Kurz & bündig

- Edelschwein Vaterlinie (ESV) und Duroc sind die Schweinerassen, mit denen die Sauen am häufigsten besamt werden.
- Je nach Rasse muss die Fütterung etwas angepasst werden, wie die Mäster erklären – um die Mastleistung zu optimieren und einen gesunden Darm zu unterstützen.
- Züchter Fritz Studer erzählt, dass die Duroc-Ferkel viel lebhafter seien und der Eber aggressiver. Entsprechend muss das Handling anders sein als bei ESV.

Michael Lang mästet Schweine, deren Vater ein Eber der Edelschwein Vaterlinie (ESV) ist. «Das ist für mich die beste Rasse – solange ich sie richtig füttere», sagt der Landwirt aus Aristau AG. ESV zeichnet sich durch hohe Masttageszunahmen und gleichzeitig durch eine gute Futtereffizienz aus.

Damit die Schweine dieses genetische Potenzial auch ausschöpfen können, braucht es einen sauberen Stall, gutes Futter und genügend Wasser. Denn die Umwelt beeinflusst das Tier genauso wie die Genetik. Umgekehrt ist es sinnvoll, die Genetik zu wählen, die zu den Gegebenheiten auf dem Betrieb passt.

Zur genetischen Auswahl zählen diese fünf Hauptrassen:

  • Edelschwein Mutterlinie
  • Schweizer Landrasse
  • Edelschwein Vaterlinie (ESV, Markenname: Premo)
  • Swiss Duroc
  • Swiss Piétrain

Für die Mastferkelproduktion wird meist eine F1-Sau, entstanden aus der Kreuzung der beiden ersten Rassen (Mutterrassen), mit einer der drei Vaterrassen besamt, um möglichst viele Ferkel zu produzieren, welche gesund und wüchsig sind.

In den letzten Jahren hat es eine Verschiebung bei der Nachfrage nach den Rassen gegeben. ESV, welche lange am häufigsten für Besamungen eingesetzt wurde, wurde 2023 von Duroc knapp überholt. Zusammengezählt wurden ESV (rund 167'000 verkaufte Blister) und Duroc (rund 185'000 verkaufte Blister) im Jahr 2023 bei über 70 Prozent der Besamungen eingesetzt.

«Den Socken stopfen» mit Mais in der Ration

Zurück zu den Mastschweinen in Michael Langs Stall. Sie legen pro Tag um 900 bis 930 g zu. Ein Kilo Zuwachs kostete Lang in der letzten Periode Fr. 1.40. Diese effiziente und somit auch wirtschaftliche Futterverwertung strebt der Mäster an: «Die Tageszunahmen müssen nicht noch höher sein. Denn dazu bräuchte es verhältnismässig viel mehr Futter.»

Nebst dem Zuwachs ist das Fleisch von ESV-Schweinen von guter Qualität: Der Magerfleischanteil (MFA) erreicht unter den richtigen Bedingungen die optimalen Werte und auch der Tropfsaftverlust in der Pfanne der KonsumentInnen ist gering. «Das einzige Problem, welches Premo hat, ist HIS», sagt Michael Lang. HIS steht für «Hämorrhagisches intestinales Syndrom» und es führt dazu, dass Mastschweine vom einen auf den anderen Tag aufgrund einer Darmverdrehung sterben. Bei Lang im Stall ist HIS glücklicherweise kein grosses Problem. Wenn es Abgänge gebe, dann sei das zwar wegen HIS, aber mit einer Abgangsrate zwischen 0,8 und 1 Prozent seien dies Einzelfälle.

Damit das so bleibt, legt Lang nebst der Hygiene im Stall ausserdem grossen Wert auf das passende Futter. Die Schweine erhalten Trockenfütterung. Dank der Trockenfütterung fressen die Schweine langsamer, beobachtet Lang. Ausserdem haben räuberische Schweine geringere Chancen, den anderen Tieren das Futter wegzufressen.

