Für die kommende Zuckerrüben-Anbausaison 2025 kommen gleich vier neue Sorten auf die Liste, mit verschiedenen Toleranzeigenschaften (in Klammer). SBR bedeutet Toleranz gegenüber Syndrome de Basses Richesses und CR+ steht für Toleranz gegenüber Cercospora.

  • BTS 8735 (CR+)
  • Novatessa KWS (Rhizoctonia, CR+ und SBR)
  • Smart Beppina KWS (CR+)
  • Yvonnetta KWS (Viröse Vergilbung)

​Die Sorte Novatessa von KWS war bereits im Jahr 2024 auf der Sortenliste, jedoch nur als Spezialsorte. Im nächsten Jahr wird sie definitiv auf der Sortenliste erscheinen.

Dafür werden drei Sorten, Smart Belamia KWS, Xerus und BTS 1740, aus der Sortenliste wegfallen. «Die Sorten brachten die Ertragsleistung nicht mehr und wurden von anderen Sorten überholt», begründet Luzi Schneider, Geschäftsführer der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau. Die Sorte Smart Beppina KWS wird die Nachfolgerin von Smart Belamia KWS.

Konkrete Sortenempfehlungen

«Die Zuckerrübensorte sollte standortgerecht und passend zur Betriebsphilosophie ausgewählt werden», sagt Luzi Schneider. Er kann folgende Sorten für die jeweiligen Standorte bzw. Anbausysteme empfehlen:

Für Gebiete ohne SBR
Für SBR-freie Gebiete sind alle Conviso-Smart-Sorten geeignet. Einzig für IP-Suisse Extenso ist Smart Beppina KWS nicht geeignet.

Ohne SBR, mit Cercospora
Für SBR-freie Gebiete mit Cercospora sind für den konventionellen Anbau mit Fungizideinsatz folgende Sorten empfohlen:
- BTS 2030
- BTS 8735
- Smart Beppina KWS
- Interessa KWS

Für IP-Suisse-Extenso-Anbau:
- Novalina KWS

Bei Rhizoctonia-Problemen:
- Novatessa KWS

Für SBR-Gebiete
Für SBR-Befallsgebiete werden für den konventionellen Anbau mit Fungizideinsatz in erster Linie SBR-tolerante Sorten empfohlen:
- Antonica KWS
- Michelangelo
- Fitis
- Novatessa KWS

SBR-Gebiet mit Cercospora
Für SBR-Befallsgebiete mit Cercospora-Befall eignen sich folgende Sorten für den konventionellen Anbau mit Fungizideinsatz:
- Antonica KWS
- Interessa KWS
- Novatessa KWS

Für IP-Suisse Extenso:
- Michelangelo

Bei Rhizoctonia-Problemen:
- Novatessa KWS

Für Bio
- Novalina KWS
- Michelangelo

Für SBR-Gebiete unbedingt SBR-tolerante Sorten wählen

«Für die Sortenwahl ist der erste wichtige Entscheidungsfaktor, ob sich der Produktionsstandort in einem SBR-Befallsgebiet befindet oder nicht», erklärt Schneider. Sofern ein SBR-Befall vorherrscht, sollen betroffene ProduzentInnen ausschliesslich SBR-tolerante Sorten anbauen. Seit 2022 stehen SBR-tolerante Sorten auf der Liste und diese hätten sich bisher bewährt. Sie können selbst bei einem SBR-Befall noch gute Erträge liefern.

«Leider werden auch in SBR-Gebieten immer noch grösstenteils Conviso-Sorten angebaut, obwohl mit diesen Sorten pro Hektare Verluste in der Höhe von 1000 bis 1500 Franken entstehen», sagt Schneider. Tiefe Erträge würden in Kauf genommen werden, weil diese mit den hohen Prämien wieder gedeckt werden können.

«In SBR-Befallsgebieten sollten nur noch SBR-tolerante Sorten angebaut werden.»

Luzi Schneider, SFZ

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«Das grosse Problem ist aber, dass wir mit in SBR-Gebieten angebauten Conviso-Sorten pro Hektare rund zwei Tonnen weniger Zuckerertrag generieren», mahnt Schneider. In diesem Jahr seien 8000 bis 10 000 Hektaren von SBR betroffen gewesen – jedoch lediglich auf rund 1000 Hektaren davon SBR-tolerante Sorten angebaut worden. Nebst den zu verzeichnenden Flächen- und Produzentenverlusten würden mit der Sortenwahl zusätzlich Zuckermengen fehlen.

«Das kann längerfristig die Swissness gefährden und schliesslich die Produzentenpreise unter Druck setzen, wenn uns dadurch Verarbeiter abspringen und diese dafür ausländischen Zucker einsetzen», begründet Schneider.

Keine CR+-Sorten bei IP-Suisse Extenso

Nebst den SBR-toleranten Sorten kamen auch neue Cercospora-tolerante Sorten auf die Liste (CR+). Diese Sorten hätten sich bezüglich besserer Blattgesundheit gut bewährt.

Luzi Schneider sieht die CR+-Sorten in Gefahr. Denn aufgrund der besseren Blattgesundheit werden sie häufig im IP-Suisse-Extenso-Verfahren angebaut, bei welchem sie nie gegen Cercospora behandelt werden. Dadurch kann sich Cercospora ungehindert verbreiten und entwickeln, wodurch die Cercospora-Toleranz früher oder später vom Pilz durchbrochen werden könnte.

«Cercospora-tolerante Sorten sollten auch geschützt werden, so wie krautfäuletolerante Kartoffelsorten, um die Toleranz langfristig erhalten zu können», mahnt Schneider. Deshalb empfiehlt er CR+-Sorten ausschliesslich für den konventionellen Anbau.

Zuckergehalte gesunken, Erträge gestiegen

In den vergangenen Jahren war zu beobachten, dass die Zuckergehalte im Schnitt stets gesunken sind. «16 ist das neue 18», sagt Schneider zur Entwicklung der Zuckergehalte. Die Züchter würden vermehrt auf höhere Rübenerträge züchten und weniger auf hohe Zuckergehalte. «Beides geht nicht – die Eigenschaften hoher Rübenertrag und gleichzeitig hoher Zuckergehalt beissen sich», erklärt Schneider.

Mit zunehmendem Druck von Krankheiten und Wetterextremen sei es schwierig geworden, hohe Zuckererträge pro Fläche mit hohen Zuckergehalten zu erreichen. Daher setzen Züchter vermehrt auf hohe Rübenerträge, um den tieferen Zuckergehalt zu kompensieren, damit sie am Ende pro Hektare dennoch hohe Zuckererträge generieren können. «Die Zuckererträge konnten somit in den letzten Jahren gesteigert werden», sagt Schneider.

Eigenschaft «Gelderlös» ist aussagekräftig

Auf der Website der Zuckerrübenfachstelle werden pro Sorte verschiedene Eigenschaften aufgelistet – so auch die Wirtschaftlichkeit der jeweiligen Sorte. Auf die Frage, wie verlässlich diese Werte sind, meint Schneider, dass der Wert «Gelderlös» durchaus aussagekräftig sei.

Dieser Wert sei ein Durchschnitt von verschiedenen Anbauflächen in der West- und Ostschweiz, also mit und ohne SBR-Befall, nicht nur unter optimalen Anbaubedingungen.

Mehr zur Sortenwahl finden Sie auf der Webseite der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenanbau.