Der Apfelmarkt ist ein geteilter Markt: Es gibt Sorten, von denen darf jeder anbauen, so viel er will. Und es gibt Marken oder Clubsorten, bei denen die Menge begrenzt ist. Der Anteil dieser Premiumsorten nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Dies, obwohl die Produzenten für solche Sorten höhere Lizenzgebühren zahlen müssen.
Bereits sind 16 Prozent der Schweizer Apfelanbaufläche mit Premiumsorten bepflanzt. Vor acht Jahren waren es erst halb so viele. Man nennt diese Marken- oder Clubsorten auch «managed varieties». Denn bei diesen Sorten wird die Angebotsmenge gesteuert (managed). Auf diese Weise kann der Verkaufspreis hoch und der Druck auf die Produzentenpreise tief gehalten werden.
Michael Weber ist Geschäftsführer der Varicom GmbH. Er ist zuständig für die Markteinführung der Neuzüchtungen von Agroscope. Weber weiss, dass Marken stets Marketingmassnahmen erfordern. «Eine Marke ist immer auch ein Qualitätsversprechen an die Konsumenten.»
Die Wädenswiler Züchtung ‹Milwa› ist so eine Sorte, die als ‹Diwa› mit Markenschutz, bzw. als ‹Junami› im Ausland als Clubsorte vermarktet wird.
Nicht alle Neuzüchtungen eignen sich für diesen Schritt. Für Nischensorten wäre ein Markenschutz zu aufwändig und zu kostenintensiv. «Wie in anderen Branchen geht man auch beim Apfel davon aus, dass die Konsumenten höchstens zwanzig Prozent im Premiumbereich kaufen.»
Mit anderen Worten: Nur rund 20 Prozent der Konsumenten sind bereit, fünf Franken für ein Kilo Äpfel auf den Tisch legen. Heute beträgt der Anteil Premiumsorten im Schweizer Anbau 16 Prozent.
Die Obergrenze ist beinahe erreicht. Man muss deshalb davon ausgehen, dass neue Premiumsorten bestehende Premiumsorten bedrängen oder sogar verdrängen. Der Platz im Lebensmittelhandel ist begrenzt. Sorten ohne Markenschutz stellen aber immer noch die Mehrheit. Sie sind auch für die Konsumenten attraktiv.
Mit Premiumsorten gehen Pro duzenten ein gewisses Risiko ein Premiumsorten kosten nicht nur die Konsumenten deutlich mehr, sondern auch die Produzenten. Die Produzenten zahlen Lizenzgebühren, die entweder pauschal, pro Baum oder nach Erntemenge berechnet werden. Diese Gebühren bewegen sich in Grössenordnungen von fünf bis zehn Rappen pro Kilo.
Ihnen stehen potenzielle Mehrer löse von zwanzig bis dreissig Rappen gegenüber. Allerdings nur für jene Ware, welche die genau definierten Anforderungen bezüglich Farbe, Grösse usw. erfüllt. Und das natürlich auch nur, wenn die Mengenplanung des Sorteninhabers aufgeht. Das ist das unternehmerische Risiko.
«Kein Produzent ist gezwungen, eine Marke anzubauen. Er sollte sich deshalb vorher gut informieren und schauen, ob die Sorte auf seinen Betrieb passt oder nicht», sagt Michael Weber.
Trends, wie die steigende Erwartung an eine Ökologisierung der Apfelproduktion, sollten bei der Wahl herangezogen werden. Doch Weber gibt zu bedenken: «Es dauert sieben bis zehn Jahre, bis eine Marke am Markt eingeführt ist.»
Da gilt es die richtige Wahl aus einer Vielzahl an Neuheiten zu treffen. Viele der heute angebauten Sorten sind schon sehr lange auf dem Markt. Es gibt einen gewissen Innovationsdruck. Weber: «Eine neue Sorte ist erst einmal wie eine Blackbox. In der frühen Phase kann man nicht sicher sein, ob die neue Sorte Kinderkrankheiten zeigt – etwa bei der Baumgesundheit oder während der Lagerung.» Weber empfiehlt, eine Sorte lieber zwei, drei Jahre länger an unterschiedlichen Orten anzubauen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
Michael Weber ist zudem davon überzeugt, dass jede neue Apfelsorte mindestens ein bis zwei Resistenzen mitbringen sollte, damit sich der Aufwand einer Markteinführung für die Landwirte lohnt.