganzen Tag, ohne einen Peak am Mittag.

Itens Ziel war, während des ganzen Tages eigenen Strom zu gewinnen. Der Melkroboter und der Geflügelstall brauchen kontinuierlich Strom. Dank dem Ostdach kann der Betrieb bereits ab dem Morgen mit Eigenstrom versorgt werden. Danach folgt das Süddach und gegen Abend erreicht das Westdach seine höchste Tagesform. So ist immer ein Dach in optimaler Lage. [IMG 5]

Wenn im Winter die Sonne wegen ihrem flachen Einfallswinkel weniger Wirkung auf den Dachmodulen erreicht, kommen die Fassadenmodule ins Spiel. «Diese erreichen eine sehr hohe Wirkung. Vor allem wenn noch Schnee liegt, sind die senkrecht an der Maschinenhalle angebrachten Module sehr wirkungsvoll.» Der Betrieb liegt auf 800 Meter über Meer, im Winter gibt es dort immer viel Schnee.

Die Anlage läuft nun seit 1,5 Jahren und die Beiträge für den «Herkunftsnachweis für den ökologischen Mehrwert» HKN konnten abgerechnet werden. Diese Herkunftsnachweise garantieren den ökologischen Mehrwert von Anlagen mit Zertifikaten. Damit können die Energieversorgungsunternehmen Endkunden über den gelieferten Strommix informieren. Für den zertifizierten Strom werden 2 bis 3,5 Rp./kWh vom Energieversorger oder am freien Markt realisiert.

Die Stromrechnung von Lukas Itten ist deutlich tiefer geworden

Die Stromkosten konnten im ersten Jahr deutlich gesenkt werden. Auf dem Betrieb der Familie Iten konnte die Stromrechnung von vorher rund 18'000 bis 20'000 Franken in Spitzenzeiten auf rund 7000 bis 7500 Franken gesenkt werden. Obschon die Erfahrung nur auf einem Jahr beruht, ist klar, dass die Investition in Sonnenenergie rasch amortisiert werden kann.

Nicht zuletzt, weil nun die Stromkosten steigen und zum richtigen Zeitpunkt in die Anlage investiert wurde, also vor all den Preiserhöhungen und den grossen Nachfragen.

[IMG 4] Bevor die Anlage realisiert wurde, hat Lukas Iten mit dem Anlagebauer den Stromverbrauch analysiert und erkannt, wann auf dem Betrieb während eines durchschnittlichen Tages wieviel Strom benötigt wird. Diese Analyse führte zur Verteilung der Photovoltaikmodule auf die verschiedenen Dächer. Und wie es sich nach dem ersten Betriebsjahr gezeigt hat, geht die Rechnung auf.

Zurzeit sind solche Anlagen, bei denen der Eigenstromverbrauch im Vordergrund steht, eine sichere Investition, wenn Verbrauch und Produktion einander angeglichen werden können. Natürlich funktioniert das auch nur an sonnigen Tagen und wenn die grossen Stromverbraucher in Betrieb und Wohnungen dann arbeiten, wenn die Produktion hoch ist.

Ein grosser Traum von Lukas Iten ist es, den Eigenstrom speichern können, um nichts mehr vom Netz beziehen zu müssen. Das hat auch damit zu tun, dass er sich immer mehr Gedanken macht, wie er Produktion und Bedarf noch besser aufeinander abstimmen kann.

Zu diesem Bewusstsein ist es gekommen, weil die auf dem Smartphone von Lukas Iten stets aktuell gezeigte Übersicht der Anlage zu Produktion und Verbrauch das Bewusstsein für die elektrische Energie schärft. «Ich sehe, dass ich immer noch mehr optimieren kann.»

Den Eigenstrom zu speichern ist aktuell für Lukas Itten noch zu wenig attraktiv

Die Stromspeicherung lohnt sich derzeit allerdings noch nicht für die Familie Iten. Die Technik ist zu teuer und die Entschädigung vom Energiewerk für den überschüssigen Strom, der ins Netz gelangt, ist mit 12,5 Rappen pro Kilowattstunde (inkl. HKN-Beiträge) vergleichsweise gut.

In Zukunft soll die Einspeisung wieder attraktiver gemacht werden. Mit Nachfolgelösungen für die kostendeckende Einspeisevergütung KEV sollen wiederum grosse Anlagen unterstützt werden, welche auch in der Landwirtschaft gefördert werden sollen. Soll die Stromwende geschafft werden, tut der Bund gut daran, solche Anlagen zu unterstützen.

Lukas Iten musste zum Glück nicht politische Entscheide abwarten. Er erhielt vom Bund eine Einmalvergütung. Dieses aktuelle Fördermittel unterstützt die Investition bis zu einem Drittel und hat zum Zweck, dass damit vor allem Anlagen für die eigene Stromnutzung realisiert werden. Zudem erhielt Lukas Iten auch Unterstützung der Gemeinde Unterägeri, die als Energiedorf solche Anlagen ebenfalls fördert.

Betriebsspiegel Betrieb Schwändi

Lukas und Karin Iten, Unterägeri ZG
LN: 32 ha
Kulturen: Naturwiesen
Tierbestand: 50 Milchkühe und 20 Stück Jungvieh, 4500 Masthühner in Freilandhaltung
Weitere Betriebszweige: Lohnarbeiten
Arbeitskräfte: Betriebsleiter und Ehefrau Karin Iten, Vater, Aushilfen

 

Neue Regeln für Anlagen ohne Eigenverbrauch

Bei der Revision des Energiegesetzes soll ab Januar 2023 neu eine hohe Einmalvergütung für Photovoltaikanlagen ohne Eigenverbrauch möglich sein. Der Entscheid des Bundesrates und detaillierte Informationen werden im November 2022 erwartet.

Dabei soll die bisherige kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ersetzt werden. Die Höhe der Einmalvergütung wird ab 150 kW Leistung mittels Auktionen festgelegt. In den Auktionen gewinnen die Anlagen, welche am kostengünstigsten Strom produzieren. Faktoren wie Ausrichtung, Beschattung, Installation usw. werden dabei Einfluss haben.