Beigemischt ist dabei immer Maissilage, frisch aus dem eigenen Fahrsilo. «Wenn wir uns den Schweinedarm wie eine Socke vorstellen, dann würde das strukturarme Futter schnell hindurchgepresst werden. Der Mais stopft diese Socke und verlangsamt die Durchgangsrate im Darm», erklärt Lang. Zudem senke der Mais den pH im Magen. Durch das saurere Milieu hätten es die Keime schwerer, sich zu etablieren. «Insgesamt profitiert der Darm», sagt Michael Lang.

Genetik beeinflusst Fütterung, Schlachtzeitpunkt und Erlös

Bei Landwirt Hans Salvisberg aus Gümmenen BE tummeln sich seit zwei Jahren Mastschweine von Duroc-Vätern im Stall. Vorher hatten die Abgänge aufgrund von HIS schleichend zugenommen, erzählt er: «Ich war nicht mehr bereit, dies zu akzeptieren. Das Tierwohl steht für mich an erster Stelle. Somit war für mich klar, dass ich etwas unternehmen musste.» Seit dem Rassewechsel nahmen die Abgänge markant ab und liegen nun wieder unter einem Prozent.

Ganz ähnlich erging es Landwirt Hanspeter Minger aus Dieterswil BE. «Das ist mein drittes Jahr mit der Duroc-Genetik», erzählt er. Seither sind bei ihm die Abgänge stark zurückgegangen. «Jedes tote Schwein ist eines zu viel. Ich bin froh, geht es den Tieren aktuell gut», sagt der Mäster. Die Eigenschaften des Durocs haben Auswirkungen auf die Mast. Hans Salvisberg und Hanspeter Minger erklären, wie sie dabei vorgehen.

Fütterung

Bei Hans Salvisberg fressen die Schweine Flüssigfutter mit Schotte aus der nahe gelegenen Käserei und Expanderfutter von der Futtermühle der regionalen Landi. Die Fütterung musste Salvisberg für Duroc anpassen: «Ich musste bremsen, damit die Schweine gegen Mastende nicht verfetten.» Das ehemalige Mittelmastfutter wird heute in der Vormast verwendet. Das aktuelle Ausmastfutter enthält eine extensivere Konzentration von 13 MJ verdaulicher Energie (vorher: 14 MJ VES in der Ausmast). In der Mittelmast werden die beiden Futter gemischt.

Hanspeter Minger hat hingegen an der Fütterung nicht viel geändert. Er fütterte den Premo-Schweinen vier Mal täglich die Futtersuppe mit 13,5 MJ VES, und so macht er es auch bei den Duroc-Schweinen. Hinzu kommt ein Literbecher Apfelessig pro Tag, auf alle Schweine verteilt (ca. 5 Liter pro Tag). Ausserdem streut Minger jeden Tag in jede Bucht zwei Handvoll Pflanzenkohle. «Das bindet Schadstoffe im Darm. Ich muss nur das richtige Mass haben, denn es kann auch wichtige Nährstoffe binden und damit unverfügbar machen.»

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Die Pflanzenkohle ist für ihn auch ein Zeiger: Wenn das Schwein nicht zum Trog komme, werfe er etwas Pflanzenkohle vor oder gebe ein Büschel Gras. «Wenn es das frisst, mache ich mir keine Sorgen. Dem Schwein geht es bald wieder gut. Es hat eventuell eine leichte Magenverstimmung oder fühlt sich sonst nicht ganz wohl – wird sich aber mit etwas Pflege und Ruhe wieder erholen.»

Schlachtzeitpunkt

Hans Salvisberg achtet verstärkt darauf, nicht allzu spät schlachten zu lassen. Früher habe er geschlechtergetrennt gemästet. «Aber seit ich strikte auf das Gewicht schaue, habe ich nicht viel verloren», sagt er. Es sei für ihn praktischer und er müsse die Ferkel nicht unnötig stressen, indem er bei ihrer Ankunft lange sortiere.

«Sortiere ich vor dem Schlachten nach Gewicht, berücksichtigt das die Kastraten ebenfalls: Sie gebe ich tendenziell früher, mit einem Schlachtgewicht von 86 bis 88 kg. Die weiblichen Tiere, die weniger verfetten, kann ich auch etwas später geben», erklärt der Landwirt.

