PhytoPRE ist ein Informations- und Prognose-System zur gezielten Bekämpfung der Krautfäule im IP- und Bio-Kartoffelbau. Die Idee für das Programm stammt aus dem Jahr 1989, vier Jahre später wurde die Grundversion lanciert. Betreut wird das Programm von Agroscope, dem Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung.
Ziel des Programms ist es, Produzenten bei der Wahl des geeigneten Applikations-Zeitpunktes und der richtigen Mittel zu unterstützen.
Die ersten Erfahrungen mit PhytoPRE von Landwirt Daniel Peter
Landwirt Daniel Peter aus Rickenbach ZH hat Erfahrungen mit PhytoPRE: Er hat ein Jahr lang verglichen, wie sich seine Auswahl – basierend auf jahrelanger Erfahrungen als Produzent – mit den Empfehlungen von PhytoPRE deckt. Die Spritztermine waren ähnlich, mit konsequenter Berücksichtigung der Empfehlungen von PhytoPRE hätte Peter aber eine Spritzung einsparen können.
Für Daniel Peter ist zentral, dass die Entscheidungsfreiheit punkto Pflanzenschutz beim Produzenten bleiben muss, da dieser auch das wirtschaftliche Risiko trägt.
«PhytoPRE weiss, wie die Krautfäule funktioniert und sich entwickelt. Das Programm kann aber keine bestandesspezifischen Empfehlungen abgeben. Es kann sein, dass auf zwei Parzellen mit nur einem Kilometer Abstand völlig andere Bedingungen herrschen. Beispielsweise ist eine Parzelle jeden Morgen taunass, die andere hingegen trocken. Das muss ich berücksichtigen, PhytoPRE kann das nur beschränkt», so der Landwirt.
PhytoPRE unterstützen die Landwirte bei ihren Entscheidungen
Dem pflichtet Projektleiterin Tomke Musa von Agroscope teilweise bei. «PhytoPRE ist und bleibt ein Modell, das die Landwirte bei ihren Entscheidungen unterstützen soll.»
«PhytoPRE kann dem Landwirt die Entscheidung nicht abnehmen, zumal auch hinsichtlich der einfliessenden Wetterprognosen immer Unsicherheiten bestehen», erklärt die Projektleiterin. Jedoch kann bei PhytoPRE das Grundrisiko einer Parzelle höher eingestuft werden, wenn sie beispielsweise in einer Senke oder nahe eines Gewässers gelegen ist.
Derzeit laufen Bestrebungen, dass mit PhytoPRE künftig parzellenscharfe Empfehlungen gemacht werden können. Damit dies möglich ist, arbeitet man mit dem Bewässerungsnetz-Projekt der HAFL zusammen. Die Bodensonden, die auf Kartoffeläckern zwecks Bestimmung des idealen Bewässerungszeitpunktes eingesetzt werden, erhalten testweise ein Upgrade: Sie messen neu auch den Niederschlag, die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur im jeweiligen Bestand.
Diese Daten sollen dann in PhytoPRE einfliessen und exaktere Prognosen und Behandlungsempfehlungen ermöglichen. Erste Tests erfolgten in Zusammenarbeit mit der HAFL und Landwirten im Jahr 2019, heuer geht die Testphase in die zweite Runde.
Nicht alle Schweizer Kartoffelproduzenten konsultieren PhytoPRE direkt
«Die Daten von PhytoPRE werden intensiv von den kantonalen Pflanzenschutzdiensten genutzt. Darauf abgestützt geben diese und auch Vertreter der chemischen Industrie ihre Empfehlungen an die Landwirte weiter», weiss Musa. Auch wenn das Einsparungspotenzial für Fungizid-Behandlungen schätzungsweise nur bei ein bis zwei Behandlungen pro Jahr liegt, ist Tomke Musa doch von der Wichtigkeit des Programms überzeugt.
«Einerseits hat PhytoPRE sehr viel dazu beigetragen, dass die Landwirte für das Thema Krautfäule sensibilisiert wurden. Andererseits ist es im aktuellen politischen Umfeld auch wichtig, dass wir sagen können, dass nicht nur nach Bauchgefühl, sondern datenbasiert und unter Berücksichtigung der Risikosituation behandelt wird.»
Ihre Ziele für das Anbaujahr 2020, in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der HAFL, hat Projektleiterin Tomke Musa von Agroscope gesetzt:
- Tomke Musa möchte vergleichen, ob die parzellenspezifischen Empfehlungen funktionieren und wirklich genauer sind als die aktuellen Empfehlungen.
- Tomke Musa will das PhytoPRE-Modell mit Symb-light 1/Symphyt 3 vergleichen – einem ähnlichen Prognose-Modell aus Deutschland.
- Ganz generell soll mit PhytoPRE weiterhin ein Beitrag zu einem zielgerichteten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den Kartoffeln geleistet werden.