kurz & bündig
- Tiefstroh, warme Temperaturen, Grasfütterung, Weidegang und kontinuierliche Bestossung erhöhen das Risiko für Wurmbefall bei Schweinen.
- Würmer belasten das Immunsystem der Tiere stark und begünstigen das Auftreten anderer Krankheiten.
- Der SGD empfiehlt deshalb allen Betrieben eine routinemässige Entwurmung des Bestandes (Zucht und Mast).
Der Besitzer eines Schweinemast-Betriebes meldete sich beim SGD, weil der gesamte Bestand eine Woche nach dem Einstallen stark hustete. Die Tiere frassen und tranken fast nichts und zeigten neben dem Husten eine erschwerte Atmung mit deutlich hörbaren Atemgeräuschen.
Der Landwirt hatte die Tiere bereits mit dem Antibiotikum Amoxan über das Futter behandelt. Ebenfalls spritzte der Landwirt die am schlimmsten betroffenen Tiere mit dem Antibiotikum Procacillin, jedoch ohne Erfolg. Cola wurde in die Tröge gegeben, um zumindest eine gewisse Flüssigkeitsaufnahme sicher zu stellen.
Beim Bestandes-Besuch zeigte sich, dass die Tiere auf Tiefstroh gehalten werden. Der Landwirt gab an, dass er aufgrund des Wassermangels im letzten Sommer das Stroh ausnahmsweise vor dem Einstallen der Jager nicht gewechselt hatte.
Wie üblich bei Husten wurden Proben genommen, um eine Enzootische Pneumonie – eine ansteckende Lungenentzündung – auszuschliessen. Ausserdem wurden Nasentupfer zur Abklärung von Influenza-Viren (Grippe) genommen. Ein Schwein wurde zudem lebend zur Pathologie gebracht. Dort wurde es für die Sektion euthanasiert.
Die am schlimmsten betroffenen Tiere erhielten ein Schmerzmittel mit Entzündungshemmer, damit die Wasser- und Futteraufnahme möglichst wieder einsetzte. Die Untersuchungen ergaben, dass einzig und allein ein hochgradiger Befall mit Spulwürmern (Ascaris suum) zu dieser ausgeprägten Atemwegs-Symptomatik geführt hat. Sekundäre bakterielle Erreger konnten nicht nachgewiesen werden.
Würmer belasten das Immunsystem von Schweinen stark
Wurmbefall kann sich in einem Schweinebestand auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Zum Teil durch schlechtere Tageszunahmen oder schlechtere Futterverwertung, Kümmern, Durchfall (teils blutig), vermehrtes Auftreten von Kannibalismus oder eben auch durch Husten. Würmer stellen eine hohe Belastung für das Immunsystem dar. Sie können daher das Auftreten anderer Erkrankungen begünstigen.
Ein solch akutes Krankheitsgeschehen wie hier beschrieben ist eher selten. Daher sehen viele Landwirte das Problem des Wurmbefalls als nicht weiter nennenswert an.
Besonders für Mastbetriebe ohne detaillierte Mastauswertung sind die Auswirkungen nicht direkt greifbar und messbar. Oft wird daher auf eine Entwurmung verzichtet, solange es bei der Schlachtauswertung nicht zu viele Leberabzüge gibt und keine akut kranken Tiere auffallen.
Doch nicht jeder Wurm ist in der Leber in Form von Milchflecken («milk spots») zu sehen. Genau genommen werden Milchflecken nur durch die Wanderstadien des Spulwurms verursacht. Ein Befall mit Peitschenwürmern (Trichuris suis) hingegen würde keine solchen Veränderungen auf der Leber hervorrufen.
Mit konsequenter Stallhygiene gegen Würmer bei Schweinen vorbeugen
Bis zur Diagnose «Spulwurm-Befall» hatten die Schweine zum Glück schon wieder angefangen zu fressen. Der Landwirt hat den betroffenen Umtrieb insgesamt drei Mal entwurmt. Das Tiefstroh wird auf dem Betrieb nach diesem Vorfall jetzt immer komplett entfernt und der Stall sauber ausgewaschen.
Der Landwirt entwurmt nun jeden Umtrieb zu Beginn der Mast einmalig über zehn Tage. Mit diesen Massnahmen hat der Betriebsleiter die Situation wieder im Griff.