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Hanspeter Minger geht ähnlich vor. Er legt den Schweinen während des Fressens eine Schnur mit zwei abgemessenen Knoten um den Bauch und misst so, ob das gewünschte Gewicht erreicht ist. «Ich habe keine Waage. Mit dieser Methode und meinen Erfahrungswerten fahre ich aber gut.» Sein Ziel ist ein Schlachtgewicht von mindestens 80 kg, wobei 85 bis 90 kg ideal wären.

Erlös

Der Erlös ist bei Duroc tiefer als bei Premo. Zum einen ist die Futterverwertung schlechter als bei Premo. Zum anderen liegt es an den tieferen MFA-Werten, womit die Duroc-Schweine nicht immer in den optimalen Bereich fallen, der vom Abnehmer mit Zuschlägen abgegolten wird.

Hans Salvisberg erreicht immer noch ansprechende MFA-Werte bei seinen Schweinen. Aber eben, im Durchschnitt sind auch bei ihm die Werte gesunken. Seit der Umstellung der Vaterrasse ist Salvisbergs Erlös pro Tier um einen bis zwei Franken zurückgegangen, wie die Auswertung des Futtermittelberaters zeigt. Für Salvisberg ist das kein Grund zur Sorge: «Die tieferen Abgangszahlen haben für mich einen grossen Wert.»

Hanspeter Minger argumentiert ähnlich: «Ich will gar keine Milchbüechlirechnung machen. Für mich ist viel wichtiger, dass die Schweine gesund sind und dass ich nicht regelmässig zur Kadaversammelstelle fahren muss.» Auch bei ihm sind die Abgänge deutlich unter ein Prozent gefallen. Die MFA-Werte sind bei Mingers Schweinen stabil geblieben. Bis heute erzielt er mit einem Grossteil seiner Schweine einen Zuschlag. Der finanzielle Verdienst ist damit nach dem Rassewechsel vergleichbar geblieben.

Lebhafte und robuste Ferkel, aggressiver Duroc-Eber

Auf einen weiteren Unterschied zwischen ESV und Duroc macht Züchter Fritz Studer aus Oberösch BE aufmerksam: «Duroc-Schweine sind lebhafter und haben weniger Ordnung im Stall.» Das Lebhafte geht einher mit einer gewissen Robustheit, die Studer durchaus gefällt: «Auch winzige Ferkel kommen meist durch.» Dennoch: Die Buchten brauchen stärkere Pflege. Für die Eisengabe und die Impfung braucht es ebenfalls mehr Energie, denn «diese Duroc-Ferkel halten dagegen, sträuben sich – sind eben viel lebhafter», sagt Studer.

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Für den Mehraufwand wird er von den beiden Mästern entlöhnt. Darauf haben sie sich zu dritt geeinigt, nachdem Studer auf Wunsch der Mäster die Vaterrasse von ESV zu Duroc gewechselt hatte. «Grundsätzlich spielt es für mich keine Rolle, ob ich mit Premo oder Duroc besame. Mit den Reproduktionszahlen – Lebendgeburten, Non-Return-Rate und so weiter – bin ich auch bei Duroc zufrieden.»

Einzig der ausgewachsene Duroc-Eber in seinem Stall kann zu einem gewissen Risiko führen. Der Eber soll zum einen die Sauen in Rausche bringen. Zum anderen kommt er bei den Sauen zum Zug, die Mühe haben, aufzunehmen. Dieser Duroc-Eber sei aggressiver als seine Premo-Vorgänger. Der Umgang mit ihm sei ein anderer. «Mittlerweile kenne ich das Verhalten meines Ebers und weiss, wie damit umzugehen ist», erzählt Studer.

Er überlege sich aber gut, ob er künftig noch einen Duroc-Eber halten solle oder ob die Gefahr für den Lehrling zu gross sei. Die Haltung eines Ebers ist für Studer unumstritten. Doch er würde in Zukunft wohl eher wieder einen Premo-Eber einsetzen.