Kurz & bündig
-Das Wetter beeinflusst die Heubelüftung stark.
-Trockene Luft ist ideal für die Heutrocknung.
-Die Belüftungsanlage muss technisch gut funktionieren.
-Rasche Trocknung hält die Futterqualität hoch.

In der landwirtschaftlichen Produktion ist vieles digitalisiert und standardisiert. Das Wetter bleibt jedoch ein bedeutender unberechenbarer Faktor, den Landwirte nehmen müssen, wie es kommt. Besonders bei der Steuerung von Heubelüftungsanlagen spielt das Wetter eine zentrale Rolle, denn die Wetterdaten beeinflussen die Belüftungswirkung massgeblich.

Martin Zbinden, Futterbauspezialist am Inforama in Zollikofen BE, betont, wie entscheidend sowohl die Leistungsfähigkeit der Heubelüftungsanlage als auch die richtige Strategie für deren Einsatz seien. Nur mit einer gezielten Belüftungsstrategie lässt sich ein früher erster Schnitt am Stock optimal nachtrocknen und stabil lagern.

«Mit einer funktionierenden Heubelüftung reichen zwei sonnige Tage auf dem Feld aus», erklärt Zbinden. «Dieser Spielraum ermöglicht es, den Schnitt dann zu machen, wenn die Futterqualität den Anforderungen entspricht. In der Regel gibt es jeden Frühling ein solches Schönwetterfenster.»

Die Belüftungstechnik muss funktionieren

«Damit kurze Wetterfenster zum Glück führen, muss die Belüftungsanlage zuverlässig funktionieren und man muss die Leistungsgrenze des Ventilators kennen. Wird zu viel Menge auf einmal eingefüllt, reichen weder der Druck noch die geförderte Luftmenge aus, um die Belüftungsziele zu erreichen», sagt Martin Zbinden. Es lohnt sich also, vor jedem Schnitt, der im Stock verschwindet, die Heubelüftung unter die Lupe zu nehmen, um Störungen vorzubeugen. Wichtige Kontrollpunkte sind:

  • Elektrische Kontakte oder Kabelverbindungen.
  • Sensoren für Temperatur oder Feuchte, damit die Werte korrekt erkannt werden.
  • Mechanische Störungen wie lose Riemen oder blockierte Luftkanäle.

Es muss viel Wasser verdunsten

Wenn an der Technik nichts zu beanstanden ist, braucht man nur noch die Belüftungsfaktoren zu berücksichtigen, um den Stock rasch zu trocknen.

Wenn Heu mit einem TS-Gehalt von 60 Prozent eingefahren wird, müssen pro Kubikmeter Heustock noch etwa 40 Liter Wasser aus dem Futter entnommen werden. Wer sich das vorstellt, merkt: Das ist nicht wenig. Erst nach der Wasserentnahme erreicht das Futter einen TS-Gehalt von mindestens 85 Prozent und ist lagerstabil. [IMG 3]

Es braucht also Bedingungen mit trockener Luft, damit diese im Heustock viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. Hier gibt es den Wert der relativen Luftfeuchtigkeit. Die relative Luftfeuchtigkeit gibt in Prozent an, wie viel Wasserdampf, im Verhältnis zum maximalen Aufnahmevermögen von 100 Prozent, in der Luft enthalten ist. Je höher die Lufttemperatur ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen.

Martin Zbinden vom Inforama erklärt, dass sich die Aufnahmekapazität bei höheren Lufttemperaturen exponentiell vergrössert. «Die Temperatur bringt die notwendige Energie für die Verdunstung in den Stock. Die Luftmenge ist das Medium für den Transport der Feuchte», fasst Martin Zbinden zusammen.

Gutes Heubelüftungswetter ist trockene Luft mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von unter 50 Prozent. Das ist dann, wenn die Temperatur hoch ist und ein trockener Wind weht. Weniger geeignet ist Westwind mit feuchter Luft. Wenn das Wetter nicht mitspielt, können Techniken wie Warmbelüftung oder Entfeuchteranlagen die Trocknung ermöglichen.

Nach dem Einführen muss der Heustock bei einem TS-Gehalt von unter 70 Prozent auch nachts und bei feuchter Witterung laufen. Auch wenn die Wasserentnahme nicht gross ist, wird er immerhin gekühlt. Für die Endtrocknung wird der Lüfter nur noch dann laufen gelassen, wenn die Zuluft möglichst weniger als 50 Prozent relative Feuchtigkeit aufweist. Auf dem Stock können Landwirte mit einer Wärmebildkamera die Homogenität prüfen. Wo das Futter noch feucht ist, ist die Oberfläche wegen der Verdunstungskälte kühler. An Stellen, wo die Luft mit der gleichen Temperatur austritt, wie sie eingeblasen wurde, gibt es bereits nichts mehr zu trocknen – hier sollte das feuchte Futter draufgegeben werden. «Es lohnt sich auch, regelmässig barfuss über den Stock zu laufen. So spürt man, ob die Luft überall gleichmässig aus dem Stock austritt», so Zbinden.

Um zu testen, ob der Stock fertig getrocknet ist, kann man an einem sonnigen Nachmittag bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von unter 50 Prozent den Lüfter starten. Wenn die Sensorenanzeige auf dem Lüfter anzeigt, dass die Luft mit den gleichen Werten aus dem Stock kommt, ist er fertig getrocknet.

Die Entscheidung, was es für den Heustock braucht, fällt man also mit den eigenen Sinnen wie auch mit Sensordaten.